Nun zum letzten Teil des mittleren Abschnitts. Ich entschuldige mich an der Stelle mal für die endlos lange Funkstille, die diesmal leider technisch bedingt war. Ich hatte einfach zu viele private Sachen zu klären.
gr(.t) „auch, ferner, oft ganz abgeschwächt und nicht zu übersetzen, zuweilen leicht gegensätzlich: aber“ (WB V, 177-179.2) 2.
wDb „umwenden/zuwenden“ (WB I, 408.3-15)
Zitat:
(etwas) hinwenden (n zu, r weg von der Person) wDb sxwnw r wDa sw (denn) der Streit(fall) wendet sich gegen den der schlichten wollte; umleiten (Opfer) wDb htp-nTr Gottesopfer umlaufen lassen; führen (Handlung r zu einem Zweck
(HWB S. 234)
3.
m-xt Zukunft, das Danach (WB III, 346.10-14) Daraus ergäbe sich die Transkription:
jw gr(.t) r wDb n=Tn n m-xt Jetzt fällt aber etwas auf: Wir haben eine Satzstruktur aus: [proklitischer Partikel]-[enklitischer Partikel]-[Präposition]- [Verbum]-[Präposition-Suffixpronomen]-[Präposiion-Substantiv]
Das entspricht einem Satzaufbau von:
[Partikel]-[Partikel]-[Prädikat]-[„Dativ“]-[Adverbialphrase] Das [Subjekt] fehlt offensichtlich. Also sah ich mich gezwungen wie auch an anderer Stelle ein Wort hinzuzufügen, um diese Lücke zu schließen.
Die Transkription, die ich selber aufgestellt habe, hat mich zunächst in die Richtung einer Pseudoverbalkonstrution gedrängt. Hier wäre es also: jw-[Subjekt]-gr(.t) r wDb n=Tn n m-xt „-[Subjekt]- wird auch/ferner/aber umwenden/zuwenden euch [/für euch] für die Zukunft/in Zukunft.“
Die Regel in dem Falle würde deutlich machen, dass es sich hier bei dem unbekannten -[Subjekt]- um das Suffixpronomen =j also „ich“ handelt. (=>jw=j gr(.t) r wDb n=Tn n m-xt „Ich werde auch/ferner/aber umwenden/zuwenden euch [/für euch] für die Zukunft/in Zukunft.“) Aber was soll das bedeuten?
Sieht man sich die Einträge zu dem Verb wDb „umwenden/zuwenden“ an, findet man nicht viele in den Kontext passende Einträge.
(WB I, 408.11, .13, .14): Zitat:
umwenden u.ä .
Zitat:
III. Transitiv: etw. hinwenden nach u.ä. a) vom Baum, der seinen Wipfel dem Toten (mit n) zuwendet 12 Pyr. b) Böses gegen (mit r) den umwenden, der es tat. 12. Gr. c) in dem Ausdruck: wDb a die Hand wieder hinreichen o.ä. 13
Um das Rätsel zu lösen, will ich aber noch tiefer in die Verwendung des Verbums gehen. Also sehen wir uns mal die Zetteleinträge an.
(Nicht wundern, wenn die Zettel nun nicht in der Reihenfolge auftreten, wie sie im DZA aufgeführt sind. Ich beziehe die Zetteleinträge aus meinen alten Ordnern und Aufzeichnungen, wobei ich die nicht nummeriert und quer Beet in einzelnen Kästen niedergeschrieben habe.)
1. DZA 22.735.290
Zitat:
Edfu
...wDb=f jdb.(w) "...und es wendet sich zu deinen Ufern."
2. DZA 22.735.440 Zitat:
Pyramidentexte
wDb n=k nbs tp=f "...und der nbs-Baum neigt/wendet sein Haupt dir zu.
3. a) DZA 22.735.070 Zitat:
Dram. Ramesseumpap. 101-103
wDb=f xr gbb "...und er wendet sich an Geb."
b) DZA 22.735.080 Zitat:
Dram. Ramesseumspap. 104-106
wDb=f n gbb "...und er wendet sich an Geb."
