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Die letzten 20 Beiträge des Forums.

 1
 Schrift & Sprache / Re: Keilschrift-Text der Sargon-Geburtslegende
 Datum: 07.12.2025 um 21:15:46 
Beitrag von: Michael Tilgner
Hallo, Gerry,

ist kein Ägyptisch, aber hin und wieder schaut man auch über den Zaun ...

Eine Transkription des Keilschrifttextes von Sargons Geburtslegende findet sich hier.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

 2
 Schrift & Sprache / Keilschrift-Text der Sargon-Geburtslegende
 Datum: 07.12.2025 um 19:56:27 
Beitrag von: Gerry
Hallo, kennt hier zufällig jemand eine frei zugängliche Veröffentlichung einer Transkription vom Original-Keilschrift-Text der akkadischen Geburtslegende von Sargon von Akkad? Also, die Version, wo behauptet wird, dass er seinen Vater nicht kannte, von seiner Mutter in einem Körbchen ausgesetzt und von einem Gärtner adoptiert wurde?

(Ist kein Ägyptisch, aber die Experten hier im Forum kannten generell immer erstaunlich viele Veröffentlichungen von Transkriptionen und Übersetzungen alter Texte.)

Besten Dank!

 3
 Neues aus der Ägyptologie / Grabkammer Scheschonq III. entdeckt
 Datum: 07.12.2025 um 14:16:54 
Beitrag von: Lolli2u
Der französischen Ausgrabungsmission um Frédéric Payraudeau (EPHE/PSL) und Ahmed Nakshara (MFFT) gelang am 9. Oktober auf dem Gelände der nordägyptischen Fundstelle Tanis (San el-Hagar) die Entdeckung der Grabkammer des Pharao Scheschonq III. In der Grabkammer wurden unter anderem insgesamt 225 kleine aus Fayence gearbeitete Uschebti-Figuren gefunden anhand derer die Identifizierung des Grabinhabers erfolgte, welcher in der Zeit der 22. Dynastie, ca. 830 bis 791 v. Chr., regierte. Über diese Entdeckung konnte nun zudem auch ein bislang namenloser Sarkophag, welcher bereits 1939 im Grab Osorkon II. entdeckt worden war, zugeordnet werden. Es handelt sich um die bedeutendsten in Tanis gemachten Funde seit 1946.

Quelle:

Mission francaise des fouilles de Tanis (MFFT) / École pratique des hautes études (EPHE/PSL): Importante découverte dans la nécropole royale de Tanis (San el-Hagar) https://www.ephe.psl.eu/importante-decouverte-dans-la-necropole-royale-de-tanis-egypte.

Sciences et Avenir per AFP, Mitteilung vom 05.12.2025: Egyptologie: une découverte eceptionnelle dans la nécropole de Tanis https://www.sciencesetavenir.fr/sciences/egyptologie-une-decouverte-exceptionnelle-dans-la-necropole-de-tanis_189756.

Salzburger Nachrichten vom 05. Dezember 2025: Fund in ägyptischer Grabstätte lüftet das Geheimnis um einen Sarkophag https://www.sn.at/panorama/wissen/fund-grabstaette-geheimnis-sarkophag-188869399.

Science au Luxembourg, Beitrag vom 05.12.2025: Egyptologie: une découverte eceptionnelle dans la nécropole de Tanis https://www.science.lu/fr/egyptologie-une-decouverte-exceptionnelle-dans-necropole-tanis.

Die im Dateianhang befindlichen Fotos wurden von Simone Nannucci (MFFT) und Raphaele Meffre (EPHE/PSL), sowie von Frédéric Payraudeau (EPHE/PSL) erstellt und über die Université Paris Sciences et Lettres (PSL) in open access veröffentlicht. Eine wirklich sehr interessante Entwicklung.

Gruß in die Runde und schöne Weihnachten

Lolli

 4
 Schrift & Sprache / Re: Hesire - bemalte Tür mit Inschriften
 Datum: 25.11.2025 um 21:50:07 
Beitrag von: maat02
Hallo Michael, hallo Meritneith,

vielen lieben Dank für die Infos.

Das hilft mir weiter.

