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Thema: was die Ägypter aßen |
Horusauge Gast
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« Datum: 11.08.2005 um 11:49:02 » |
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Hallo zusammen , ich hebe gestern das Buch von Erik Hornung , DAS TOTENBUCH DER ÄGYPTER ,genauer studiert  Und mir ist ein besonderer Spruch aufgefallen : 1: spruch, nicht Kot zu essen im Totenreich und Spruch ,nicht Kot zu essen und Urin zu trinken im Totenreich Wenn man sich die beiden Sprüche so anschaut ,kommt man auf den Gedanken ,dass die Ägypter seine Ausscheidungen gegessen haben müssen ,wenn die beiden Sprüche ja gegen das Essen von Kot sind  Oder habe ich das falsch verstanden  Wenn jemanden das Buch zu Hand liegt ,dann befinden sich die Sprüche auf Seite 123 und 124 , es sind die Nummern 52 und 53 Gruß Horus
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Gitta Gast
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« Antwort #1, Datum: 11.08.2005 um 12:00:37 » |
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Hallo Horusauge, das hast Du tatsächlich falsch verstanden. Die Ägypter verabscheuten es "Kot zu essen und Urin zu trinken"*) und haben diese Dinge - wenn ich mich nicht irre im Zusammenhang mit dem sogenannten "negativen Sündenbekenntnis" - ins Totenbuch aufgenommen. Wenn sie nämlich das Totengericht nicht überstehen (Herzwägung), dann wären sie dazu verdammt, all diese ekligen Dinge zu tun (auch "auf dem Kopf gehen" gehört z.B. dazu). Gitta *)gilt nicht in der Medizin. Es gibt Rezepte mit diesen "Grundstoffen"
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Horusauge Gast - Themenstarter
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« Antwort #2, Datum: 11.08.2005 um 12:20:08 » |
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hi , uhh, Gott seit Dank ,ich dachte schon , denn die Ägypter waren unheimlich hygienisch und hatten auf das Äußere sehr geachtet Gut, denn ich dachte wenn es Sprüche dagegen gibt ,musste das irgendwie praktiziert wurden ( abgesehen von Medikamenten und Co.) Gut ,dass es sich geklärt hat Vielen dank für die Antwort  Gruß Horus
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naunakhte  Moderatorin
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« Antwort #4, Datum: 11.08.2005 um 14:58:39 » |
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Hallo Gast Zitat:
Viele Bauern bspl., waren sehr ärmlich, woher immer sauberes Wasser nehmen? |
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Bauern arbeiten naturgemäß im fruchtland. Zum Wasser - Nil - gibt es von dort Zugang. Demnach auch eine Möglichkeit sich zu waschen. Dies tun Ägypter auch zum Teil heute noch dort. Zitat:
Und Öle, Salben und Kosmetika standen sicherlich nicht allen zur Verfügung. |
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Hygiene ist wohl nicht nur von Kosmetika abhängig. Dies gaukelt uns heute eher die moderne Kosmetikindustrie vor. Zitat:
Es gibt Abbildungen aus Grabmalereien, die Männer mit Stoppelbart zeigen und ungepflegt erscheinen lassen. |
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Muß ich nun jedem Mann mit Stoppelbart mangelnde Körperpflege unterstellen? Zitat:
Ein wenig differenzieren bei der Bevölkerung Altägyptens wäre schon angebracht diesbezgl. |
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Ein wenig sollte jeder seine Aussagen hinterfragen. Gruß nauna
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Gitta Gast
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« Antwort #5, Datum: 11.08.2005 um 15:31:49 » |
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Naja, wenn ich mir so die Lehre des Cheti anschaue... Das ist der, der die einzelnen Berufe madig macht, um für den Schreiberberuf zu werben. Sicherlich übertreibt der gute Mann, aber ein Körnchen Wahrheit dürfte schon dran sein. Den Text müsste ich allerdings nachliefern. Habe ich gerade nicht zur Hand. Gitta
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gast Gast
