Am 27. Oktober verstarb nach schwerer, langer Krankheit der seit 1991 im Nekropolenabschnitt Dra' Abu el-Naga tätige Archäologe und Ägyptologe Daniel Polz (1957–2025). Polz hatte seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt auf die Erforschung der Gräber und der Bestattungspraxis der Pharaonen und Vornehmen in der Epoche der Zweiten Zwischenzeit und des frühen Neuen Reiches gelegt. 2001 gelang ihm in Dra' Abu el-Naga die Entdeckung der Pyramide des Pharao Nub-Cheper-Re Intef, 2004 dann der Nachweis der Pyramide seines Bruders, des Pharaonen Sechem-Re Wep-Maat Intef. Wir führen sie in unserem Lexikon als Jnj-jt=f'3 unter Antef V. der Ältere (ca. 1580 v. Chr.), sowie Jnj-jt=f Antef VI. (ca. 1580 v. Chr) und datieren diese also in die Zeit vor Kamose (1556–1560). Polz gelang mit dem Nachweis dieser beiden kleinen Pyramiden die Entdeckung ihrer Gräber K 93.11 und K 93.12, welche während der ausgehenden 20. Dynastie im Rahmen einer Nachnutzung durch die Hohenpriester des Amun Ramsesnacht und Amenophis erneut belegt worden sind. Damit hatte Polz gleich zwei große Wissenslücken geschlossen, nämlich eine in Hinblick auf die ausgehende Zweite Zwischenzeit, sowie eine zweite in Bezug auf die späte Zeit der 20. Dynastie, also des ausgehenden Neuen Reiches. Polz hatte seine Forschungen in der thebanischen Nekropole 40 Jahre lang vom Deutschen Haus in Qurna aus durchgeführt, welches ihm zur zweiten Heimat wurde. Mit seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2022 ging die Leitung der Grabungen an Ute Rummel über, welche die Fundlage seither in Zusammenarbeit mit Stéphane Fetler und weiteren auswertet.
Polz, Daniel : The royal and private necropolis of the seventeenth and early eighteenth dynasties at Dra' Abu el-Naga. In: Khaled Daoud : Studies in honor of Ali Radwan, Vol. 2, Kairo 2005, S. 233–245 https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/2604/.
Polz, Daniel : The location of the tomb of Amenhotep I: A reconsideration. In: Richard Wilkinson : Valley of the Sun Kings, new explorations in the tombs of the Pharaohs, Tucson 2005, S. 8–21 https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1973/.
Fetler, Stéphane : Traces of transition: Funerary envelopes from K 93.12 in Dra' Abu el Naga as artistic indicators of political and cultural change, Deutsches Archäologisches Institut, Kairo 2016 https://egyptiancoffins.org/assets/pdfs/nespawershefyt/Fetler.pdf.
Mit Dank für den Hinweis auf den Verbleib von Herrn Dr. Polz an DerMaxdorfer
Das Foto von Herrn Dr. Polz wurde erstellt von Frau Dr. Ute Rummel, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo, DAI CC BY-NC-ND-SA 4.0.
Die zeichnerische Darstellung der im Dra Abu el-Naga befindlichen Gräber der Könige Intef stammt aus der Feder von Georges Montbard und findet sich in Moberly Bell (1888), Seite 118 und befindet sich daher in public domain, ist also Gemeinfrei.
ich bin hier ganz neu, ich bin Georg, 45 Jahre alt und interessiere mich sehr für Ägypten und vor allen für das Nilkrokodil. Ich lese jetzt immer im Internet, das es vom Nildelta bis Assuan keine Nilkrokodile mehr geben soll. Ist das wirklich so? Das wäre ja total blöd. Ich wollte eigentlich nach Ägypten reisen und so eine Nil Tour machen und dachte mir das ich da wenigstens ein paar Krokodile sehen kann. Aber jetzt mal im Ernst, ist das wirklich so schlimm das man vom Nildelta bis Assuan keine Krokodile sieht? Und gibt es dort wenigstens ein paar vereinzelte Tiere? Auf einigen anderen Seiten ließt man, 6 Meter Nilkrokodil gesichtet im Nil und das kleine Nilkrokodile von einem Meter länge am Nildelta Strand im Mittelmeer schwimmen. Ist das Fake oder doch etwas dran?
Könnt ihr mir hierzu eventuell weiter helfen? Ich wäre euch da sehr dankbar.