Lieben Gruß
Carolin

 5
 Schrift & Sprache / Re: Hesire - bemalte Tür mit Inschriften
 Datum: 24.11.2025 um 12:44:21 
Beitrag von: Meritneith
Mein Vorschlag für die erste Zeile:

jbsA Dsr r Tnj
Heiliges Ibsa-Öl zur Ehre/Erhöhung/Aufrichtung [des Verstorbenen]

Zu jbsA Dsr:
Eigentlich steht hier Dsr jbsA. Die Vertauschung von Nomen regens und Nomen dependens in einer Genetivphrase kommt in der Frühzeit und im frühen Alten Reich nicht selten vor (z. B. mH.w-jw.t "Lieferung (Gekommenes) von Unterägypten" auf Produktetiketten).

Zu Tnj:  
Wb 374.1: erheben u. ä., jmd. aufrichten; Wörterbuch Hannig S. 1028 (38034): Erhöhung, Ehrerhöhung, Ehre.
Das Wort hatte sehr unterschiedliche Schreibweisen, inklusiv einer mit dem Klassifikator A2 (siehe Hannig). Zugegeben, t-s-n-j mit dem Klassifikator A2 mittendrin ist eine besonders kuriose Schreibweise, aber in einem so frühen Text nicht überraschend. Die Schreibkunst der Grabhandwerker war zu dieser Zeit noch nicht ganz „ausgereift“.

 6
 Schrift & Sprache / Re: Hesire - bemalte Tür mit Inschriften
 Datum: 23.11.2025 um 15:55:13 
Beitrag von: Michael Tilgner
Liebe Carolin,

das ist ein kniffliger Text der ägyptischen Frühzeit! Es handelt sich wohl um den Teil einer Opferliste bzw. Magazinbeschreibung. Die Übersetzungen müssen daher in diese Kategorie fallen.

Vielleicht steht in der ersten Zeile jbsA "eine Art feines Salböl" (Wb I, 64.14). Für den Rest der Zeile kann ich keinen Vorschlag machen.

Die zweite Zeile beginnt mit awgw.t "Röstkorn" (siehe Wb I, 235.5 ag.t "Art Zubereitung des Getreides (Schrot o.ä.)"). Dazu passen die drei ovalen Getreidekörner als Determinativ. Das 2. Zeichen hat Jochem Kahl als ein Zeichen aus der Kategorie "Schiffe, Schiffsteile" identifiziert, das in der Gardiner-Liste nicht vorkommt und es mit dem Identifikator p11 versehen (Das System der ägyptischen Hieroglyphenschrift in der 0.-3. Dynastie, Wiesbaden, 1994, S. 666). Es soll die Lesung wg haben; daher die vom Wb abweichende Umschrift. Was danach kommt, ist unklar.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

 7
 Schrift & Sprache / Hesire - bemalte Tür mit Inschriften
 Datum: 23.11.2025 um 00:11:31 
Beitrag von: maat02
Hallo Ihr Lieben,

Ich bin dabei die bemalte Wand an der Ostseite des Grabes von Hesire mir näher anzuschauen.
aus Buch: EXCAVATIONS AT SAQQARA (1911-12) - THE TOMB OF HESY BY J. E. QUIBELL

Es gibt da ja wenig Hieroglyphen.  

Und da dachte ich die Tür mit den Hieroglyphen, das wäre etwas leichter, da dies wie ein Satz aussah.

Aber irgendwie ist das für mich verdammt schwierig ...
Anfangs nahm ich an " sich wenden " und dann am Schluss " passieren " ,  
dass das mit der Tür zu tun hat
oder hat es vielleicht doch etwas mit dem Inhalt der Krüge zu tun
aber ich komme hier nicht weiter.

Die erste Zeile mit einem Arm mit Stock srw sich wenden ?,

dann ein Tier
(Xnw) oder
(jb)?


Bei dem Vogel bin ich mir nicht so sicher, aber im Wörterbuch finde ich nur Wörter mit dem Schmutzgeier.

sAr.t snj Klugheit, Vernunft passieren   (?)

oder das s hinter dem Tier :
jbs Ar.t Xrd snj  ? Himmel des Kindes passieren  (?)  

oder das sA hinter dem Tier :
jbsA rt snj Salböl ? passieren  

Und in der unteren Zeile verstehe ich das 2. Zeichen nicht so ganz.