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« Antwort #6, Datum: 13.08.2005 um 20:07:26 » |
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@nauna "Ein wenig sollte jeder seine Aussagen hinterfragen." Auf was möchtest du eigentlich hinaus? Im Nilwasser tummelten sich Bakterien und Würmer, das Wasser war nicht gereinigt wir heuer unseres. Krankheiten waren vorprogrammiert. Ich unterstelle den a.Ä. gewiss nicht, dass sie sich nicht wuschen; doch ist es doch nur offensichtlich, dass sich ein Bauer eben nicht so sorfältig rein halten konnte - was immer man darunter verstehen mag - als Einer, der weniger "dreckige" Arbeit verrichtete. Wie Gitta auch schon andeutete bezgl. der Lehre des Cheti... warum sollte man da nicht differenzieren dürfen? mfg gast
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gast Gast
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« Antwort #7, Datum: 13.08.2005 um 20:10:33 » |
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Aus der Lehre des Cheti (Ausschnitt) (...) Der Töpfer ist bereits unter der Erde, obwohl er noch am Leben ist. Er wühlt sich in den Sumpfboden mehr als die Schweine, um seine Töpfe brennen zu können. Seine Kleidung ist steif vom Schlamm, sein Gürtel nur ein Fetzen. Ich erzähle dir auch noch von dem Maurer: Seine Nieren sind krank, da er ständig draußen im stürmischen Wind sein muß. Er mauert ohne Bekleidung, sein Schurz ist ein Strick aus der Weberei, nur eine Schnur für den Hintern. Der Mattenhersteller in der Webstube; ihm geht es schlechter als einer gebärenden Frau, denn seine Knie drücken auf seinen Magen, und er bekommt keine Luft. Dem Schuster, geht es sehr elend, unter seinen Ölbottichen bis in Ewigkeit. Ihm ist wohl, sofern einem unter Leichen wohl ist; was er beißt ist hartes Leder! Ich spreche dir auch noch vom Fischer: er ist elender dran als alle anderen Berufe. Seine Arbeit findet auf dem Fluß statt, in dem es vor Krokodilen nur so wimmelt. Merke dir: Es gibt keinen Beruf ohne einen Vorgesetzten, außer dem des Schreibers – denn dieser ist selbst sein eigener Vorgesetzter!
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heka-waset  Member
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« Antwort #8, Datum: 13.08.2005 um 20:19:25 » |
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Lieber Gast, wie Gitta bereits erwähnte ist dieser Text aber auch eine typisch orientalische Übertreibung. Die anderen Berufe werden in einem möglichst schlechten Licht dargestellt, um den des Schreibers besonders hervor zu haben. Doch hätte man von Schreiber ebenso sagen können: "Und sein Rücken ist, indem er krumm ist und indem er schmerzt, denn er sitzt den ganzen Tag. Wund sind seine Finger, von denen gilt: Sie halten die Binse. Sein Schurz ist, indem er beschmutzt ist mit Tusche und müde ist er von den Aufträgen des Herrn. Staub haftet an ihm, denn er sitzt auf der Erde..." So viel dann zu dem Thema... dann zur Sauberkeit des Nilwasser- mit was haben sich den bitte die anderen Bevölkerungsteile gewaschen? Na wohl ganz sicher mit NILWASSER Die Darstellung des Stoppelbarts soll natürlich- wie der offene Mund- die soziale Untersicht charakterisieren, zu diesen typischen Merkmalen gehört dann auch die Stirnglatze oder eine wirre Frisur. Natürlich hatte die Oberschicht sehr viel mehr Zeit ihre Reinlichkeit zu zelebrieren, deswegen aber zu behaupten, der Rest der Bevölkerung sei eher schmuddelig gewesen ist doch etwas daneben gegriffen
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Gitta Gast
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« Antwort #9, Datum: 13.08.2005 um 23:33:05 » |
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Hallo Heka, Zitat:
Natürlich hatte die Oberschicht sehr viel mehr Zeit ihre Reinlichkeit zu zelebrieren, deswegen aber zu behaupten, der Rest der Bevölkerung sei eher schmuddelig gewesen ist doch etwas daneben gegriffen |
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So habe ich die Bemerkung von Gast nicht verstanden. Ich vermute genau wie er (oder sie?), dass es Unterschiede gab, was die Möglichkeiten der einzelnen Bevölkerungsschichten in Sachen Hygiene angeht. Zitat:
Im Nilwasser tummelten sich Bakterien und Würmer, das Wasser war nicht gereinigt wir heuer unseres |
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Dazu eine interessante Anmerkung aus dem Bereich der ägyptischen Medizin: ein Rezept (pEbers 831) besagt, man möge "Nilderde des Wasserholers zerstoßen". Wir haben auf einem Seminar zu diesem Thema gerätselt, was darunter wohl zu verstehen sein mag. Vielleicht ist der Bodensatz in Wasserbehältern gemeint. Das könnte u.U. bedeuten, dass man Wasser stehen ließ, damit sich Schwebstoffe und Schmutzpartikel setzen. Das wäre zumindest eine wenn auch primitive Methode der Wasserreinigung. Alles natürlich sehr hypothetisch. Gitta
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Mubarek Gast
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« Antwort #10, Datum: 15.08.2005 um 01:46:39 » |
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Ein bisschen an der ursprünglichen Frage vorbei, aber trotzdem: Hauptnahrungsmittel waren Brot und Bier, zu beider Herstellung bedarf es des Getreides, dazu gab es meist Fisch, Gemüse und Früchte, vor allem Datteln, Sykomorenfeigen und Granatäpfel. Auch Weintrauben wurden gerne verspeist, doch war die Lese in erster Linie der Kelterung von Wein vorbehalten. Wer in der Nähe der Sümpfe lebte, aß die Blüten der Lilie sowie die Stengel der Lotusblumen und des Papyrus. Fleisch wurde zwar geschätzt, doch war es eine Frage des Geldbeutels, wer täglich Fleisch essen konnte; die Masse der Bevölkerung konnte es nicht. Zubereitet wurde Rind, Schwein, Schaf und Ziege und ergänzte den Speiseplan um das in der Wüste erjagte Wild, wie zum Beispiel die Hyäne. Auch Geflügel wurde gerne auf dem Tisch gesehen, wobei selbst der Kranich nicht vor Kochtopf oder Spieß verschont blieb. Als Nachtisch wurden auf der Grundlage von Honig oder den Beeren des Johannisbrotbaums zubereitete Süßigkeiten genossen. Wären da nicht Brot und Bier als Hauptnahrungsmittel, könnte man den Ägyptern eine durchaus gesunde, ausgewogene, vitamin- und eiweißreiche Ernährung zubilligen. Betrachtet man die Darstellungen in den Gräbern und Kultstätten, sehen die Menschen nicht nach „Brot und Bier“ aus, vielmehr haben die Herren der Schöpfung meist einen athletischen Körperbau mit „Waschbrettbauch“ und die Damen sind schlank und voller Grazie. - Das sind zumeist die bildhauerischen Kunstwerke, welche in den Museen „in der ersten Reihe“ stehen. Wohl deutlich näher am Leben haben sich die Künstler orientiert, deren Werke „in der zweiten Reihe“ und „noch weiter hinten“ zu finden sind. So kann Nofret, die Gemahlin des schnurrbärtigen Prinzen Rahotep aus der vierten Dynastie, in der im Museum zu Kairo aufbewahrten Bildnisgruppe des Ehepaares als durchaus vollschlank bezeichnet werden. Aus der gleichen Dynastie findet sich im Hildesheimer Roemer-Pelizaeus-Museum ein Sitzbild des Prinzen Hemon, welches in ihm einen Freund von „Brot und Bier“ vermuten lässt. In der Lehre des Papyrus Insinger (5,12 – 5,16-17) findet sich, wohl nicht völlig grundlos, die Mahnung: Sei kein Vielfrass, damit du nicht mit der Armut verschwisterst. Der Tor, der sich nicht selbst beherrscht, wird durch seine Gefräßigkeit in Not kommen. Gott schenkt den Wohlstand und der Weise bewahrt ihn. Die Tugend eines Weisen ist, ohne Gier zu sammeln, der Ruhm eines Weisen ist Selbstbeherrschung in seiner Lebensweise. Auch die Bildnisstatue des Beamten Sebekemsaf, gefunden in Armant bei Theben, zeugt im Kunsthistorischen Museum Wien von dessen gewaltiger Leibesfülle. Im Metropolitan Museum New York ist eine etwas über einen Meter hohe Statue Haremhabs zu bewundern, auf welcher der spätere General und noch spätere Nachfolger Ejes auf dem Pharaonenthron in seiner frühen Funktion als (Rekrutierungs-) Schreiber dargestellt ist und unübersehbar nicht an Magersucht leidet. Was ihn aber nicht hindern sollte, sich als erfolgreicher Befehlshaber und Souverän durchzusetzen.
