ich komme noch einmal auf eine Phrase des 1. Teils (4. Zeile der Hieroglypheninschrift) zurück.
Ich bin der Meinung, dass ein Zeichen anders gelesen werden muss, statt U33 tj muss es sein S43 md (siehe Foto des Inschriftsockels vorne). Es hat mich nämlich gewundert, dass die Ideogrammstriche zu rA.w entgegen der Leserichtung stehen. Sie gehören in Wirklichkeit noch zum vorhergehenden Zeichen. Die ganze Passage also:
rA wa mdw "der einzige Mund der Rede / des Redens" ([während] die [anderen] Münder im Schweigen [sind])
wa "einzig" (Wb I, 275.18-20) mdw "Rede" (Wb II, 180.4) - Schreibung in der Spätzeit: DZA 24.475.870.
Damit bräuchte man die Übersetzung an dieser Stelle nicht zu ergänzen, sondern sie wäre wörtlich.
(Achtung! Da der Text größtenteils an der Stelle nur aus Titeln des Nespaqaschuti besteht und einige bereits in der Inschrift am Sockel auftauchen werde ich diese nicht nochmal aufzählen und dann am Ende in der Zusammenfassung nur erscheinen lassen.)
jmAx(.w) "Würdiger/Versorgter" (WB I.82.1-12) mit xr: jmAx(.w) xr nzwt "der Würdige/Versorgte beim(/vom) König" (Jones, Titles OK, no. 135) Siehe hierzu die Bedeutungen von xr z.B. "...einen Zustand besitzen bei jemandem..." (WB III.315.1-316.9)
Jmn-Ra(w) Amun-Re als 2. Person, bei der er Versorgt ist. (WB I.85) nb-ns.(w)t-tA.(wi) "Der Herr der Throne der beiden Länder" (WB II.322.10 WB I.85) (Ra(w) kann man auch nur mit N5 schreiben. (WB II.401.7-8))
xr jr(i).t mrr(.t)=f "bei/durch das Machen, von dem, was er liebt." (Infinitiv) (WB II.99.13) Ich habe auch noch eine andere Lösung, die ich verworfen habe, weil sie nicht oft so geschrieben wird. jr(y).t mrr(.t)=f (WB I.113.6-7) "das, was gemacht ist/das Gemachte, was er liebt." Das wird aber nur einmal mit bjn mit D4 und X1 geschrieben. (DZA 21.145.910; 21.145.920) Das macht es sehr unwahrscheinlich. Natürlich würde auch ein Neutrales Partizip/Partizip Perfekt im Passiv gehen, doch sollte man das nicht annehmen, wenn es Beispiele zu ähnlichen Phrasen mit mrr.t gibt, die wahrscheinlicher sind. Und beide Versionen sind auch nicht wesensgleich. jr(y).t mrr(.t)=f: Hier ist er bei dem/durch das Gemachte, was er liebt versorgt... jr(i).t mrr(.t)=f: Hier ist er bei dem/durch das Machen, was er liebt versorgt... Beim einen durch das Produkt und bei dem anderen durch die Handlung selbst.
Ra(w)-nb "täglich/jeden Tag" (Adv.) (WB II.402.1)
Daraus folgt: jmAx(.w) xr nzwt Jmn-Ra(w) nb-ns.(w)t-tA.(wi) xr jr(i).t mrr(.t)=f Ra(w)-nb (j)r(.i)-pa.t HA.t(.i)-a xtm(.w)-bj.t(.i) smr-wa.t(.i)-n-mr(w).t "Der Würdig ist/Versorgt ist beim König und Amun-Re, dem Herrn der Throne der beiden Länder und bei dem/durch das Machen, was er liebt, jeden Tag, der Iri-Pat und Hati-a, der Siegler des Königs von Unterägypten, der einzige beliebte Freund (der einzige Freund der Liebe)..."
Hm-nTr-Jmn-Ra(w)-nzwt-nTr.(w) "Der Priester des Amun-RE, der König der Götter" (WB III.88.19-90.70; I.85; II.328.12-14)
jm.i-r'-Hm.(w)-nTr-nTr.(w)-nb(.w) "der Vorsteher der Priester aller Götter" (WB I.74.13; (Siehe oben); II.360; II.234.3-236.5)
jm.i-r'-Sma.w "Vorsteher von Oberägypten" (WB IV.474.4)
Daraus ergibt sich: Hm-nTr-Jmn-Ra(w)-nzwt-nTr.(w) jm.i-r'-Hm.(w)-nTr-nTr.(w)-nb(.w) jm.i-r'-Sma.w r'-nxn tA(y).t(.i)-zAb-TA(.t.i) N(.i)-s(w)-p(A)-q(Ai)-Sw.ti "...der Priester des Amun-RE, der König der Götter, der Vorsteher der Priester aller Götter, der Vorsteher von Oberägypten und der Mund/Sprecher von Nechen, der Oberrichter und Wesir Nespaqa(i)schuti (Er gehört dem mit hoher Doppelfederkrone)..."
s(nb) "der gesund ist" (WB IV.158.8) (Namenszusatz in der Spätzeit)
Dd=f "er sagt" (Rednereinleitung) (WB V.619.14)
wab "Wab-Priester" (WB I.282.13-283.12)
aq-Hr-nTr "der zu dem Gott Zutritt hat" (WB I.231.8-9; 230.6-7) Wohl ein Beiname der Wab-Priester.
s.xA "gedenken" (WB IV.232.12-233.26)
kA "Ka" (WB 5, 86.10-89.11)
Daher: s(nb) Dd=f wab nb aq-Hr-nTr s.xA kA(=j) "...der gesund ist sagt: "Jeder Wab-Priester, der Zutritt zu dem Gott hat, gedenke (meinem) Ka...!"
"Der Würdig ist/Versorgt ist beim König und Amun-Re, dem Herrn der Throne der beiden Länder und bei dem/durch das Machen, was er liebt, jeden Tag, der Iri-Pat und Hati-a, der Siegler des Königs von Unterägypten, der einzige beliebte Freund (der einzige Freund der Liebe), der Priester des Amun-RE, der König der Götter, der Vorsteher der Priester aller Götter, der Vorsteher von Oberägypten und der Mund/Sprecher von Nechen, der Oberrichter und Wesir Nespaqa(i)schuti (Er gehört dem mit hoher Doppelfederkrone) der gesund ist sagt: "Jeder Wab-Priester, der Zutritt zu dem Gott hat, gedenke (meinem) Ka...!""
("meinem Ka" deshalb, weil die Statue sich auf Nespa. bezieht und das Suffixpronomen für "ich" öfters fehlt)