Ist das nbw? oder vielleicht
aAw?

Ich freue mich schon auf Eure Antworten

Schönen Sonntag

Lieben Gruß
Carolin

 8
 Neues aus der Ägyptologie / Re: Die Doppelgrabanlage K 93.11 / K93.12
 Datum: 08.11.2025 um 13:59:14 
Beitrag von: Lolli2u
RIP


Am 27. Oktober verstarb nach schwerer, langer Krankheit der seit 1991 im Nekropolenabschnitt Dra' Abu el-Naga tätige Archäologe und Ägyptologe Daniel Polz (1957–2025). Polz hatte seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt auf die Erforschung der Gräber und der Bestattungspraxis der Pharaonen und Vornehmen in der Epoche der Zweiten Zwischenzeit und des frühen Neuen Reiches gelegt. 2001 gelang ihm in Dra' Abu el-Naga die Entdeckung der Pyramide des Pharao Nub-Cheper-Re Intef, 2004 dann der Nachweis der Pyramide seines Bruders, des Pharaonen Sechem-Re Wep-Maat Intef. Wir führen sie in unserem Lexikon als Jnj-jt=f'3 unter Antef V. der Ältere (ca. 1580 v. Chr.), sowie Jnj-jt=f Antef VI. (ca. 1580 v. Chr) und datieren diese also in die Zeit vor Kamose (1560–1556). Polz gelang mit dem Nachweis dieser beiden kleinen Pyramiden die Entdeckung ihrer Gräber K 93.11 und K 93.12, welche während der ausgehenden 20. Dynastie im Rahmen einer Nachnutzung durch die Hohenpriester des Amun Ramsesnacht und Amenophis erneut belegt worden sind. Damit hatte Polz gleich zwei große Wissenslücken geschlossen, nämlich eine in Hinblick auf die ausgehende Zweite Zwischenzeit, sowie eine zweite in Bezug auf die späte Zeit der 20. Dynastie, also des ausgehenden Neuen Reiches. Polz hatte seine Forschungen in der thebanischen Nekropole 40 Jahre lang vom Deutschen Haus in Qurna aus durchgeführt, welches ihm zur zweiten Heimat wurde. Mit seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2022 ging die Leitung der Grabungen an Ute Rummel über, welche die Fundlage seither in Zusammenarbeit mit Stéphane Fetler und weiteren auswertet.

Nachruf des DAI auf Dr. Daniel Polz : https://www.dainst.org/newsroom/nachruf-dr-daniel-polz/704

Weiterführende Literatur:    

Polz, Daniel : The royal and private necropolis of the seventeenth and early eighteenth dynasties at Dra' Abu el-Naga. In: Khaled Daoud : Studies in honor of Ali Radwan, Vol. 2, Kairo 2005, S. 233–245  https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/2604/.

Polz, Daniel : The location of the tomb of Amenhotep I: A reconsideration. In: Richard Wilkinson : Valley of the Sun Kings, new explorations in the tombs of the Pharaohs, Tucson 2005, S. 8–21  https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1973/.

Fetler, Stéphane : Traces of transition: Funerary envelopes from K 93.12 in Dra' Abu el Naga as artistic indicators of political and cultural change, Deutsches Archäologisches Institut, Kairo 2016 https://egyptiancoffins.org/assets/pdfs/nespawershefyt/Fetler.pdf.

Bell, Charles Frederic Moberly : From pharaoh to fellah, London 1888, S. 117–118  https://archive.org/details/frompharaohtofel00bell/page/116/mode/2up (The tombs of the kings Entep).

Mit Dank für den Hinweis auf den Verbleib von Herrn Dr. Polz an DerMaxdorfer

Das Foto von Herrn Dr. Polz wurde erstellt von Frau Dr. Ute Rummel, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo, DAI CC BY-NC-ND-SA 4.0.

Die zeichnerische Darstellung der im Dra Abu el-Naga befindlichen Gräber der Könige Intef stammt aus der Feder von Georges Montbard und findet sich in Moberly Bell (1888), Seite 118. Sie befindet sich daher in public domain und ist also Gemeinfrei.