Deine Skepsis bezüglich des Titels "Schwester des Bürgermeisters" scheint mir berechtigt! Auch ich kenne einen solchen Titel nicht. Es hat den Anschein, dass ein Autor des Wikipedia-Artikels Schepset-ipet das Zeichen F4 mit Lesung HA.t als HA.tj-a "Bürgermeister" interpretiert hat.
Diese Stele gehört zu den sog. "Speisetischszenen". Die Verstorbene sitzt vor dem Opfer- bzw. Speisetisch, vor ihr Titel und Name. Ich muss gestehen, dass ich die Lesung ^ps(.t)-jp.t nicht ganz nachvollziehen kann. Er ist auch nicht in Katrin Scheele-Schweitzer, Die Personennamen des Alten Reiches, Wiesbaden, 2014 enthalten.
Der Rest ist die "Opferliste". Der Text wurde geschrieben, als die Konventionen der Hieroglyphenschrift noch nicht voll ausgebildet waren. So richtig verstehen kann man ihn nur, wenn man Vergleichsstücke heranzieht. Das hat Peter Kaplony getan, der für sein monumentales Werk Die Inschriften der ägyptischen Frühzeit, 3 Bände, Wiesbaden, 1963 (leider nicht online) alle ihm seinerzeit bekannten Speisetischszenen zusammengestellt hat: insgesamt 43 Exemplare. Später kamen noch weitere dazu. Die von Schepset-ipet trägt die Nr. 35 in seinem Verzeichnis. Seine Analyse (aller Speisetischszenen) umfasst die Seiten 227-354! Also sehr gründlich! Wahrscheinlich haben dennoch nicht alle seine Schlussfolgerungen die Zeit überdauert, aber dieses Werk ist Ausgangspunkt jeder Beschäftigung mit den frühen Inschriften.
Die Opfergaben scheinen chaotisch zusammengestellt zu sein. Sie bestehen aus Broten, Getränken, Fleisch und Geflügel, aus den Grundbestandteilen des Totenopfers, alles das, was zum Weiterleben benötigt wird. Sie haben sich zu festen Anordnungen entwickelt, die Kaplony als "Listen" bezeichnet hat.
Zuerst die Brotlisten (S. 243-244): "Sie sind nach festen Regeln angeordnet: Aus einer Idealliste hat man eine inviduelle Auswahl getroffen; wir können diese Idealliste aus der Position der einzelnen Brotnamen rekonstruieren." Kaplony unterscheidet eine Erste und eine Zweite Brotliste sowie vereinfachte Darstellungen von Brotlisten. Die von Schepset-ipet gehört zur Zweiten Brotliste, von der es noch zwei weitere Belege gibt. Er hat sie in der Abb. 840B schematisch zusammengestellt (35 ist wie gesagt die Brotliste der Schepset-ipet).
Beachte die verschiedenen Brotformen: Die ausgebeulten Dreiecke nennt er "Doppelkegelbrot" (z.T. mit Innenzeichnungen); zudem gibt es "Langbrote" (sehen aus wie längliche r) und "Rundbrote" (Kreisform, von oben aus gesehen). Nicht alle Brote sind bei Schepset-ipet bezeichnet. Die Liste umfasst 6 Elemente (Einzelheiten siehe Anlage).
Rechts oben und Mitte: pxA-Brot; die unbezeichneten zwei folgenden Brote deutet Kaplony als qmA "eine Zubereitungsart". S. 250: "qmA ist im AR [Alten Reich] fast nur in der Zusammensetzung mit qmH belegt; daraus erklärt sich, warum qmA während der archaischen Zeit nur in Verbindungen mit einem anderen Namen begegnet (px-qmA, sqr-qmA, tA-1-qmA)."
Rechts Mitte: HTA-Brot. Das darüber stehende Rundbrot mit den Strichen als Innenzeichnung gehört dazu. Das ergibt sich aus den Schreibungen in der Ersten Brotliste (Abb. 840A - hier nicht wiedergegeben).
Links oben: jwj-Brot. Die Lesung ergibt sich aus der Parallele der Speisetischszene 27 (Sp 27).
Links Mitte: jdA.t-Brot.
Links unten: rtH-Brot. Die Lesung nach Sp 27.
Man erkennt, dass die Schreib- bzw. Leserichtung in dieser Zeit noch nicht fest war. Hierzu bemerkt Jochem Kahl, Das System der ägyptischen Hieroglyphenschrift in der 0.-3. Dynastie, Wiesbaden, 1994, S. 40: "Die Leserichtung kann innerhalb einer Quelle wechseln, die Orientierung der Graphemfolgen bidirektional sein (...). Des öfteren wird die Orientierung der Graphemfolgen durch "äußere" Faktoren bestimmt wie z.B. durch Siegelmuster oder durch Bildkompositionen."