Leider konnte ich keine besseren Zettel finden, die eine ähnliche Verwendung in dieser Form wiedergeben und ich denke nicht, dass ich mich beim Wort vertan habe. Ich bin da aber offen für andere Vorschläge.
Ich gehe davon aus, dass es eigentlich wDb (j)x.t heißen müsste, aber dass passt nicht zu =j. Wieso sollte der Verstorbene opfern? Und vor allem wie? Also wird es sich wohl doch eher um einen Passiv handeln. Allerdings steht dem jw so, wie ich das sehe im Weg. Daher würde ich hier eine Ausnahme erkennen.
Ich habe mich heute erst daran erinnert, dass es ja auch ein unbestimmtes Suffixpronomen gibt. Und was sehe ich da: =tw
Wb V. 245.3-11:
Zitat:
tw unbestimmtes Pronomen man. ...
B. als Bildungselement des Passivums ... man ist
Und wenn ich im DZA nachsehe finde ich einen einzigen Zettel, der eine Pseudoverbalkonstruktion belegt:
DZA 30.953.680
Zitat:
d'Orbiney 12,2-3.
jw=tw Hr dhn s(j){t} r Sps.t aA.t Man war beim sie zur großen vornehmen Frau / Favoritin Ernennen.
Zitat:
...man erhob sie zur großen Favoritin
Mir ist absolut klar, dass das leider weitaus nicht ausreicht, diese Variante ausreichend zu belegen, aber es ist ein Beleg, dass das später zumindest möglich war und es würde einen "Fehler" weniger bedeuten. Man hätte dann nicht fehlerhaft D21 doppelt geschrieben. Außerdem wäre kein Imperfektiv verwendet worden, der nicht wirklich für die Zukunft verwendet wird.
Meine Übersetzung daher: jw(=tw) gr(.t) r wDb ((j)x.t) n=Tn n m-xt "Man wird auch euch opfern (lit. Dinge zuwenden) für die Zukunft..."
Ich hoffe, es interessiert überhaupt noch jemand, was ich hier tippe.
Bei grt ist das zweite r eine Verschreibung für t. Das zweite r ist also nicht als Präposition zu sehen.
Das folgende Verb ist m.E. eine ungewöhnliche Schreibung für wdn "opfern" (Wb I, 391). Das Gardiner-Zeichen V24 kann neben wD auch wd gelesen werden (Lautwandel). Die Form sehe ich als .w-Passiv an. Die Endung wurde in der Spätzeit - auch sonst - kaum geschrieben. Hier wird das Passiv "unpersönlich" verwendet (Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, § 420):
Zitat:
Apart from the regular use with nominal subject, impersonal employments are often met with ...
Haplographie: wdn n=Tn - das zweimal aufeinander folgende n wurde nur einmal geschrieben.
Somit ergibt sich als meine Lesung:
jw gr{r}(.t) wdn(.w) (n)=Tn n m-xt "dann wird euch für die Zukunft geopfert werden"
Die Übersetzung ist futurisch wegen des n m-xt "für die Zukunft" (Wb III, 346).
Bei grt ist das zweite r eine Verschreibung für t. Das zweite r ist also nicht als Präposition zu sehen.
Kommt das denn in der Zeit öfters vor? Ansonsten könnt es ja dann auch jw(=tw) gr(.t) r wd(n) n=Tn n m-xt sein. Ein Wort wegzulassen ist meiner Meinung nach was anderes, als eine Glyphe zu verwechseln. Vor allem auch für einen Handwerker. Ich habe so eine Fehlschreibung in den Zetteln nicht gefunden. Darum...
Ich schließe mich deiner Lesung des Verbs aber ansonsten an. Sie umgeht das Problem, dass hinter dem Verb ein Substantiv für den Kontext angefügt werden muss. Bei wdn ist deutlich belegt, dass es des öfteren allein für "opfern" steht. Das Wort habe ich aber leider zuvor nie gesehen und ich hab gar nicht dran gedacht, dass ja auch doppelte Zeichen gern mal verkürzt werden. Vielleicht fixiere ich mich zu sehr darauf, was tatsächlich geschrieben steht, statt was eigentlich gemeint ist, wenn man weiß, was ich damit meine.