Gruß Lolli

 9
 Sonstiges / Re: Nilkrokodile im Nil
 Datum: 04.11.2025 um 19:31:35 
Beitrag von: Seschen
Hallo, Georg!

Möglicherweise hast du dies übersehen:

Auf der Startseite steht dieser Hinweis:



Beachte bitte die Interessen und Themenkreise in diesem Forum: klassische Ägyptologie; das erkennst du auch an den Unterforen.

Gruß, Seschen

 10
 Sonstiges / Nilkrokodile im Nil
 Datum: 03.11.2025 um 21:40:42 
Beitrag von: Heino80
Hallo Leute,

ich bin hier ganz neu, ich bin Georg, 45 Jahre alt und interessiere mich sehr für Ägypten und vor
allen für das Nilkrokodil. Ich lese jetzt immer im Internet, das es vom  Nildelta bis Assuan keine Nilkrokodile mehr geben soll. Ist das wirklich so? Das wäre ja total blöd. Ich wollte eigentlich
nach Ägypten reisen und so eine Nil Tour machen und dachte mir das ich da wenigstens ein paar Krokodile sehen kann. Aber jetzt mal im Ernst, ist das wirklich so schlimm das man vom Nildelta bis
Assuan keine Krokodile sieht? Und gibt es dort wenigstens ein paar vereinzelte Tiere?
Auf einigen anderen Seiten ließt man, 6 Meter Nilkrokodil gesichtet im Nil und das kleine Nilkrokodile von einem Meter länge am Nildelta Strand im Mittelmeer schwimmen. Ist das Fake oder
doch etwas dran?

Könnt ihr mir hierzu eventuell weiter helfen? Ich wäre euch da sehr dankbar.

Viele Grüße
Georg  

 11
 Schrift & Sprache / Re: Schepset-Ipet - Grabstele
 Datum: 29.10.2025 um 18:58:20 
Beitrag von: maat02
Hallo Seschen, hallo Michael,

ich danke euch vielmals .

Das hat mir wieder weitergeholfen.

Lieben Gruß
maat02

 12
 Schrift & Sprache / Re: Schepset-Ipet - Grabstele
 Datum: 26.10.2025 um 20:53:13 
Beitrag von: Michael Tilgner
Liebe Maat02,

Deine Skepsis bezüglich des Titels "Schwester des Bürgermeisters" scheint mir berechtigt! Auch ich kenne einen solchen Titel nicht. Es hat den Anschein, dass ein Autor des Wikipedia-Artikels Schepset-ipet das Zeichen F4 mit Lesung HA.t als HA.tj-a "Bürgermeister" interpretiert hat.

Diese Stele gehört zu den sog. "Speisetischszenen". Die Verstorbene sitzt vor dem Opfer- bzw. Speisetisch, vor ihr Titel und Name. Ich muss gestehen, dass ich die Lesung ^ps(.t)-jp.t nicht ganz nachvollziehen kann. Er ist auch nicht in Katrin Scheele-Schweitzer, Die Personennamen des Alten Reiches, Wiesbaden, 2014 enthalten.

Der Rest ist die "Opferliste". Der Text wurde geschrieben, als die Konventionen der Hieroglyphenschrift noch nicht voll ausgebildet waren. So richtig verstehen kann man ihn nur, wenn man Vergleichsstücke heranzieht. Das hat Peter Kaplony getan, der für sein monumentales Werk Die Inschriften der ägyptischen Frühzeit, 3 Bände, Wiesbaden, 1963 (leider nicht online) alle ihm seinerzeit bekannten Speisetischszenen zusammengestellt hat: insgesamt 43 Exemplare. Später kamen noch weitere dazu. Die von Schepset-ipet trägt die Nr. 35 in seinem Verzeichnis. Seine Analyse (aller Speisetischszenen) umfasst die Seiten 227-354! Also sehr gründlich! Wahrscheinlich haben dennoch nicht alle seine Schlussfolgerungen die Zeit überdauert, aber dieses Werk ist Ausgangspunkt jeder Beschäftigung mit den frühen Inschriften.

Die Opfergaben scheinen chaotisch zusammengestellt zu sein. Sie bestehen aus Broten, Getränken, Fleisch und Geflügel, aus den Grundbestandteilen des Totenopfers, alles das, was zum Weiterleben benötigt wird. Sie haben sich zu festen Anordnungen entwickelt, die Kaplony als "Listen" bezeichnet hat.