Eine zweite Beobachtung: Der Laut A (Aleph) wird oft nicht geschrieben (sog. Defektivschreibung). Jochem Kahl hat eine lange Liste dieser Fälle erstellt (S. 961-968). Hier sind die Laute ergänzt worden. Kaplony hingegen berücksichtigt sie in seiner Umschrift nicht. So spricht er von px- bzw. HT-Brot.
Als nächstes folgt die Getränkeliste: Die Getränke sind verteilt. Dazu Kaplony, Bd. 2, S. 957 (Anm. 1462): "Bei ^pst-ip(t) (Sp 35) sind die Brotliste und die Getränkeliste in einem rechtwinkligen Teil angeordnet, wobei im rechten Winkel die zwei Krüge als Vertreter der Getränkeliste stehen. Sie spalten die Brotliste in zwei Gruppen (...)." Neben der normalen und der vereinfachten Getränkeliste gibt es auch eine verkürzte Getränkeliste, die nur aus "einzelne(n) Krügen und Zweiergruppen von Krügen mit oder ohne Beischrift" besteht (S. 256). Hierzu gehört die Liste von Schepset-ipet.
Links vor Schepset-ipet unter dem Speisetisch steht ein Krug ohne Beischrift, der von Kaplony als Weinkrug interpretiert wird, "der sich durch ein netzartiges Muster hervorhebt" (Krugform Ib, S. 253). - "Die Beischrift jrp ist entbehrlich, da für Wein die typische Krugform Ib existiert." (S. 259) Zudem gibt es eine Zweiergruppe von Krügen (Krugformen Ia und II), ebenfalls ohne Beischrift. Sie werden von Kaplony als "gewöhnlicher Vorratskrug" und als "Getränkekrug" bzw. "Wasserkrug" beschrieben.
Sodann folgt die Gefäß-Öl-Liste bzw. das, was von ihr vorhanden ist, nämlich nicht viel: zwei Schalen (unterhalb des Wortes sA.t). "Schalen werden als Unterlage für Fleisch und Korn dargestellt; sie kommen aber auch als Trinkgefäss, als Waschschüssel und vielleicht auch als Kochkessel (...) in Frage (...)" (S. 275). - "Ihrer Form nach können die Schalen (...) und die Waschkanne (...) kein Oel aufbewahren; dies bestätigen die Beischriften (...)" (S. 272). - Nach einer Zusammenstellung, welche Krugformen wie vorkommen, kommt Kaplony zum Ergebnis (S. 277): "Die Gefäss-Oel-Liste kann demnach entweder durch einen einzelnen zylindrischen Krug (...) oder allein durch eine Doppelgruppe von zwei zylindrischen Krügen oder zwei Schalen dargestellt werden." Letzteres ist bei Schepset-ipet der Fall.
Es geht weiter mit der Liste der Fleischbeigaben. Bei Schepset-ipet ist nur xpS "Vorderschenkel" dargestellt (S. 335).
Schließlich folgt noch die Rinder-Geflügel-Liste. Kaplony nennt nur einen Beleg für "ein Rind und vier Gänse", nämlich unsere Speisetischszene (S. 336). Die Liste beginnt mit HA.t "das Beste", gefolgt von dem Rinderkopf F1 ohne weitere Beischrift. In anderen Speisetischszenen steht ngA dabei. "Der Name dieser Rinderart ist auf den Sp [Speisetischszenen] am häufigsten und deshalb wohl überall dort, wo nur ein Rinderkopf ohne Beischrift steht, einzusetzen." (S. 337) Danach sollten wir die Stelle als HA.t ngAw lesen und mit "das Beste vom Langhornrind" übersetzen.
Zu den Gänsenamen verweise ich auf Seschens Beitrag.
Zusammenfassung
Die Inschrift der Speisetischszene der Schepset-ipet setzt sich zusammen aus Titel und Namen der Verstorbenen sowie einer Opferliste, die aus einer Brot-, Getränke-, Gefäß-Öl-, Fleischbeigaben- sowie Rinder-Geflügel-Liste besteht.
Lieber Milan, um deine Frage vom 14.10. zu beantworten - nein, ältere Texte als die Pyramidentexte kenne ich im Hinblick auf den Themenkreis Ethik und Ma'at keine.