Zitat:
Die Übersetzung ist futurisch wegen des n m-xt "für die Zukunft" (Wb III, 346).
Ich habe in den Zetteln noch einmal nachgesehen. In der Tat kommt der Anterior/sDm.n=f auch zusammen mit n m-xt vor. Ich würde aber auch dementsprechend wortgetreuer das ganze formulieren. Natürlich ist das mehr oder weniger die "Gegenleistung" für den Totenkult, der Nespa. durch die Priester zuteil wird, da sind wir uns denke ich, einig.
jw gr{r}(.t) wd(n.w) n=Tn n m-xt "Es wurde euch (damit) auch/ferner für die Zukunft geopfert." Im übertragenen Sinne sorgen sie mit dieser Handlung ja für ihren eigenen Totenkult. Zumindest versteh ich das so.
Das gehört ja zum Schreibfehler, dass er nur gelegentlich auftritt. Häufen sie sich, muss man annehmen, dass vielleicht ein Grund vorliegt, z.B. Lautwandel, und es sich nicht um Fehler handelt.
Zitat:
In der Tat kommt der Anterior/sDm.n=f auch zusammen mit n m-xt vor.
Nichts für ungut, hier liegt aber ein sDm=f vor. Das n von wdn gehört zum Stamm.
Die Bedeutung dieser Stelle ist klar - wie Du sagst: Wer für Nespaqaschuti opfert, der wird belohnt werden.
Das gehört ja zum Schreibfehler, dass er nur gelegentlich auftritt. Häufen sie sich, muss man annehmen, dass vielleicht ein Grund vorliegt, z.B. Lautwandel, und es sich nicht um Fehler handelt.
Für mich sind auch Dinge "Schreibfehler", die du vielleicht nicht so bezeichnen würdest. Zum Beispiel dass in der Spätzeit gern
auch mal an Adjektive oder ähnliche Konstruktionen angehängt wird, obwohl das Bezugssubstantiv maskulin ist. Das ist ja da auch mehr oder weniger die Regel, wenn ich das richtig im Kopf habe. Ich habe da jetzt nicht extra noch einmal Zitate aus diversen Büchern herausgesucht, weil ich denke, du weißt, was ich meine. Wenn in einer späteren Zeit versucht wird, eine frühere Sprachstufe zu verwenden und man regelmäßig die Regeln eben dieser "bricht", sind das für mich erstmal "Fehler", so sehr sie die Regel sein mögen. Das ist aber meine Meinung, die lediglich meine Ausdrucksweise beeinflusst. Wenn du das anders siehst, weil dadurch im Prinzip mehr oder weniger eine eigene "Sprachstufe" entsteht, ist das für mich genauso ok und auch nachvollziehbar. Ich muss ja aber dann nachfragen.
Und das genau meinte ich an der Stelle. Ich habe gedacht, dass in der Spätzeit gern auch
mit
verwechselt wurde und du das mit "Bei grt ist das zweite r eine Verschreibung für t. Das zweite r ist also nicht als Präposition zu sehen." anspielst. Ich wollte das nur noch einmal genauer von dir haben, weil es das Abwiegen der Wahrscheinlichkeit deutlich vereinfachen würde.
Im Moment sind ja mehr oder weniger beide Varianten "Schreibfehler", also scheinbar selten. Ich habe mir das im Moment, nach erneutem nachdenken so vorgestellt, dass ja jw das w bereits enthält und man so sich =tw aus Platzgründen gesparrt hat oder dass es wirklich ein reiner Fehler ist, bei dem der Handwerker bei der Arbeit verrutscht ist. Ich kann mir wie gesagt schwer vorstellen, dass man
mit
verwechselt. Dann muss die Vorlage ja dermaßen undeutlich geschrieben sein. Ich kann aber auch nicht in Köpfe schauen, vor allem, weil sie ja lange vor mir gelebt haben. Also sind wir ja generell auf die Wahrscheinlichkeitsabwägung über Belege oder zur Not Spekulationen angewiesen.
