Thomas, ich meine, da hast du ein bisschen zuviel dazu gedichtet.
Ja – ich weiß (schäm). Das darfst du getrost meiner Experimentierfreude zu schreiben, die immer wieder mal fehl am Platze ist. Das hat mir im "roten" Forum schon den Ruf eingebracht, überhaupt keine Ahnung zu haben. Wenn ich mich an das Wörterbuch halte und die Grammatik vernünftig nachschlage, dann bin ich besser – wenigstens manchmal.
Aber ich will auch ehrlich sein. Ich finde "scheckige Kuh" blöd und wollte mich dem Rainer Hannig von Seite 659 nicht so einfach geschlagen geben
snq.n(=j) Hm.t=T m mnD=j "ich habe Deine Majestät mit meiner Brust gesäugt"
Ein t sehe ich nicht bei snq.n(=j). mnD heißt auch "Euter". Man beachte die Abbildungen, die Hatschepsut am Euter saugend zeigen. Daher steht dieses Wort wohl auch im Singular!
Urk. IV, 239, 12
mH.n(=j) Tn m Ax.w=j "ich habe dich gefüllt / erfüllt mit meiner Macht / Zauberkraft"
Tn ist abhängiges Personalpronomen 2. Person Singular feminin (Gardiner, § 43) Ax bzw. auch Ax.w (Hannig, S. 12) sind Wörter, die schwer angemessen zu übersetzen sind. Manche Ägyptologen lassen auch den Begriff stehen: "Ach"
Urk. IV, 239, 13
m mw=j jpn n(.w) anx wAs "(und) mit diesem meinem 'Wasser' (meiner 'Flüssigkeit') des Lebens (und) Glücks"
Wir hatten schon zuvor bemerkt, daß jrT.t als Plural aufgefaßt wird. Hierzu habe ich die folgende Ausführung bei Edel, Altägyptische Grammatik, § 286 gefunden:
Zitat:
Zu bemerken ist jedoch, dass Flüssigkeiten, obwohl sie singularische Form zeigen, pluralisch konstruiert werden ...
und führt schon aus dem Alten Reich Beispiele an wie Hnq.t "Bier" und mw "Wasser", während im gleichen Satz t "Brot" im Singular steht (PT 870b).
Das n(.w) bezeichnet den indirekten Genetiv zu mw.
Zitat:
When an adjective or other word intervenes between a noun and its genetive, it is the indirect genetive which is used." (Gardiner, § 86)
Das w habe ich zum n ergänzt aufgrund der Parallelen (siehe Wb. II, 51 und die entsprechenden Belege bzw. Hannig, S. 329 unter (5); hier als "Wasserspende" apostrophiert). Daß es fehlt, ist nichts besonderes: "At an early period the genetival adjective shows a tendency to become invariable in the form n." (Gardiner, § 86)
wAs "Glück, Heil" (Hannig, S. 176), nicht wAs.t "Theben" (S. 1324).
noch einmal zur Zeile Urk. IV, 239, 10 zur Frage des Arms D41:
Ich hatte dieses Zeichen mit Absicht ignoriert, weil ich der Meinung war, daß es sich um eine Schreibvariante bzw. um einen Schreibfehler handelt. Jedoch:
Es gibt ein Wort Xnw-a.wj "Umarmung", auch mit einem m davor: "in der Umarmung". Im Zettelarchiv ist für die 18. Dyn. die Schreibung mit nur einem Arm ebenfalls belegt.
Wir haben somit:
mj jr.t n(=j) n @r m Xnw-a(.wj) sS n Ax-bj.t "wie ich es getan habe für Horus in der Umarmung des Nestes von Chemmis"
Ich muß gestehen, daß mir diese Übersetzung schon etwas eigenartig vorkommt!
Andererseits halte ich die Lesung nj auch für problematisch: Der Arm ist zwar als Abkürzung für nj (njA) "abweisen, niederwerfen" angegeben (Hannig, S. 391). Aber es nicht einfach, diese Bedeutung hier unterzubringen, auch macht es Schwierigkeiten, eine geeignete Verbform anzusetzen.
14: jnk mw.t=T Sd.t Ha.w=T "Ich bin deine Mutter, die deinen Körper aufzog/ernährte."
Hannig, S. 844: Sdj - aufziehen, erziehen, ernähren zur Schreibung siehe auch DZA 30.284.330, DZA 30.284.370 Sd.t Partizip
15: qmA(=j) n nfr.w=T "Ich bin der Schöpfer deiner Schönheit."
Hannig, S. 856: qmA - Schöpfer (mit T14-G41-Y1 als Det.) Hannig, S. 409: nfr.w - Schönheit
16: jj.n(=j) "Ich bin gekommen,"
17: wn(=j) m sA=T "damit ich sein kann dein Schutz."
