Hallo! Nachdem ich dieses Foto in den Weiten des www gefunden habe, revidiere ich meine (unsichere) Identifizierung der Zeichen in Spalte 1 (Antwort #8): Der Vogel ist sicherlich G 43 und das letzte Zeichen wahrscheinlich W 10 (als Determinativ).
Thomas, wo liest du in der ersten Spalte nb um "... aus jedem Napf" zu übersetzen?
meine Güte, das ist ja ein echt guter Fund! Er zeigt meines Erachtens auch, dass nach mw kein weiteres "n" folgt – und auch kein "a". Dieser "einfache Strich" ist gewollt.
Zu Deiner Frage: "jeder" gehört natürlich zu Ss = Schreiber; also: Das Wasser, das man gibt aus dem Napf, gehörig zu jedem Schreiber. Aber das ist jetzt eh hinfällig.
Wie Michael schon las: Indirekter Genitiv ::: das Wasser des Napfes gehörig zu jedem Schreiber…
Mit Deiner Umschrift kann ich mich schon weitgehend anfreunden - aber an der Übersetzung solltest Du noch etwas feilen! Prüfe, ob es nicht doch noch andere Wortbedeutungen gibt, die in Frage kommen könnten.
qaH n=k wab.w a=sn m mw Hr zAT.w mj jrr=t(n) Die Priester beugen vor dir ihren Arm mit Wasser zum Boden, wie ihr (es) tut
n Jj-m-Htp m pHwj n p(A)s für Imhotep, vom Boden des Näpfchens.
qaH - (Arm) beugen (Hannig S. 851) wab - der Reine, der Wab-Priester, Laienpriester, [allg.] Priester (Hannig S. 183) a=sn - euren Arm zAT.w - Erdboden, Erde, Boden (Hannig S. 663) mj - wie jrj - machen, tun, handeln, ausführen (Hannig S. 88 (1) und (13) jrr - substantivische Verbform nach mj =tn / Tn - ihr, euch (Suffixpronomen 2. Pers. Pl., Hannig S. 934 und 955) n - für (Präposition) m - von (Präposition) pHwj - Ende (Hannig S. 288 (4), Boden (eines Gefäßes) (12) pAs - Wassernäpfchen (des Schreibers) (Hannig S. 272)
Hallo Michael,, ja, ich dachte mir schon, dass die eine oder andere Übersetzung nicht stimmt. Bei "wab" stören mich die Pluralstriche … auch fällt es mit schwer, die Präpositionen richtig zu übersetzen. Deshalb hier eine hoffentlich verbesserte Lesung: Versteckten Text anzeigen...
Die Reinen beugen für Dich ihren Arm mit Wasser auf den Boden, wie es gemacht wird für Imhotep, den Edelen, am Boden des Napfes
hier meine Lesung zur Stele in TT C.1 (Grab des Jmn-Htp):
Allerdings habe ich zeitweise kapituliert. War nicht einfach, diese Übung.
Ich habe erstmals nur mit Wb und DZA gearbeitet und den Hannig nur zur Kontrolle hinzugezogen. Als Grammatik habe ich den Allen (und Ockinga) verwedet. (Der Allen ist zwar nicht so umfangreich wie der Gardiner, dafür aber aktuell im Bezug auf Verben und ist ein hervorragendes und didaktisch gut aufgebautes Lehrbuch.)
qaH Beugen des Armes (zu einer rituellen Handlung), siehe Wb V, 18 zAt.w Erdboden, Boden, siehe DZA 28.569.920, Wb III, 423 jrr.t Partizip Imperfektiv zur Schreibweise mit 2 x r (D21) siehe Allen S.325 unter Tabelle mj jrr.t n NN like that which is done for NN siehe Beispiel Allen S.328 unten A52: Als Determinativ bei Männernamen m pHwj
"(1) Beugen deines Armes zum Reinigen ihre Hände mit Wasser vom Boden, wie das, was getan ist (2) für Imhotep bis zum Ende des Näpchens (Gefäßes)"
Am Anfang dachte ich. dass der Vogel G35 ist, dann könnte das ein tw-Passiv sein für "eintreten". Auch pys (letzetn 4 Zeichen) in dieser Schreibweise könnte für das Verb "eintreten" stehen, allerdings nicht mit dem Napf als Determinativ. Und ein Verb an dieser Stelle? Da sollte dann ein Partizip Passiv stehen. Auch der tw-Passiv hinter Hr passt ncht so recht.
Dann habe ich im DZA 28.569.920 genau die verwendete Schreibweise für Erdboden/Boden gefunden.
eigentlich wollte ich mit diesem Satz keinen zur Verzweiflung treiben ... und eigentlich befinden sich doch alle Vorschläge auf der "Zielgeraden"! Feilen wir also nur noch ein wenig am Ergebnis:
Der erste Teil ist ein sDm=f, genauer - ich hatte ja geschrieben, daß sich die Stelle in einer Passage befindet, in der dem Grabinhaber alle möglichen Opfergaben gewünscht werden - ein prospektives sDm=f (auch Subjunktiv genannt):
Korrigierte Fassung vom 13.05.2010 (ein bißchen weniger "gefeilt" als ursprünglich):
qaH n=k wab.w a=sn m mw Hr sATw "mögen die Wab-Priester für dich ihren Arm beugen mit Wasser auf den Boden"
qaH "beugen" - qaH a / a.wj "weihen (m mit Gaben)" (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 851-852)
In Wb. V, 18 heißt es zu qaH: "I. jemandem (n) die Arme 'beugen' als Handlung der Begrüßung ... II. Seit D. 18 gewöhnlich als Ausdruck für das Ausstrecken des leicht gebeugten Armes beim Weihen des Opfers ... mit m mit Gaben". Von den genannten zwei Bedeutungen ist sicherlich die erste gemeint: Mögen die Wab-Priester dich ehrerbietig begrüßen, indem sie Wasser auf den Boden gießen ...
