Im Buch "Ägypten: Geschichte - Kunst - Menschen / Klett-Cotta-Verlag" hat mein Mann Johnny das Bild einer Stele von König Siptah entdeckt. Es handelt sich um eine Stele mit den Kartuschen König Siptahs in einem eher provinziellen Stils.
Johnnys Vermutung nach handelt es sich um eine der beiden aus dem Totentempel König Sethos I. in Qurna stammenden Stelen König Amenmesses, die von Siptah usurpiert wurden.
Leider gibt das Buch keinen Kommentar dazu und unsere Fähigkeit Hieroglyphen zu lesen, reicht leider hier nicht aus.
Kann jemand die Inschrift übersetzen oder hat nähere Informationen dazu? Für eure Hilfe wären wir sehr dankbar.
zu einer ähnlichen Frage hatte ich im "Magier-Forum" die Umzeichnungen der beiden Stelen von Amenmesse aus Qurna gestellt, die von Siptah usurpiert wurden. Man kann unschwer erkennen, daß keine der beiden dieser hier gleicht!
Es handelt sich um eine Stele aus Karnak, über die in den Cahiers de Karnak berichtet wird; im Artikel Jean Lauffray, Ramadan Sa'ad, Serge Saunereon, Rapport sur les travaux de Karnak. Activités du Centre Franco-Egyptien en 1970-1972, in: Karnak V, S. 1-42 (1975) [Achtung: etwa 6.6 MB!]. Dort finden sich eine kurze Bemerkung auf S. 28 sowie ein Photo auf Tafel 9.
Zitat:
Deux stèles, trouvées dans des déblais, se rapportent au rempart. L'une est au nom de Akhenre'-Setepenre' Merenptah-Siptah, et date de la fin de la XIXe dynastie. Elle commémore des travaux exécutés dans les remparts et se rapporte certainement à l'un des états de l'enceinte à bastions, sans qu'on puisse actuellement préciser lequel.
In etwa: "Zwei Stelen, im Abraum gefunden, beziehen sich auf die Befestigungsanlage [rempart]. Die eine ist auf den Namen Siptah ausgestellt und datiert auf das Ende der 19. Dyn. Sie gedenkt der in der Anlage ausgeführten Arbeiten und bezieht sich sicherlich auf eine der Umfassungsmauern, ohne daß man gegenwärtig genauer angeben könnte, welche."
Vielleicht wagen sich einige aus diesem Form an eine Übersetzung?
Vielleicht wagen sich einige aus diesem Form an eine Übersetzung?
Hallo allerseits, ich wage mich mal an die Inschrift!
Im oberen Bereich der Stele sind die beiden linken Spalten von rechts nach links zu lesen. Sie beziehen sich auf Amun. Die drei Spalten über dem König sind von links nach rechts zu lesen. Der Kopfschmuck der weiblichen Figur und die rechts davor stehenden Zeichen bilden eine eigenständige Einheit. Unter der Personendarstellung sind zwei Textzeilen, die von rechts nach links zu lesen sind.
Ca. in der Mitte der 1. Zeile ist ein Zeichen schwer identifizierbar; es ist W 11.
anx nTr nfr jrj(.n) Ax.t n jt=f Jmn dj(.n) sw Hr ns.t=f nsw-bjt.j nb tA.wj Ax-n-Ra stp-n-Ra Es möge leben der gute Gott, der Herrliches machte für seinen Vater Amun, der ihn auf seinen Thron gesetzt hat, der König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder: Emanation des Re, Auserwählter des Re,
sA-Ra nb xa.w mr.j-n-PtH sA-PtH dj anx jrj.n=f m mn.w=f n jt=f Jmn-Ra der Sohn des Re, Herr der Kronen, Merenptah Siptah, dem Leben gegeben sei. Er errichtete (es) als sein Denkmal für seinen Vater Amun-Re.
...die eine Personifikation der Stadt Theben ist! (Hannig S. 1197). Der Kopfschmuck ist mitzulesen - wieder mal eine harmonische Einheit von Bild und Text. Die Lesung beginnt mit dem Kopfschmuck und wird rechts davon, von oben nach unten fortgesetzt:
WAs.t-nxt.t nb.t xpS Das siegreiche Theben, die Herrin der Kraft
ich bin nicht so schnell wie Seschen, aber auch ich möchte diese Übung nutzen. Also – etwas Geduld noch, und an dieser Stelle taucht meine Lesung als versteckter Text auf
das sie sich von diesem merkwürdigem, "Wider die Maat" handelnden, Pärchen abwendet kann nicht wirklich überraschen ...
Nein, im Ernst, schon seltsam ... Vielleicht soll die Göttin die agierenden Personen schützen (so zu sagen, den Rücken frei halten ... ) ? Oder ich interpretiere schlicht und ergreifend zu viel rein.
Zitat:
... Cozi, M., Khefethernebes et la Stele de Hatschepsut, GM 143, 1994
Hab` zwar online Zugang zu GM, bin jedoch der Sprache des Erbfeindes leider nicht mächtig ...
Gruß, Lutz.
Nachtrag :
Aus Cozi, Massimo : La nécropole de Khefethernebes. - Göttingen: Universität / Ägyptologisches Seminar, 1996. - ISSN: 0344-385X. - Göttinger Miszellen - GM - 151. - S. 43, Umzeichnung einer Szene aus Karnak :
eventuell weiterführende Angaben zum Stück (Fundort/gegenwärtiger Standort/Inventar Nummer/etc.)
