Hermann verweist in seinem Buch über die Liebeslieder darauf, dass den Ägyptern als Zeichen von Zuneigung der Nasenkuß bekannt war. Gibt es dazu Bilder/Belege ?
Danke, das Bild hatten wir erst neulich in der Diskussion, ob es nun Homosexuelle zeigt oder "nur" gute Freunde - bin ich gar nicht draufgekommen, dass das der Nasenkuß ist.
Gibts es Bilder auch von "richtigen" Päärchen/Liebenden, also zwischen Mann und Frau ?
irgendwie gehört der Austausch von Zärtlichkeiten wohl nicht unbedingt ins Repertoire der Darstellungen. Mir fallen keine Szenen ein die ich dir dazu noch anbieten könnte.
Nun bin ich doch noch im zwischenmenschlichen Bereich fündig geworden. Nicht bei Otto Normalverbraucher, sondern Echnaton und Nofretete. Wenigstens etwas ohne Gott.
@Lutz Nasenkuss kommt im Pap. Turin 55001 meines Wissens garnicht vor
Anhängend Berlin ÄS 14511
Und da ich die Zeichnung nicht selber angefertigt habe, hier auch die Quellenangabe: Lise Manniche: Liebe und Sexualität im alten Ägypten, Zürich München 1988 S. 55
Das ist jedenfalls ein Kuss im Geburtszimmer des Amenhotep (ob beschriftet oder nicht), ganz im Gegensatz zu den anderen hier eingestellten Bildern, die eigentlich nur Zugewandtheit zeigen.
Ich vermag in den Bildern keinen Unterschied erkennen der das Eine vom Anderen abgrenzt.
Wie definieren die alten Ägypter denn einen Kuss? Oder, was ist ein Kuss - dasselbe wie wir heute in unserer Kultur darunter verstehen?
Wenn ich mir die Schreibweise bei Hannig (HWB Deutsch-Ägyptisch S. 767) für Kuss oder küssen anschaue, sieht das so aus:
und
wobei Hannig den Kuss (oben) mit einem Sternchen als Zeichen für unsichere Lesung versehen hat.
Auffällig (für unseren Kulturkreis der Kuss wohl meist mit Mund/Lippen in Verbindung bringt) ist die Schreibung mit der Nase.
Iufaa zitierte aus Brunner Zitat:
Sie wird geküsst,...
. Brunner schreibt dort weiter:
Zitat:
Höchst altertümlich wird das Verbum cn mit zwei einander zugewendeten und sich berührenden Nasen determiniert. Eine Stelle aus dem Thronerhebungszyklus der Hatschepsut erläutert das: "Er ist gekommen (?), um sie zu sehen, um sie auf ihre Nase zu küssen." Die Schreibung mit den beiden Nasen ist ebenso wie die Sache, der Nasenkuß selbst, alt: Die Belege beschränken sich auf das AR und das MR. Geradezu eine Illustration stellt unser Bild dar zu einer Stelle der Sargtexte, wo es heißt: "Nun spricht zu Geb: 'Küsse deine Tochter Maat, halte sie an deine Nase!' "
Im LÄ gibt es unter verschiedenen Stichwörtern (Kuß/küssen, Erotik, Nase und Atem) etwas zum Nasenkuss. Demnach ist der Kuss am ehesten etwas, was über den Geruchssinn abläuft - beachte hierzu den bei uns geläufigen Spruch "ich kann dich (nicht) riechen der Sympathie und Antipathie ausdrücken kann. Es wird als Riechkuss bezeichnet, den Geruch der geliebten Person aufnehmen - dessen Atem spüren spielt hier wohl eine nicht unwesentliche Rolle. Den Mundkuss findet man wohl lediglich in der Amarnazeit zwischen Mutter und Kind dargestellt.
Die Szenen zwischen Gott / König mit dem Berühren der Nasen ist dann ein Zeichen der Belebung des Königs durch den Atem/Lebenshauch des Gottes. Wobei mit dem Atem auch die Kraft des Gottes auf den König übertragen wird. Dies ist sicherlich für die Beurteilung der Szenen im Geburtszyklus und auch bei der Thronbesteigung wichtig. Im Geburtszyklus wird dem Kind von Amun Leben und Kraft übertragen, bei der Thronbesteigung dann die Kraft zum herrschen. Der Gott gibt mit seinem Atem demnach essenzielles an den König.
In den Liebesliedern steht der unverfängliche Körperteil der Nase (wie auch das Auge, Ohr, Mund und Hand) als eine Anspielung auf die weiblichen Genitalien. Hier sollte man wohl den Kontext genauer betrachten.
welche Belege haben wir überhaupt für den Nasenkuss? Was belegt uns, dass die Determination mit 2 Nasen nicht nur bedeutet, die sind sich für einen Kuss ausreichend nah.
Unten die beiden Textstellen in Hieros, bei der Übersetzung - und nur dort - schreibt Sethe: "Wie schon die Schreibung des ägyptischen Wortes für "Küssen" mit dem Deutzeichen der Nase zeigt, küssten die Ägypter sich nicht mit dem Mund, sonder mit der Nase. Ähnlich noch heute bei manchen Völkern".
Hier scheint er wohl etwas interpretiert zu haben.
Man kann auch fragen was für (schriftliche) Belege man überhaupt für den "Kuss" hat. So führt der Berliner Zettelkasten nur einen Beleg an (siehe unten). Er stammt aus den Liebesliedern der 18. Dynastie und hat ein ? dabei.
sucht man nach "küssen" so gibt es zwar 132 Treffer (jedenfalls bei meiner Suche ), doch die meisten werden mit atmen oder riechen übersetzt.
In den Liebeslieder wird das Wort küssen nicht so oft verwendet, aber die Lippen sind ein wichtiger Bestandteil im sog. Beschreibungslied.
Zum Nasenkuß gibt Hermann gibt folgende Erläuterung, indem er auf die Passage " Hauch der Nase" (Lied Nr 12, Papyrus Harris) eingeht. Er gibt für den Atemhauch 2 Bedeutungen an, die erste indem er den Atemhauch mit der göttlich Lebenskraft (Lufthauch des Amun) in Verbindung bringt, d.h. das bekannte religiöse Elemente in die Profanliteratur hinübergenommen wurden und zum anderen, dass der Nasenkuß als zärtliche Berührung bekannt war, da der der Nase entströmende Atem Inbegriff des Lebens war, d.h. der eingesogene Atem der geliebten Person konnte zum sinnbild für Erfüllung werden
zum "normalen" Kuß gibt es hier folgende Bekannte Passage von den Cairo LoveSongs, O DeM 1266 und O CGC 25 218 :
Küsse ich sie, so sind ihre Lippen offen, dann bin selig auch ohne Bier
(Übersetzung nach Spiegelberg )
Matthieu gibt zu folgender Passage in seiner La Poesie Amoureuse auch eine Transkription:
j.sn=j s.w sp.tj=s wn(=tj) c'est ses levres ouvertes que je la baise xntS=kw nn Hnq.t je suis réjoui, sans bière
Wenn ich das richtig verstanden haben, gab es für das Wort Küssen bisher nur den Beleg aus dem PapHarris ? So würde sich doch diese Passage auch als Beleg anbieten? Vielleicht liegt es daran, dass es erst 1972 in Neubearbeitung von Posener publiziert wurde?