Zuerst die Brotlisten (S. 243-244): "Sie sind nach festen Regeln angeordnet: Aus einer Idealliste hat man eine inviduelle Auswahl getroffen; wir können diese Idealliste aus der Position der einzelnen Brotnamen rekonstruieren." Kaplony unterscheidet eine Erste und eine Zweite Brotliste sowie vereinfachte Darstellungen von Brotlisten. Die von Schepset-ipet gehört zur Zweiten Brotliste, von der es noch zwei weitere Belege gibt. Er hat sie in der Abb. 840B schematisch zusammengestellt (35 ist wie gesagt die Brotliste der Schepset-ipet).

Beachte die verschiedenen Brotformen: Die ausgebeulten Dreiecke nennt er "Doppelkegelbrot" (z.T. mit Innenzeichnungen); zudem gibt es "Langbrote" (sehen aus wie längliche r) und "Rundbrote" (Kreisform, von oben aus gesehen). Nicht alle Brote sind bei Schepset-ipet bezeichnet. Die Liste umfasst 6 Elemente (Einzelheiten siehe Anlage).

Rechts oben und Mitte: pxA-Brot; die unbezeichneten zwei folgenden Brote deutet Kaplony als qmA "eine Zubereitungsart". S. 250: "qmA ist im AR [Alten Reich] fast nur in der Zusammensetzung mit qmH belegt; daraus erklärt sich, warum qmA während der archaischen Zeit nur in Verbindungen mit einem anderen Namen begegnet (px-qmA, sqr-qmA, tA-1-qmA)."

Rechts Mitte: HTA-Brot. Das darüber stehende Rundbrot mit den Strichen als Innenzeichnung gehört dazu. Das ergibt sich aus den Schreibungen in der Ersten Brotliste (Abb. 840A - hier nicht wiedergegeben).

Links oben: jwj-Brot. Die Lesung ergibt sich aus der Parallele der Speisetischszene 27 (Sp 27).

Links Mitte: jdA.t-Brot.

Links unten: rtH-Brot. Die Lesung nach Sp 27.

Man erkennt, dass die Schreib- bzw. Leserichtung in dieser Zeit noch nicht fest war. Hierzu bemerkt Jochem Kahl, Das System der ägyptischen Hieroglyphenschrift in der 0.-3. Dynastie, Wiesbaden, 1994, S. 40: "Die Leserichtung kann innerhalb einer Quelle wechseln, die Orientierung der Graphemfolgen bidirektional sein (...). Des öfteren wird die Orientierung der Graphemfolgen durch "äußere" Faktoren bestimmt wie z.B. durch Siegelmuster oder durch Bildkompositionen."

Eine zweite Beobachtung: Der Laut A (Aleph) wird oft nicht geschrieben (sog. Defektivschreibung). Jochem Kahl hat eine lange Liste dieser Fälle erstellt (S. 961-968). Hier sind die Laute ergänzt worden. Kaplony hingegen berücksichtigt sie in seiner Umschrift nicht. So spricht er von px- bzw. HT-Brot.

Als nächstes folgt die Getränkeliste: Die Getränke sind verteilt. Dazu Kaplony, Bd. 2, S. 957 (Anm. 1462): "Bei ^pst-ip(t) (Sp 35) sind die Brotliste und die Getränkeliste in einem rechtwinkligen Teil angeordnet, wobei im rechten Winkel die zwei Krüge als Vertreter der Getränkeliste stehen. Sie spalten die Brotliste in zwei Gruppen (...)." Neben der normalen und der vereinfachten Getränkeliste gibt es auch eine verkürzte Getränkeliste, die nur aus "einzelne(n) Krügen und Zweiergruppen von Krügen mit oder ohne Beischrift" besteht (S. 256). Hierzu gehört die Liste von Schepset-ipet.

Links vor Schepset-ipet unter dem Speisetisch steht ein Krug ohne Beischrift, der von Kaplony als Weinkrug interpretiert wird, "der sich durch ein netzartiges Muster hervorhebt" (Krugform Ib, S. 253). - "Die Beischrift jrp ist entbehrlich, da für Wein die typische Krugform Ib existiert." (S. 259) Zudem gibt es eine Zweiergruppe von Krügen (Krugformen Ia und II), ebenfalls ohne Beischrift. Sie werden von Kaplony als "gewöhnlicher Vorratskrug" und als "Getränkekrug" bzw. "Wasserkrug" beschrieben.