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Juscha Gast
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« Antwort #11, Datum: 18.10.2005 um 22:42:44 » |
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Hallo, alle miteinander! Ich beobachte das Forum sehr interessiert seit einer Weile, und wenn ich auch keine Expertin für das Alte Ägypten, will ich mich auch mal einmischen. Ein wichtige Frage ist doch, was Hygiene für die Ägypter überhaupt war. Was für heute als "sauber" empfinden, muss nicht unbedingt etwas mit den damaligen Vorstellungen zu tun haben. In unseren Breiten war beispielsweise in der Frühen Neuzeit "sauber" das, was wir eher unter "proper", "präsentabel" verstehen würden. Wohlhabende Leute wechselten mehrmals am Tag das Hemd, wuschen sich aber nicht, weil das als gefährlich galt. D.h. die Herrschaften in Rüschenhemd und gepuderter Perücke sehen auf dem Gemälde doll aus, riechen würden wir das aber alle nicht wollen.  Natürlich mangelte es den Ägyptern an unseren heutigen Kenntnissen (wie übrigens unseren gerüschten Vorfahren auch). Und sehr wahrscheinlich galt alles, was die armen Unterschichten mangels anderer Möglichkeiten so machen mussten, schon als unerwünscht, weil das der Abgrenzung diente. Gibt es Indizien, die tatsächlich für bestimmte Vorstellungen von Sauberkeit im heutigen Sinne sprechen und die dann vermutlich auf Erfahrungswerten beruhten? Zum Beispiel das Verfahren mit Fäkalien, Badegewohnheiten? Mir sind z.B. keine Abbildungen mit Baden als Freizeitvergnügen der Upper Class bekannt. Gibt es in der Nachwelt außer tollem Korn auch irgendwelche Hinweise auf Körperpflege? Heute gilt in vielen arabischen und asiatischen Ländern meines Wissens die linken Hand als unrein, teilweise darf damit nicht gegessen werden, wegen der Sache mit dem Klopapier. Gibt es dafür Referenzen? Total neugierig, Juscha
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Iufaa  Moderator
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« Antwort #13, Datum: 19.10.2005 um 22:11:46 » |
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Von Juscha leider nicht an die richtige Stelle gepostet: Hallo, Naunakhte! Lieben Dank für Deine promte Antwort. Ich gehe mal davon aus das der Lexikonartikel die gewünschte Norm wiedergibt, und bei allen zu erwartenden schichtenspezifischen Unterschieden erscheinen die Ä. damit für die Zeit als recht saubere Leutchen. Eine Sache ist mir fraglich, die vermittelt auch mit Hygiene zu tun hat: Mubarek erwähnte, dass u.a. auch Schweine auf der Speisekarten standen. Das heutige Verbot des Verzehrs von Schweinen bei Arabern und Juden geht meines Wissens nach auf vor-islamische und alt-israelitische Traditionen zurück, die letztlich wegen der raschen Verderblichkeit von Schweinefleich im heißen Klima bestanden. Ich hätte erwartet, dass in Ä. daher Schweine eher nicht verzehrt worden wären. Liege ich da falsch? Übrigens: Gibt´s einen Gott/Göttin, der/die mit Schweinen in Zusammenhang gebracht wurden?? Ich weiß von Widdern, Stieren, Kühen (kann man - zur Not - essen), von Katzen, Krokodilen, Schakalen (würde ich jetzt mal nicht essen), aber von einem Schweineköpfigen Gott habe ich noch nicht gehört. Herzlichen Dank, Juscha Verschoben von Iufaa mit der Bitte, nicht irgendwo in einen Thread hineinzuposten, sondern die Bezüge der Beiträge untereinander zu beachten.
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Gitta Gast
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Re: was die Ägypter aßen |  | |
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« Antwort #14, Datum: 19.10.2005 um 22:42:38 » |
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Es gibt tatsächlich wenigsten sowas Ähnliches wie eine "Schweinegöttin". Die kleine Skulptur befindet sich im Ägyptischen Museum Berlin. Datiert wird sie auf etwa 2400 v.Chr., der Fundort ist leider unbekannt. Schweine gehörten wohl wirklich zum Speiseplan der Ägypter, wenn sie auch nicht sehr beliebt waren, wie aus Texten hervorgeht. Man hat jedoch diverse Schweinknochen gefunden. Von der sprachlichen Seite wieder mal interessant: der Begriff jdt, über den wir ja an anderer Stelle gerade diskutieren, kann außer "Kuh" auch "weibliches Schwein" bedeuten, wenn er mit einem solchen determiniert ist. Gitta
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Thema wurde als gelöst markiert. Vielen Dank für eure Beiträge :-). |
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