War/ist ägyptisch-hellenistischer, ptolemäischer Gott Seraphis eine politisch motivierte Gottheit-Entstehung? Der diplomatische, demokratische (worin die Altgriechen gut waren) Akt Osiris und Zeus (oder waren es auch Seth, Pluto...?) zu symbiosieren, als eine Religionentwicklung, rekonstruierter Hybrid, evolutiver Synthese. Kennt ihr spannende Texte oder Abbildungen von Seraphis?
Ich hoffe mein Deutsch ist verständlich. Danke im Voraus! Viele Grüße Milan
Solche konkrete Maat-gemäßene Verhaltensregeln gab es schoon im Alten Reich UNGLAUBLICH!! DANKE lieber Michael Tilgner! Dein Wissensspektrum aber dann auch deine Wille und Geduld uns ehrenamtlich zu lehren ist GROßARTIG
was die von Assmann erwähnten "Idealbiographien" betrifft, habe ich aus dem Inhaltsverzeichnis von Nicole Kloth, Die (auto-) biographischen Inschriften des ägyptischen Alten Reiches: Untersuchungen zu Phraseologie und Entwicklung, Hamburg, 2002, S. VI-VII die Teile gescannt, die sich auf "Maat-gemäßes Handeln" beziehen. Schon aus den Unterüberschriften lässt sich entnehmen, welche Vorstellungen im Alten Reich dazu herrschten.
zu den ersten Erwähnungen des Begriffes Maat im "Alten Reich" gibt Jan Assmann, Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, 2. Auflage, München, 1995, S. 54 eine Zusammenfassung, nach der aus diesen alten Texten nichts Spezifisches über "Maat" herauszuholen ist.
In dieser grundlegenden Monographie hat Assmann auch einen ägyptischen Text zitiert, der geradezu eine Definition des Begriffes "Maat" darstellt:
Zitat:
Der Lohn eines Handelnden liegt darin, daß für ihn gehandelt wird. Das hält Gott für Ma'at.
Ich habe diese Stelle aus der Inschrift des Neferhotep herausgesucht; man kann sie hier unter den Nr. 112-113 finden (Hieroglyphen, Umschrift und Übersetzung).
Ich habe aber auch Hm übersetzt als "Schwuler, Feigling" gefunden. Stimmt das?
Ja, das stimmt! Ich habe einen Ausschnitt aus dem Wörterbuch der aegyptischen Sprache, Bd. III, S. 80 (= Wb III, 80) angehängt. Zu den Schimpfwörtern allgemein gab es vor längerer Zeit eine Diskussion in diesem Forum, und zwar hier.
Die Bedeutung "Schwuler" hat Silke Schreiber vorgeschlagen: "Keusch wie kaum ein anderes Volk"? Einige Anmerkungen zum Sexual-Vokabular der alten Ägypter, in: Daniela Mendel, Ulrike Claudi (Hrsg.), Ägypten im afro-orientalischen Kontext. Aufsätze zur Archäologie, Geschichte und Sprache eines unbegrenzten Raumes. Gedenkschrift Peter Behrens, Köln, 1991, S. 315-335; zu Hm, S. 333-335. Sie bemerkt dazu in ihrem Kommentar (S. 334):
Zitat:
Die von mir vorgeschlagene Bedeutung "homosexuellen Geschlechtsverkehr ausüben" für das Sexual-Verbum Hm läßt sich nicht aus den untersuchten Belegen erschließen, denn der Kontext zeigt nur, daß in der griechisch-römischen Zeit in Ägypten eine sexuelle Handlung Hm an bestimmten Kultstätten verboten war.
Dazu einige Anmerkungen:
Der von Silke Schreiber herangezogenen Beleg stammt aus dem Edfu-Tempel, also aus der Ptolemäer-Zeit.
Sie gibt selbst zu, dass ihre Übersetzung eigentlich daraus nicht herzuleiten ist.
Im Vergleich zu Hm "Diener", "Majestät" ist darauf hinzuweisen, dass dieses Wort mit einem anderen Zeichen, nämlich N41 der Gardiner-Liste geschrieben wurde. Da wir nur die Konsonanten kennen, kann es sein, dass beide Wörter unterschiedlich ausgesprochen wurden.