Genauso aber auch meine Variante. Der einzige Beleg, der mir ausreichend schien war aus dem frühen Neuen Reich. Das ist schon etwas her und scheint auch keine normale Ausdrucksweise gewesen zu sein. Ich kann aber aus dem gennanten Grund für mich selbst nicht guten Gewissens von einer Verwechslung der beiden Zeichen ausgehen. Der Handwerker konnte wahrscheinlich nicht lesen. Und daher fällt meiner Meinung nach eine hieratische Vorlage weg. Es müssen also mindestens Kursivhieroglyphen sein. Und wenn ich mir die mir bekannten Beispiele zu gemüte führe, ist da ein Unterschied deutlich zu erkennen...
Mein Vorschlag wäre also, erstmal weiterzumachen, und sich nach dem letzten Teil der Inschriften erneut spezifisch damit zu beschäftigen, wenn nötig. Ich persönlich kann mich da nämlich wirklich noch nicht entscheiden, so klar es für dich auch sein mag. Ich möchte mir diese Textstelle einfach dann noch einmal am besten aus einem anderen Blickwinkel ansehen. Ich will da aber auch niemanden bevormunden.
Zitat:
Nichts für ungut, hier liegt aber ein sDm=f vor. Das n von wdn gehört zum Stamm.
Die Bedeutung dieser Stelle ist klar - wie Du sagst: Wer für Nespaqaschuti opfert, der wird belohnt werden.
An der Stelle muss ich mich wohl entschuldigen. Vielleicht habe ich mich da unklar ausgedrückt.
Ich habe geschrieben:
Zitat:
Ich habe in den Zetteln noch einmal nachgesehen. In der Tat kommt der Anterior/sDm.n=f auch zusammen mit n m-xt vor...
Es ging mir hierbei ausschließlich darum, dass n m-xt auch mit dem Anterior/sDm.n=f vorkommt. Das mag zwar klar sein, ich find es aber wichtig, weil man dort auch abgeschlossene Handlungen eben in Verbindung mit dieser Präpositionalphrase sieht. Ich kenne den sDm.w-Passiv nämlich ausschließlich als Vergangenheitsform. Ich habe bei Gardiner aber auch futurische Beispiele gefunden, allerdings räumt der Text dort auch ein, dass die Zukunft nicht wirklich die Hauptbedeutung zu sein scheint, wenn ich mir den Einleitungstext ansehe.
Zitat:
THE PASSIVE sDm.f FORM
§ 419. The form of the suffix conjugation (§ 410) next demanding attention is here called the passive sDm.f. Externally, this closely resembles the active sDm.f form long familiar to the student. Confusion with the latter is, however, rendered impossible in practice by the invariable passive meaning; the passive sDm.f signifies 'he was heard' or 'he is heard' despite the absence of the element .tw employed to form passives from the other parts of the suffix conjugation. In addition to this distinguishing characteristic, an ending -w (with some mutable verbs also -y) often helps to identify the form; see the next section.
Und das du das auch so siehst, habe ich aus deinem Post an der Stelle geschlossen:
Zitat:
Die Übersetzung ist futurisch wegen des n m-xt "für die Zukunft" (Wb III, 346).
Das hat mich nämlich an die ähnliche Bedeutung von so manchem Anterior/sDm.n=f erinnert, bei dem einer Person "Leben, Dauer und Wohlbefinden" mit dem Abschluss des "Aussprechens" des entsprechenden Satzes gegeben ist. Der Satz mag in der Vergangenheit über eine Sache reden, aber meint eigentlich, dass das in der Zukunft geschehen sein wird. Ich persönlich finde, dass man so nah wie möglich an der wörtlichen Formulierung bleiben sollte, um den Text so genau wie möglich beizubehalten. Und ich finde, an der Stelle spricht der Text wie gesagt davon, dass in der Zukunft diese abgeschlossene Handlung vorliegt. Ich hoffe, dass ist soweit nachvollziehbar von mir erklärt.
