Dendera (altägyptisch Tantarer, griech. Tentyris) ist ein Ort in Oberägypten, ca. 55 km nördlich von Luxor, mit einem archäologischen bedeutenden Hathor-Tempel. Der Ort liegt am westlichen Nilufer am Rande der Wüste, ca. 4 km entfernt von der gegenüberliegenden modernen Stadt Qena. Die Geschichte des Ortes geht bis in die prädynastische Zeit zurück. Dies wird dokumentiert durch einen uralten Friedhof unweit der Umfassungsmauern des Hathor-Tempels.
Im alten Ägypten war Dendera die Hauptstadt des 6. Gaus von Oberägypten, des Krokodilsgaues --> Jqr. Berühmt ist der der Lokalgöttin --> Hathor geweihte Tempel, der vermutlich in der 6. Dynastie entstanden ist und später umgebaut wurde. Eine Inschrift in der Krypta berichtet, dass die Gründungsurkunde des Tempels in prädynastischer Zeit ausgestellt und während der Herrschaft von --> Chufu (4. Dynastie) in einer Truhe in Memphis gefunden worden sei. Der Tempel wurde restauriert unter --> Pepi I (6. Dynastie) und renoviert von --> Thutmosis III (18. Dyn). Mit Ausnahme von Chufu wurden tatsächlich Spuren von Bauaktivitäten dieser Pharaonen im Tempelbezirk gefunden, die ältesten Reste, die sich in situ in der Umfassungsmauer befinden, datieren in die Zeit von Nectanebos I (30. Dyn.). Wiederverwendete Blöcke mit Inschriften von Pharaonen des Mittleren Reiches (z.B. --> Mentuhotep II), des Neuen Reiches ( --> Ahmose, --> Amenhotep I, Thutmosis III, --> Ramses IIRamses II und III, etc.) und der kuschitischen Zeit belegen die Existenz älteren Bauten (Bard, loc. cit.).
Die imponierende gegenwärtige Gestalt erhielt der Tempel jedoch in griechisch-römischer Zeit. Die Bauarbeiten an der heutigen Tempelanlage begannen unter den letzten Ptolemäern im Juli des Jahres 54 v. Chr. und wurden erst nach einer Bauzeit von rund 200 Jahren unter den Römern abgeschlossen.
Das Tempelgebäude hat eine Länge von 81 m und ist 34 m breit, es ist ausgezeichnet erhalten. Die folgende Abbildung zeigt einen Grundriss des Gebäudes (nach Arnold, modifiziert).
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Der Tempel beeindruckt sowohl durch die Architektur als auch durch Reichtum und saubere Ausführung der Reliefs. Wände und Säulen sind mit feinen Skulpturen bedeckt. Die Wandskulpturen im Inneren stellen die Opfer darbringenden Kaiser Augustus, Tiberius, Claudius und Nero in durchaus altägyptischer Weise vor.
Durch das Portal gelangt man in eine vermutlich unter Tiberius (schraffiert im obigen Grundriss) begonnene, unter Nero vollendete imposante Halle ( --> Pronaos, folgendes Foto), die von 24 Säulen in vier Reihen getragen wird und im Inneren 27,5 m hoch und 43 m lang ist. Die jeweils 3 Säulen der Front sind rechts und links des Eingangs durch --> Schrankenwand (Interkolumienwand) verbunden. An den Wänden der Halle findet man die Namen der Kaiser Caligula, Claudius, und Nero.
Die folgende Abbildung zeigt den Pronaos von innen, alle 24 Säulen sind mit Hathor-Kapitellen geschmückt.
Auf den Pronaos folgen in der Tempelachse der eigentliche Kernbau mit Hypostyl, getragen von 6 Säulen und umgeben von Magazinräumen, ein äußeres Vestibül, sowie ein inneres Vestibül vor dem Barkenraum (B). Der Barkenraum ist umgeben von 11 Zellen, die nur von dem Umgang um den Barkenraum zugänglich sind.
Auffällig sind einige Räumen westlich des Barkenschreines. Rechts (westlich) vom Eingang des Barkenschreines führt ein Durchgang in einen Innenraum, auf dessen südlicher Seite sich ein Durchgang zu einem Innenhof öffnet. Hinter (südlich vom) dem Innenhof liegt erhöht die Uabet (U), ein auf drei Seiten geschlossener Raum mit einer Front aus zwei Säulen, die von Hathor-Kapitellen gekrönt sind. Die beiden Säulen sind über Schrankenwände rechts und links des Durchgangs mit den Seitenwänden verbunden (siehe folgendes Foto).
In der Uabet wurde die "Wirksamkeit" des Kultbildes der Hathor durch Krönungs- und Bekleidungsszeremonien gesteigert (Arnold, loc. cit.)
Die gesamte Außenwand des Tempels ist mit einem System von Krypten ausgehöhlt. Diese Krypten waren nur durch enge Einstiege in Mauern oder Böden zugänglich, waren mit Steinplatten verschließbar, und dienten der Aufbewahrung von zahlreichen Kultobjekten und Kultbildern. Ein ähnliches System von Krypten findet man im Tempel von Edfu, dessen Grundriss möglicherweise als Vorlage für den Hathor-Tempel von Dendera gedient haben könnte.
Über 2 Treppen erreicht man das Dach, in dessen Südwestecke sich ein sehr schöner Kiosk mit 12 Säulen befindet. Alle Säulen tragen ein Hathor-Kapitell (siehe folgende Abbildung).
In dieser Kapelle erfolgte die Vereinigung der Kultbilder mit der Sonnenscheibe.
Vom Dach aus hat man nach Nordosten einen schönen Blick auf das römische --> Geburtshaus (Mammisi). Im Hintergrund erkennt man den Nil.
Ebenfalls vollständig erhalten ist auf der Westseite des Tempelgebäudes der Heilige See.
Quelle: Arnold, D., Die Tempel Ägyptens. Augsburg 1996
Bard, K., Encyclopedia of the Archeology of Ancient Egypt. Kentucky 1998
Porter, B., Moss, R.L., Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. Bd.VI. - Upper Egypt Chief Temples. Oxford 1970
Eingestellt durch: | Iufaa (23.04.2005) |
Bearbeitet durch: | Iufaa (25.04.2005) |
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