Hannig, S. 654: sA - Schutz Hannig, S. 194: wnn [IIae gem] - sein hier tippe ich auf sdm.n=f substantivisch, daher wn=j und nicht wn.n=j
Urk IV, S. 240
1: DAj=j r=T m irTt=j "Du trinkst mit deinem Mund von meiner Milch,"
DZA 31.537.890: DAj ra m - seinen Mund über die Milch führen, d.h. sie trinken Aber was bedeutet hier y - DAy ??
2: anx=T Dd=T jm sn "damit du lebst und dauernd bist durch sie (die Milch),"
Wie kann hier Dd t übersetzt werden? Was ist hier die grammatikalische Sicht? Ich tippe auf 2 x Partizip. Aber wo ist dann das Partizip-t, wenn das angegebene wie vermutet ein =T ist. Ich bin etwas ratlos.
3: Ax=T jm sn "damit du erfolgreich bist durch sie,"
Hannig, S. 695: spd - effektiv, tüchtig sein, wirkungsvoll Bemerkung: in Zeile Urk. IV 240, 4 steht nicht X8 (wie bei Sethe angegeben), sondern M44. Siehe auch beigefügten Bildausschnitt (aus Bild von Nauna), siehe auch Anmerkung a) von Sethe.
5: sHr=j Dw.t jrt=T "Ich halte dich fern von dem Bösen ..."
jrj - bei A48 (siehe Beitrag von Seschen) (Hier kapituliere ich vor der Schrift der alten Ägypter ...)
Hannig, S. 1000: Dw.t - das Schlechte, das Böse [veralt] Dw das Schlechte, das Böse [näg]
31.01.09 13:50: Lösungsvorschlag (ausgeschlafen und bei Seschen gespickt )
Hannig, S. 82: Dwt jr.t=f - "das Böse an ihm" jrj Nisbe zu Präp. r Hannig, S. 737: sHr Dw - "das Böse vertreiben" (Dw [näg] Schreibweise)
"Ich vertreibe das Böse an Dir"
6: mj wD.tn jt=T Jmn-Ra nb ns.wt tA.wj "wie befohlen von deinem Vater Amun-Ra, Herr der Throne der beiden Länder."
DZA 24.810.500 ff: nb ns.wt-tA.wj Problem: welche grammatikalische Form hat dieser Satz? Was ist (grammatikalisch) wd.tn? Warum ist Ra dem Amun vorgestellt?
7: anx=tj D.t "Sie möge ewiglich leben!"
Das hatten wir schon (Pseudopartizip 2c/3f Singular - siehe Gardiner zur Lesung "sie", § 313).
jnk mw.t=T Sd.t Ha.w=T Ich bin deine Mutter, die deinen Körper gesäugt hat.
Sdj: Hannig Seite 911; 1) säugen 2) aufziehen, erziehen 3) ernähren. Da hier das Determinativ fehlt, könnten nach meiner Auffassung alle drei zutreffen. Aber in anbetracht der Bilder (Kind säugt am Euter der Hathor) neige ich eher zu "gesäugt".
Hilfsverb wn = sein in einer pseudoverbalen Konstruktion?
1 DAj r=T m jrt.t=j Dein Mund nascht von meiner Milch,
Hannig, Seite 1067; DAj: 5) führen (Speisen zum Mund) *naschen
2 anx=T Dt=T jm sn Du (wirst) leben (und ) du (wirst) existieren durch sie (hier ist die Milch gemeint),
3. Ax=T jm sn du (wirst) nützlich durch sie
4 spd=T jm sn du (wirst) effektiv durch sie
Hannig, Seite 751; spd: effektiv, tüchtig sein. (Hier habe ich mich erst irritieren lassen, weil Bernd "X8" als Zeichen eingesetzt hat. Es muss aber "M44" stehen.)
5 sHr=j Dw.t jrt=T (denn) ich vertreibe das Böse, deine Gefährtin
Hannig, Seite 796; sHrj: (kausativ) entfernen, beseitigen, vertreiben (Böses), verscheuchen
6 mj wDt.n jt=f Jmn-Ra nb ns.wt tA.wj wie es befohlen hat dein Vater Amun-Ra, Herr der Throne der Beiden Länder.
Hier habe ich mich erst irritieren lassen, weil Bernd "X8" als Zeichen eingesetzt hat. Es muss aber "M44" stehen.
Ich habe ausnahmsweise das gesetzt, was auch in Urk. IV, S. 240,4 steht. Siehe auch die Anmerkung in meinem Übersetzungsvorschlag.