Zitat:
Das n von wdn gehört zum Stamm.
jw gr{r}(.t) wd(n.w) n=Tn n m-xt Das hab ich so ja auch transkribiert. Ich habe eben nur im Gegensatz zu dir das zweite n als ausgeschrieben angenommen, weil ich aus der von mir angenommenen ägyptischen Sicht sonst =Tn in die Luft hängen würde. Ich glaube einfach, dass die Präposition wichtiger als der fehlende Konsonant eines Wortes ist. Das ist aber für die Sachlage egal und du kannst das gern machen, wie du das für richtig hälst. Immerhin habe ich für meine Deutung keinerlei vorzeigbare Belege und mehr Gedanken habe ich mir da zugegebenerweise auch überhaupt nicht gemacht. Ich denke mal, du nimmst das zweite als fehlend an, weil es weggelassen wird, eben weil es ja bereits da steht. Kann ich auch durchaus nachvollziehen, aber was da richtig ist, kann man denke ich nicht mehr genau sagen, sondern nur die Wahrscheinlichkeit abschätzen. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt eine andere Verbalform darin gesehen. Oder ich habe es nicht gemerkt.
Da ist einiges bei mir nicht so angekommen, wie Du es gemeint hast. Vielleicht war meine Reaktion auch etwas überzogen ...
Noch einmal zu den Fehlern: Karl Jansen-Winkeln hat die Besonderheiten der Spätzeit-Inschriften untersucht und seine Ergebnisse in seiner Spätmittelägyptischen Grammatik der Texte der 3. Zwischenzeit, Wiesbaden, 1996 zusammengestellt; leider vergriffen und auch nicht online. Ein längerer Abschnitt befasst sich mit Fehlern (S. 27-30). Ich habe nur den Teil "Falsche Zeichen" herausgegriffen; "unser" Beispiel ist zwar nicht dabei, aber man kann erahnen, dass Zeichenverwechslungen in diesen Inschriften ein Thema ist.
Auch ihm ist das t bei maskulinen Wörtern aufgefallen und hat es unter dem Stichwort "'Determinativ' oder Füllzeichen" abgehandelt (S. 25-26). Ich hatte verschiedentlich schon darauf hingewiesen; bitte "Füllzeichen" in die Suchfunktion eingeben.
Genau so eine Liste meinte ich. Und da hast du definitiv Recht. Was die da an Zeichen verwechselt haben ist schon kurios. Noch während ich auf deine Antwort gewartet habe, habe ich aber auch noch ein bisschen weiter gesucht und im Hieratischen wird
und
wohl sehr ähnlich geschrieben, in einem Beispiel sogar identisch. Vielleicht ist das der Grund für diesen Fehler. Damit hat sich allerdings meine Variante erledigt. Solche Fehler sind zu der Zeit anscheinend nicht unbekannt und damit ist es auch unnötig ein ganzes Wort hinzuzufügen, so sehr der Satz danach ausehen mag. Damit schließe ich mich deiner Deutung als sDm(.w)-Passiv an, aber eben mit meiner Formulierung, die ich zuvor erklärt habe. Ist nur etwas seltsam, dass der Rest bisher so fehlerfrei geschrieben ist.
Ich habe mir auch überlegt, vielleicht könnte man Ausnahmen einfach in einem extra Thread sammeln.
Und um keine Zeit zu verlieren, geht es gleich mit dem nächsten Teil weiter, damit ab nächster Woche der letzte Teil des Texts übersetzt werden kann.
Ich habe den extra beim letzten mal nicht mit reingenommen, damit wir uns auf den ersten Teil des Satzes konzentrieren können.
Wir hätten da folgende Wört bzw. Phrasen:
1. s.xA (Wb IV. 233.7) (DZA 29.468.660)
Zitat:
jnk pw s.xA.n=j m(w).t-m(w).t=j m(w).t-jt(j=j)
„„“Ich bin es“, ich gedachte der Mutter meiner Mutter und der Mutter meines Vaters.“ (Hervorhebung des Subjekts)
2. kA (Wb V, 86.10-89.11) der Ka eines Menschen
3. r-tr.(wi) (Wb V, 316.2) „zu beiden Zeiten“ => „immer“
Daher ist dies meiner Meinung nach so zu lesen: s.xA.tw kA=Tn r-tr.(wi) „(Es wurde euch (damit) auch/ferner für die Zukunft geopfert,) wobei eurem Ka gedacht wurde zu beiden Zeiten.“
...von Opfergaben, Speisen auch mit n: jemandem dauernd gehören...