Die Determinative D52 (Phallus) und D53 (Phallus, aus dem Flüssigkeit tritt) bezeichnen nicht nur den Phallus, sondern auch viele Wörter, die als "männlich" gelten (z.B. "Mann", "Esel", "Stier"); siehe den Kommentar in: Alan H. Gardiner, Egyptian Grammar, 3. Auflage, 1957, S. 456.
Die grundlegenden, elementaren Informationen über Ma'at sind mir schon bekannt, oder besser gesagt, alles, was man auf Wikipedia oder ähnlichen Seiten finden kann. So viel ich weiß die älteste Funde der Ma'at (als Begriff) sind in der 2. Dynastie und als Norm in den Pyramidentexten (Unas) zu finden.[1] [2] Suche u.A. die Passage(n) über Antagonismus Isfet/Maat in den Pyramidentexten des Pharao Unas. Lehre des Ptahhotep, Totenbuch des Cha, Papyrus Turin, Papyrus des Ani, Totenbuchspruch 125, Papyrus des Nu... kenne ich bereits. Kennst Du ältere und/oder vergleichbare Texte?
Mich interessiert der Ursprung der Ethik und zwischenmenschlicher Harmonie im Ma'at Konzept. Das Weltbild, die Philosophie und dann die daraus entsprungene hervorragende einmalige Gesellschaftskonstrukte.
Danke sehr für Deine Zeit!
[1]Gitta Warnemünde: Der Ursprung der Maat. In: Kemet Heft 2/2012, Kemet Verlag, Berlin 2012, S. 7-11. Ältere Belege für Maat vor der 2. Dynastie sind bisher nicht bekannt.
[2] A. B. Kootz: Der altägyptische Staat. Wiesbaden 2006, S. 71–73.
Das Konzept der Ma’at ging weit über zwischenmenschliches Verhalten hinaus. Es umfasste auch die kosmische Ordnung, d. h. die Wiederkehr der Nilflut, die Veränderungen in der Natur während des Jahres (Sterne, Tiere, Pflanzen), die soziale Rangordnung und die Erwartungen, die jeder Mensch in seinem Beruf zu erfüllen hatte. Der König musste bei seinem Tod sofort einen legitimen männlichen Thronfolger haben. Notfalls erwarb ein Schwiegersohn oder Beamter die Legitimation durch die Behauptung, ein Sohn des höchsten Gottes oder göttlich erwählt zu sein (auch Königin Hatshepsut griff zu diesem Mittel). Die Aufgaben des Königs waren, Tempel und Denkmäler zu stiften, bestimmte sich wiederholende Kulte und Feste durchzuführen und die Grenzen des vereinigten Königreichs zu bewahren. Er war letztverantwortlich für das Wohlergehen der Bevölkerung. Das alles war Ma’at. Der Begriff bleibt meistens unübersetzt, weil es kein modernes Analogon gibt. Das Gegenteil war Chaos (Isfet), eine Schreckensvorstellung der Ägypter.
Wenn ich Dich gut verstanden habe, werden beide* Hieroglyphen gleich ausgesprochen also Ḥm. *Ḥm -"Sklave, Leibeigener, Diener" *Ḥm - "Majestät" Ich habe aber auch Ḥm übersetzt als "Schwuler, Feigling" gefunden. Stimmt das?
Ich bedanke mich im Voraus für Deine Zeit und Hilfe!
Das Überdauern in der Zeit war eines der zentralen Versprechen in der altägyptischen Religion. Der Glaube an eine Wiederkehr dürfte sicherlich konstituierend gewesen sein.
Teile eine Auswahl mit Euch. Ich bin äußerst Verzaubert und versuche mir die zwischenmenschliche Verhältnisse der damaligen Zeit vorzustellen. Und auch wenn es nur ein Zeitlang und unter einer kleinen Gruppe der Gesellschafter gelebt worden war. Es ist die romantischste Vorstellung meines Lebens Kennt man ältere vergleichbare Texte? So viel ich weiß die älteste Funde der Ma'at (als Begriff) sind in den Pyramidentexten (Unas) zu finden. Wird die Ma'at dort nur angedeutet oder gab es damals noch ähnliche konkrete moralische Regeln*, die dem Verstorbenen das ewige Leben versprechen?
Extrem spannend! Ich kann nicht warten "Deine" Quellen zu studieren. So viel ich weiß die älteste Funde der Ma'at (als Begriff) sind in den Pyramidentexten (Unas) zu finden. Wird die Ma'at dort nur angedeutet oder gab es damals noch ähnliche konkrete moralische Regeln*, die dem Verstorbenen das ewige Leben versprechen?