Zitat:
(denn) ich vertreibe das Böse, deine Gefährtin
Das verstehe ich nicht ganz, Vertreiben der bösen Gefährtin?? Ich denke, hier liegt Seschen richtig mit der Nisbe. Siehe auch Hannig, S. 82: Dwt jr.t=f - "das Böse an ihm"
Und noch was lustiges zum Schluß. An dieser Stelle wäre fast meine Phantasie mit mir duchgegangen. Ich hatte schon als Übersetzung:
"Ich bin hinaufgeflogen zum Hüter der Sandalentasche"
Hannig, S. 87: jrj Tbwtj - "Hüter der Sandalentasche"
Hannig, S. 737: sHr - "hinauffliegen, s. nach oben bewegen"
sHr=j Dw.t jrt=T (denn) ich vertreibe das Böse, deine Gefährtin.
Ich bin mir hier nicht sicher, ob das wirklich eine Nisba zur Präposition r ist. Die Schreibweise mit A48 als Abkürzung habe ich nicht gefunden. Deshalb tendiere ich auf das Substantiv, das auf der gleichen Seite 92 steht. jrj = Gefährte, Genosse, Kamerad; Zugehöriger. (Im Sinne von: Ich vertreibe das Böse, das dich begleitet).
kannst du bitte mal genau angeben, was für einen Hannig du hast? Die Seitenangaben von dir kann ich nicht nachvollziehen. Michael, Seschen und auch ich verwenden, wie bereits weiter oben im Thread geschrieben:
Rainer Hannig Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch von Zabern 2. Auflage 1997 (Kulturgeschichte der antiken Welt, Band 64)
Zitat:
(denn) ich vertreibe das Böse, deine Gefährtin.
Schon von der deutschen! Grammatik kann hier etwas nicht stimmen, das Böse (männlich), deine Gefährtin (weiblich). Und was soll das inhaltlich bedeuten? Eine Gefährtin ist doch etwas positives. So wie der Satz jetzt dahsteht, will Hathor die Gafährtin von Hatschepsut, die das Böse ist, vertreiben.
Oder meinst Du "ich, deine Gefährtin, vertreibe das Böse"? Nur kann man das so nicht übersetzen.
Hier ein Ausschnitt aus Hannig, S. 82. Da steht
Dwt jr.t=f - "das Böse an ihm"
Weiterhin steht bei A48 Hannig, S. 1029:
Zitat:
Bartloser Mann, hält ein *Messer Log/Det: jrj zugehörig zu
Also steht A48 für jrj. Solche Kurzformen hatten wir doch in diesem Thread schon öfters. Eine Nisbe ist ein Adjektiv, welches dem Genus folgt, daher das erste t. Da steht noch ein zweites t, welches dann als =T zu lesen ist.
sHr=j Dw.t jr.t=T
Auf die Nisbe bin ich auch erst dank Seschen gekommen.
Die Schreibweise mit A48 als Abkürzung habe ich nicht gefunden.
Thomas, hier wird A 48 nicht als Abkürzung für jrj verwendet, sondern als Logogramm, wie das Hannig S. 1029 anführt. Beispiele für A 48 als Determinativ zu jrj kannst du hier sehen: DZA 31.584.710, DZA 31.584.800, DZA 31.584.780, DZA 31.584.820.
"... das Böse das an jemandem ist, vertreiben / entfernen" ist eine oft anzutreffende Formulierung. Dagegen habe ich noch nie gesehen, dass das Böse als Gefährtin bezeichnet wird (was nicht heißen muss, dass es nicht vorkommt). Zitat:
Auf die Nisbe bin ich auch erst dank Seschen gekommen.
Ich bin über die Zeichenliste von Hannig (S. 1029) draufgekommen: A 49: Syrer hält Stock, Det.: Ausländer ...passt irgendwie nicht zum Kontext!
Es wäre praktisch, wenn du die gleiche Hannig-Ausgabe hättest, dann wären die Seitenangaben (und Inhalte) nachvollziehbar.
Und jetzt warten wir mal ab, welche Übersetzung Michael bietet!
Hallo ihr zwei, jupps, dass habe ich soweit nachvollziehen können. Ich habe übrigens Rainer Hannig, Die Sprache der Pharaonen, Großes Handwörterbuch Ägyptisch - Deutsch, Marbuger Edition 4. überarbeitete Auflage 2006 sowie die Hannig Lexika 4 und 5. Im Vergleich zu Eurem "Hannig" nur eine neuere Ausgabe…
Erweiternd habe ich noch gefunden:
Zitat:
§113 Alan Gardiner: iry, is sometimes used as an unchangeable substitute for the suffixes of the 3rd pers. sing. or plur. It seems to be nothing more than the adjective iry+A48 "relating to" become invariable in this particular use and is often best rendered by the English "thereof", "thereto".
Nun würde ich das wie folgt interpretieren: 1. Verb=Subjekt | 2. Objekt | 3. Adverb 1. sHr=j | 2. Dw.t | 3. jrt=T Ins deutsche: 3. von dir | 1. vertreibe ich | 2. das Böse
Im Gros also die Forführung der Aufzählung, zu was alles das naschen der Milch führen kann.