(Keine entsprechenden DZA-Einträge mit jx.t.)
DZA 24.021.850: Mit Resultativ
Zitat:
Kairo Wb. Nr. 133. Kl. Granistatue des
Htp.t=k mn.tj r-xft-Hr=k Deine Opferspeisen bleiben vor dir.“
DZA 24.021.890: Mit Resultativ und r-s.t-jr.i(t)
Zitat:
Tomb of Paheri 9 (Back Wall) Fehler: unknown glyph name: and
Df(A).(w)=k mn(.w) r-s.t-jr.i(t) „Deine Speisen bleiben am dazugehörigen Ort.“ (siehe unter 5. und 6.)
5.
s.t „Sitz; Stelle; Stellung„ (Wb 4, 1, 3.10-6.20)
Zitat:
...Besonders mit m oder r an seiner richtigen Stelle u.ä. allein oder in Verbindung mit einem Verbum c) die Stelle davon [s.t jr.i(t)]: bes. mit m oder r davor: am rechten Ort, in Ordnung.
6.
jr.i „ davon; dessen (Possesivadj., meist invariabel)“ (Wb 1, 104.19-105.4)
Zitat:
III. Allein als Zusatz zu Substantiven; auch zu Präpositionen u. Ähnl. Alt veränderlich, früh unveränderlich geworden oft als Ersatz eines Possesiv-Suffixes: „zugehörig“, „davon“
7.
TAw „Luft; Wind; Atem“ (Wb 5, 350.12-352.29) Eine Formulierung, die TAw n rn(.w)=Tn ähnelt ist mir weder im WB, noch im HWB begegnet. Ich wüsste auch nicht, wie ich im Zettelarchiv so genau danach suchen soll. Ich gehe aber von einer Metapher aus. Folgende Möglichkeiten bieten sich an: 1. „die Luft eurer Namen“, was keinen Sinn machen würde. 2. „Luft für eure Namen.“
Ansonsten hat sich der Schreiber auch hier vertan und rn ist eigentlich r’. Aber Ich weiß nicht, ob das identisch mit einer Zeichenverwechslung ist. Das wäre ein Zeichen zu viel. Ein Füllzeichen oder ein wirklicher Fehler? Ich übernehme lieber vorsichtigerweise „Namen“.
anscheinend nur mit Bezug auf Speisen. I. Eine Person speisen. Allein oder mit m: mit einer Speise.
(DZA 31.442.130): Bezug auf (j)x.(w)t-jb=f (Edfu) (DZA 31.442.140): Bezug auf (j)x.t nb(.t)
Allerdings ist mir im letzten Moment die kleine 1 auf der WB-Seite aufgefallen. (DZA 31.441.650): Zitat:
...der wr-mA beschenkt dich mit seinem sd;
(DZA 31.441.660, DZA 31.441.660): wie letztes (DZA 31.441.670): mit dem „was ihr Vater gegeben hat“ So viel dazu. Ich hätte ansonsten jm{=f}(=s) verstanden bzw. bin ich davon ausgegangen, dass es das gewesen ist.
Aus meiner alten Übersetzungsvariante: sw als Neutrum: (DZA 29.034.480) Zeit für mich nicht erkennbar.
Zitat:
es ist gut, wenn du ebenso ausgestattet bist.
(DZA 29.034.490): Pap. Leiden
10.
HH „Million“ (Wb 3, 152.14-153.24)
11.
Hr-tp „auf; zugunsten von“ (Wb 5, 271.23-272.6)
12.
nfr „gut sein; schön sein; vollkommen sein; vollendet sein “ (Wb 2, 253.1-256.15) Die Schreibung hier ist anscheinend rein Lautlich bzw. in Einkonsonantenzeichen geschrieben. Ich habe so eine Schreibung noch nie gesehen und als Beleg nur eine Ähnlichkeit mit rn nfr (WB 2, 428.6-13) vorzuweisen. Ansonsten musste ich raten.