Sodann folgt die Gefäß-Öl-Liste bzw. das, was von ihr vorhanden ist, nämlich nicht viel: zwei Schalen (unterhalb des Wortes sA.t). "Schalen werden als Unterlage für Fleisch und Korn dargestellt; sie kommen aber auch als Trinkgefäss, als Waschschüssel und vielleicht auch als Kochkessel (...) in Frage (...)" (S. 275). - "Ihrer Form nach können die Schalen (...) und die Waschkanne (...) kein Oel aufbewahren; dies bestätigen die Beischriften (...)" (S. 272). - Nach einer Zusammenstellung, welche Krugformen wie vorkommen, kommt Kaplony zum Ergebnis (S. 277): "Die Gefäss-Oel-Liste kann demnach entweder durch einen einzelnen zylindrischen Krug (...) oder allein durch eine Doppelgruppe von zwei zylindrischen Krügen oder zwei Schalen dargestellt werden." Letzteres ist bei Schepset-ipet der Fall.

Es geht weiter mit der Liste der Fleischbeigaben. Bei Schepset-ipet ist nur xpS "Vorderschenkel" dargestellt (S. 335).

Schließlich folgt noch die Rinder-Geflügel-Liste. Kaplony nennt nur einen Beleg für "ein Rind und vier Gänse", nämlich unsere Speisetischszene (S. 336). Die Liste beginnt mit HA.t "das Beste", gefolgt von dem Rinderkopf F1 ohne weitere Beischrift. In anderen Speisetischszenen steht ngA dabei. "Der Name dieser Rinderart ist auf den Sp [Speisetischszenen] am häufigsten und deshalb wohl überall dort, wo nur ein Rinderkopf ohne Beischrift steht, einzusetzen." (S. 337) Danach sollten wir die Stelle als HA.t ngAw lesen und mit "das Beste vom Langhornrind" übersetzen.

Zu den Gänsenamen verweise ich auf Seschens Beitrag.

Zusammenfassung

Die Inschrift der Speisetischszene der Schepset-ipet setzt sich zusammen aus Titel und Namen der Verstorbenen sowie einer Opferliste, die aus einer Brot-, Getränke-, Gefäß-Öl-, Fleischbeigaben- sowie Rinder-Geflügel-Liste besteht.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

 13
 Schrift & Sprache / Re: Schepset-Ipet - Grabstele
 Datum: 26.10.2025 um 09:25:22 
Beitrag von: Seschen
Hallo, Maat2!

Zitat:
und mit
rTs kann ich gar nichts anfangen.
Sind da vielleicht Abkürzungen bzgl. den Vögel , die unten abgebildet sind.


Das sind 3 Bezeichnungen (Abkürzungen) für Gänsearten mit Determinativen:



Von rechts nach links zu lesen:
r(A) - Gans, Graugans (WB 2, 393)
T(rp) - Blässgans (WB 4, 387)
s(r) / z(r) - eine Gans (WB 4, 1.5)

DZA 25.791.480
DZA 29.387.170

HT bzw. HT(A) - ein Brot (WB 3, 203)

Gruß, Seschen

PS:
Korrektur "WB"

 14
 Schrift & Sprache / Schepset-Ipet - Grabstele
 Datum: 24.10.2025 um 20:33:44 
Beitrag von: maat02
Hallo Ihr Lieben,

ich brauche mal wieder eure super Unterstützung.

Die Stele der Schepset-Ipet hat anscheinend einen Titel vor der sA.t nsw "Tochter des Königs".

Auf Wikipedia steht das sie den Titel hat "Chebet-hatj („Schwester des Bürgermeisters“)"

aber weder im Hannig noch im TLA finde ich was bzgl. xp.t noch xb.t was als "Schwester" bezeichnet wird.
bzw.


Auch Ihr Name sieht so aus, als ob vorher was anderes stand.

Die anderen Hieroglyphen interpretiere ich als
xTA.t als eine Art Brot in bDA-Form und
HA.t dj(w) für bestes Öl.

und mit
rTs kann ich gar nichts anfangen.
Sind da vielleicht Abkürzungen bzgl. den Vögel , die unten abgebildet sind.