Eine Anmerkung noch zu a, das ja im Singular steht; wir würden so etwas erwarten wie: "mögen die Wab-Priester ihre Arme beugen ..." Zu diesem Phänomen bemerkt Gardiner, § 510:
Zitat:
Concord of number is much looser than in English ... 3. When a number of persons are described as doing something with some part of their bodies, Egyptian idiom speaks of that part in the singular.
sATw "Erdboden, Erde, Boden" (Hannig, S. 663) - Wb III, 423 erläutert noch: "I. Allgemeines ... etwas auf den Erdboden gießen u.ä."
Zur Wortstellung (Gardiner, Egyptian Grammar, § 66): Die normale Wortfolge Verb - Subjekt - Objekt - Adverb wird modifiziert, wenn das Subjekt oder Objekt ein Pronomen ist; gleiches gilt für die Folge Präposition n plus Suffixpronomen, die einen Dativ bildet. Dann gilt: Ein Substantiv darf nicht einem Pronomen vorangehen, ein abhängiges Pronomen darf nicht einem Suffixpronomen vorangehen. Daher ist das n=k im obigen Satz zwischen Verb qaH und Subjekt wab.w gestellt.
Nun zum zweiten Teil:
mj jrr.t n Jj-m-Htp m pH.wj n pAs "wie das, was gemacht wird für Imhotep mit dem Rest des Wassernapfes"
Die Schwierigkeit liegt sicher im jrr.t. Es handelt sich, wie RamsesXII herausgefunden hat, um ein Partizip, genauer um ein imperfektisches passives Partizip. Zur Form siehe Gardiner, § 358 unter 3ae inf. jrr.w 'which is done', wobei das r gelegentlich doppelt geschrieben wird. Partizipien können auch als Substantive verwendet werden (Gardiner, § 353): "Like other adjectives, it [the participle] can be used either as an epithet or as a noun". Zur speziellen Form jrr.t mit den Pluralstrichen führt Gardiner, § 354 aus:
Zitat:
The plural strokes are frequently added to feminine participles used without antecedent noun to express neuter ideas; exx. xpr.t 'that which has happened'; Ddd.t 'what has been said'; jrr.t 'what is done'.
Die imperfektische Form ist an der Geminierung (Verdopplung) bei Verben 3ae inf. zu erkennen. Das sind Verben mit einem sog. "schwachen" Konsonanten an 3. Stelle wie bei jrj. Der schwache Konsonant j fällt weg, dafür wird der 2. Konsonant verdoppelt. Grob gesagt, drückt die imperfektische Form aus, daß sich Dinge wiederholen oder fortdauernd sind. In unserem Falle heißt das also: wie das, was man zu tun pflegt für Imhotep ...
Partizipien werden gerne in Vergleichen herangezogen (Gardiner, § 398), Beispiel: "There was made a garden for me ... mj jrr.t n smr tpy as is done (lit. like what is done) for a foremost Companion".
pH.wj "(7) Rest, Überbleibsel" (Hannig, S. 288) - Wb I, 536: "B. Übertragen: Ende von etw. I. Ende, letztes Stück einer Sache ... g) Rest, Überbleibsel"
Michael, es ist immer wieder erstaunlich wie simpel alles klingt, wenn du ein bisschen feilst!
Ich möchte aber an einer Stelle einhaken.
Thomas, Ramses und ich haben gelesen a=sn, du umschreibst diese Stelle rmn=sn mit der Ergänzung Zitat:
rmn "Oberarm, Schulter" (Hannig, S. 465) - es handelt sich um D41 "Arm mit Handfläche nach unten und gebogenem Arm" (S. 1037), nicht um D36 "Vorderarm" (S. 1036) mit der Handfläche nach oben!
D 41 (Arm mit Handfläche nach unten) ist Determinativ zu qaH, so ist das auch bei Hannig (S. 851), im Wb (5.18) und im Zettelarchiv (DZA 30.321.360) dokumentiert. D 36 (Vorderarm, mit Handfläche nach oben) steht für Phon a und Log a, Arm. D 36 wird hier gefolgt von =sn, Suffixpronomen 3. Pers. Plural, folglich wird a=sn umschrieben und "ihren Arm" übersetzt.
Ich verstehe nicht, wieso das rmn=sn transkribiert sein soll.
auweia! Da habe ich wohl zu sehr gefeilt! Es war schon spät gestern abend
Du hast vollkommen recht: D41 ist Determinativ zu qaH und D36 ist a "der Arm", also nichts mit rmn! Die Übersetzung ist genauso wie Du es angegeben hast! Im "Eifer des Gefechts" habe ich D41 an der Stelle des D36 gesehen und es nachher nicht noch einmal überprüft - wie es sonst meine Art ist Aber ich habe ja aufmerksame Mitstreiter; ich werde meine Übersetzung korrigieren.
zum Abschluß dieser kleinen Serie eine Stelle aus einem Papyrus, der sich zwar nicht direkt auf Imhotep bezieht, aber sehr schön die Sitte einer Wasserspende für einen Weisen beschreibt. Näheres zum Papyrus folgt später.
Übersetzungsvorschläge bitte wie gehabt als verdeckten Text einreichen!
ich bin sicher, meine Kollegen werden richtige Vorschlaege zur Uebersetzung geben, es geht um pHerm 1116B 71 (oder Paralleltext auf einem Ostrakon). Diese Wendung ist aber sehr interessant.