Transskription:
(1) dm(.w) rn=Tn Hr wdH.w (j)x.(w)t=Tn mn(.w) r-s.t-jr.(i{w}t) TAw n rn(.w)=Tn drp=Tn w(j) jm=f Ax n=n sw r HH m (j)x.t rn(.w)=n nfr(.w) Hr-tp-tA
Übersetzung: „...nachdem euer Name auf dem Opferständer genannt wurde. Euer Besitz bleibt (dann) am zugehörigen Ort. Luft/Hauch gehört euren/ist für eure Namen(?). Möget ihr mich damit speisen. Sie/Er ist nützlicher für uns als eine Millionen von Besitz/Dingen, weil unsere Namen (wegen ihm) schön sind auf Erden.“
r s.t jr.j "am rechten Ort, in Ordnung" (Wb IV, 6.17)
Damit: "Eure Dinge sind am rechten Ort / in Ordnung"
In diesem Zusammenhang ist sicherlich gemeint: "alles, was mit euch zu tun hat, wird in Ordnung sein / bleiben".
Das folgende muss eine Verschreibung sein; ich würde lesen:
TAw n r{n}(A)=Tn drp=Tn wj jm=f
TAw n rA "Hauch des Mundes" (Wb V, 351.11-12). "Hauch des Namens" habe ich noch nie gesehen. Die Konstruktion läuft bei Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar unter der Bezeichnung "anticipatory emphasis" (§ 148), wobei hier das Objekt vorangestellt und im Satz mit einem Suffix wieder aufgenommen wird:
"Der Hauch eures Mundes, möget ihr mich mit ihm versehen."
Zur ungewöhnlichen Schreibung von nfr:
Karl Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Gramatik der Texte der 3. Zwischenzeit, Wiesbaden, 1996, § 33 "'Alphabetische' Schreibungen'":
Zitat:
In dieser Zeit kaum belegt (erst ab D.25 häufiger).
Dieter Kurth, Einführung ins Ptolemäische, Teil 1, Hützel, 2007, S. 4-5:
Zitat:
Eine Gemeinsamkeit der meisten Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit ist, daß neben klassisch-mittelägyptischen Schreibungen und neben rein ideographischen Schreibungen die sogenannten "alphabetischen Schreibungen" zunehmen.
Das Beispiel mit nfr (S. 5) habe ich angehängt.
Die Stele des Nespaqaschuti gehört ja wohl in die späte Spätzeit.
schön, dass du doch noch antwortest. Ich habe schon gedacht, dass die Übersetzung zwischen den anderen Threads untergegangen ist und überlegt, dich in einer Kurzmitteilung danach zu fragen. Immerhin bist du ja der einzige, der hier noch schreibt. Also außer mir.
r s.t jr.j "am rechten Ort, in Ordnung" (Wb IV, 6.17)
Damit: "Eure Dinge sind am rechten Ort / in Ordnung"
In diesem Zusammenhang ist sicherlich gemeint: "alles, was mit euch zu tun hat, wird in Ordnung sein / bleiben".
Ich schätze mal, es geht darum:
Zitat:
(j)x.(w)t=Tn mn(.w) r-s.t-jr.(i{w}t) (...) Euer Besitz bleibt (dann) am zugehörigen Ort.
Also wahrscheinlich, dass ich vom "zugehörigen Ort" schreibe. Das liegt daran, dass das die wörtliche Übersetzung ist und ich gerne "wörtlich" übersetze. Das ist aber rein meine Vorliebe. Ob es jetzt die Stelle, an die etwas gehört, oder die richtige Stelle ist, tut dem Kontext kein Unrecht, finde ich. Das eine gibt es eher "kryptisch" an und so, wie es da steht, das andere hingegen gibt den Sinn des Satzes wieder. Wenn dir das also lieber ist, habe ich damit kein Problem.