Danke Euch
Maat02

 15
 Ägyptische Götterwelt / Re: Papyrus des Nu (BM EA 10477)
 Datum: 20.10.2025 um 16:43:29 
Beitrag von: Meritneith
Nachtrag: außer die üblichen negativen Sündenbekenntnisse der Eliten in Gräbern (die du ja schon hast).

 16
 Ägyptische Götterwelt / Re: Papyrus des Nu (BM EA 10477)
 Datum: 20.10.2025 um 16:36:45 
Beitrag von: Meritneith
Lieber Milan,
um deine Frage vom 14.10. zu beantworten - nein, ältere Texte als die Pyramidentexte kenne ich im Hinblick auf den Themenkreis Ethik und Ma'at keine.

LG

 17
 Ägyptische Götterwelt / Seraphis
 Datum: 20.10.2025 um 12:38:50 
Beitrag von: Milan_Mladenovic
Liebe Ägyptologen,

War/ist ägyptisch-hellenistischer, ptolemäischer Gott Seraphis eine politisch motivierte Gottheit-Entstehung?
Der diplomatische, demokratische (worin die Altgriechen gut waren) Akt Osiris und Zeus (oder waren es auch Seth, Pluto...?) zu symbiosieren, als eine Religionentwicklung, rekonstruierter Hybrid, evolutiver Synthese.

Kennt ihr spannende Texte oder Abbildungen von Seraphis?

Ich hoffe mein Deutsch ist verständlich.
Danke im Voraus!
Viele Grüße
Milan

 18
 Ägyptische Götterwelt / Re: Papyrus des Nu (BM EA 10477)
 Datum: 14.10.2025 um 21:04:25 
Beitrag von: Milan_Mladenovic
Lieber Michael,

Solche konkrete Maat-gemäßene Verhaltensregeln gab es schoon im Alten Reich  UNGLAUBLICH!!
DANKE lieber Michael Tilgner! Dein Wissensspektrum aber dann auch deine Wille und Geduld uns ehrenamtlich zu lehren ist  GROßARTIG

Das von Dir empfohlene Buch von Dr. Nicole Kloth ist kostenslos im Netzt zu finden;
http://gizamedia.rc.fas.harvard.edu/images/MFA-images/Giza/GizaImage/full/library/kloth_inschriften.pdf


DANKE!!!
Viele Grüße
Milan Mladenovic

 19
 Ägyptische Götterwelt / Re: Papyrus des Nu (BM EA 10477)
 Datum: 14.10.2025 um 16:08:06 
Beitrag von: Michael Tilgner
Lieber Milan,

was die von Assmann erwähnten "Idealbiographien" betrifft, habe ich aus dem Inhaltsverzeichnis von Nicole Kloth, Die (auto-) biographischen Inschriften des ägyptischen Alten Reiches: Untersuchungen zu Phraseologie und Entwicklung, Hamburg, 2002, S. VI-VII die Teile gescannt, die sich auf "Maat-gemäßes Handeln" beziehen. Schon aus den Unterüberschriften lässt sich entnehmen, welche Vorstellungen im Alten Reich dazu herrschten.

Viele Grüße,
Michael Tilgner

 20
 Ägyptische Götterwelt / Re: Papyrus des Nu (BM EA 10477)
 Datum: 14.10.2025 um 15:46:15 
Beitrag von: Michael Tilgner
Lieber Milan,

zu den ersten Erwähnungen des Begriffes Maat im "Alten Reich" gibt Jan Assmann, Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, 2. Auflage, München, 1995, S. 54 eine Zusammenfassung, nach der aus diesen alten Texten nichts Spezifisches über "Maat" herauszuholen ist.

In dieser grundlegenden Monographie hat Assmann auch einen ägyptischen Text zitiert, der geradezu eine Definition des Begriffes "Maat" darstellt:

Zitat:
Der Lohn eines Handelnden liegt darin, daß für ihn gehandelt wird.
Das hält Gott für Ma'at.

Ich habe diese Stelle aus der Inschrift des Neferhotep herausgesucht; man kann sie hier unter den Nr. 112-113 finden (Hieroglyphen, Umschrift und Übersetzung).

Viele Grüße,
Michael Tilgner

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