Ähnlich sieht es bei der Übersetzung von (j)x.(w)t aus. Ich nehme "Besitz" und du "Dinge" an. Wenn der Besitz in Ordnung bleibt, oder die Dinge, sieht der Sinn ähnlich aus. Aber man muss definitiv im Hinterkopf behalten, was du ja bereits schreibst:
Zitat:
In diesem Zusammenhang ist sicherlich gemeint: "alles, was mit euch zu tun hat, wird in Ordnung sein / bleiben".
Da stimme ich dir voll zu. Es ist eine Metapher. Die "Dinge" bleiben bildlich gesprochen an ihrem Ort. Ich würde nur wirklich bei "bleiben/dauern" bleiben. Da hat man die Bedeutung von mn unmissverständlich drin.
Als nächstes schreibst du:
Zitat:
Das folgende muss eine Verschreibung sein; ich würde lesen:
TAw n r{n}(A)=Tn drp=Tn wj jm=f
TAw n rA "Hauch des Mundes" (Wb V, 351.11-12). "Hauch des Namens" habe ich noch nie gesehen. Die Konstruktion läuft bei Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar unter der Bezeichnung "anticipatory emphasis" (§ 148), wobei hier das Objekt vorangestellt und im Satz mit einem Suffix wieder aufgenommen wird:
"Der Hauch eures Mundes, möget ihr mich mit ihm versehen."
Ich habe übersetzt:
Zitat:
TAw n rn(.w)=Tn drp=Tn w(j) jm=f (...) Luft/Hauch gehört euren/ist für eure Namen(?). Möget ihr mich damit speisen.
Und angemerkt:
Zitat:
Eine Formulierung, die TAw n rn(.w)=Tn ähnelt ist mir weder im WB, noch im HWB begegnet. Ich wüsste auch nicht, wie ich im Zettelarchiv so genau danach suchen soll. Ich gehe aber von einer Metapher aus. Folgende Möglichkeiten bieten sich an: 1. „die Luft eurer Namen“, was keinen Sinn machen würde. 2. „Luft für eure Namen.“
Ansonsten hat sich der Schreiber auch hier vertan und rn ist eigentlich r’. Aber Ich weiß nicht, ob das identisch mit einer Zeichenverwechslung ist. Das wäre ein Zeichen zu viel. Ein Füllzeichen oder ein wirklicher Fehler? Ich übernehme lieber vorsichtigerweise „Namen“.
Ich pflichte dir bei, dass die Formulierung mehr als ungewöhnlich ist bzw. wäre, aber ich tu mich immer schwer, in Texte einzugreifen. Dennoch pflichte ich dir bei, dass die Chancen definitiv nicht schlecht stehen, dass da eigentlich "Mund" hingehört, obwohl "Name" dort steht.
Wenn man aber "Mund" annimmt, macht die Hervorhebung aber auch wieder Sinn, und könnte angewandt werden. Ich würde da aber vielleicht sogar auch einen Wunsch annehmen. "Atem soll eurem Munde gehören, auf dass ihr mich damit speist..." Lebende haben zwar "Hauch des Mundes" (das WB schreibt davon, dass es bes. auch auf das Sprechen bezogen ist.), aber so wird sichergestellt, dass sie den auch immer haben, um ihn Nespa. zu geben. Zumindest verstehe ich das so. Oder es ist präsentisch. "Luft gehört euren Mündern, Möget ihr mich damit speisen." Immerhin liegt es hier vorne und hinten ja am Kontext. Die Grammatik verbietet beides nicht und durch die Satzstellung kann beides verstanden werden. Das hat nunmal die Hervorhebung in Kombination mit
zur Folge. Da kann man sich aber drüber streiten.
Und zum Abschluss kann ich dir nur für die Zitate zum Thema nfr danken.
nun, eine Antwort kann ich Dir eigentlich nicht mehr geben, denn es ist ja alles erörtert worden.
Ja, in Texte eingreifen, sollte man nur sozusagen als letztes Mittel. Aber manchmal ist die Änderung/Anpassung so naheliegend, dass es sich nicht vermeiden lässt.
Es war ein ausgesprochen langer Thread, der sich über drei Jahre hinzog. Da weiß man am Ende nicht mehr, wie es eigentlich losging. Aber Du hast den Text doch noch zu Ende gebracht! Hut ab!