Nein, der Artikel "Die Epigraphik - ein Fachgebiet der Ägyptologie" von Michelle Parra-Aledo im obigen Buch führt die Abbildungen nur als erklärendes Beispiel auf. Die einzige Beischrift zu dieser Abbildung der Siptah-Stele ist:
Zitat:
Umzeichnung einer Stele des Königs Achenre-Septah (19. Dynastie). Für eine königliche Stele ist sie recht grob gearbeitet. Die zerstörten Teile sind in der Umzeichnung nicht ergänzt worden.
eventuell weiterführende Angaben zum Stück (Fundort/gegenwärtiger Standort/Inventar Nummer/etc.) ?
Zum Fundort ist auf den von mir bereits erwähnten Artikel von Lauffray, Sa'ad und Sauneron (Karnak V) zu verweisen. Ergänzend zu meinen Angaben:
Der Fund wird beschrieben im Abschnitt "6 Fouilles à l'Est du lac sacré" (S. 26-30), dazu gehören die Abb. 13 (Karte) und die Tafeln VIII-XI, also "Grabungen im Osten des Heiligen Sees", die ab Sommer 1970 stattfanden. Im Zusammenhang mit den Aufräumarbeiten 1971 werden die beiden Stelen genannt, von denen die eine die diskutierte ist.
Wo diese Stele jetzt abgeblieben ist, weiß ich leider nicht.
@Nefer: Vielleicht steht noch eine Information im Abbildungsverzeichnis irgendwo am Ende des Buches?
dj.n(=j) n=k qn(.t) nxt nb(.t) "ich gebe / verleihe dir jegliche Kraft (und) jeglichen Sieg" oder "alle Kraft (und) allen Sieg"
Es handelt sich um eine oft verwendete Formel auf den Reliefs.
D37 "Arm mit Brot" steht oft für rdj / dj (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1036-1037). Lesung rdj bzw. dj ist die mittelägyptische Aussprache, während es im Altägyptischen rDj bzw. Dj hieß. Zur Schreibung dieses unregelmäßigen Verbs: Gardiner, Egyptian Grammar, § 289, 1 mit dem Hinweis: "... it seems wise to omit r in transliteration wherever it is not written ..."
Zur Zeitform ist auf Gardiner, § 414 "Affirmative uses of the cDm.n=f form", Abschnitt 5 zu achten:
Zitat:
On a different footing is the common use of the cDm.n=f form in ritual texts and scenes to express an action simultaneously spoken of and performed ... In this usage there seems no notion of past time, so that the cDm.n=f form here appears to retain its primitive force of stressing the merely occurrent; such a translation as 'herewith I give to thee' renders the sense closely."
qn.t "Kraft" (Hannig, S. 858-859) - Man beachte auch den Hinweis im Wb. V, 45: "oft seit D.19 auch ohne t geschrieben"; daher hier zu ergänzen
nxt "Kraft, Stärke" (Hannig, S. 428) - Laut TLA ist es ein maskulines Substantiv; vermutlich weil es vom Verb nxt "stark sein" abgeleitet ist.
nb "jeder, alle" - die Femininendung wird oft weggelassen (Gardiner, § 48, 1) oder wird wegen des maskulinen nxt nicht benötigt.
Jmn-Ra nsw-nTr.w nb p.t HqA psD.t "Amun-Re, König der Götter, Herr des Himmels, Herrscher der Neunheit"
Jmn-Ra-nsw-ntr.w wird auch oft mit "Amunrasonther" (Hannig, S. 1188) übersetzt, nach der griechischen Form (LÄ II, 717, Stichwort: "Göttertitulatur").
psD.t "Neunheit (der Götter)" (Hannig, S. 296). Zur Schreibung siehe auch Wb. I, 559. In der Umzeichnung ist N9 bzw. N10 nicht geschrieben. Im Photo meine ich den Strich im Mondzeichen zu erkennen (Tafel IX, wie oben angegeben).
@Nefer: Vielleicht steht noch eine Information im Abbildungsverzeichnis irgendwo am Ende des Buches?
Leider steht auf Seite 222 des betr. Buches nur eine halbe Seite und betr. der Bilder (auch Seite 207) nur:
Zitat:
Die Epigraphe auf dem Vorsatzblatt sowie auf den Seiten 207, 211, 213 sind Originalepigraphe von Frau Francoise Le Saout, Epigraphikerin in dem Centre franco-egyptien in Karnak......Die Autoren
Herr der beiden Länder <name>Verklärter des Ra (und) erwählt von Ra</name>
nb xaw.w mr.n=i nTr-sA
Herr der Kronen <name>Ich habe Gottes Sohn geliebt </name>
Anmerkung: Ich kann hier kein Zeichen für den Gott Ptah erkennen, obwohl dies zu erwarten wäre. Fast könnte man meinen, es stünde dort C1D am Anfang, also Ra mit Sonnenscheibe über dem Kopf. Auch kann das letzte Zeichen kein "Gotteszeichen" sein, weil es sonst vor dem sA stehen müsste (glaube ich jedenfalls)
Der Thronname ist Ax-n-Ra stp-n-Ra (Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 1277) - siehe auch von Beckerath, Handbuch der Königsnamen, S. 162-163, der diesen Thronnamen für den 2. Regierungsabschnitt (Jahr 2-6) angibt. Laut LÄ V, 955-956, Stichwort "Siptah" bzw. Schneider, Lexikon der Pharaonen, S. 275 erst ab Jahr 3. Eine Ergänzung =j bei Ax-n-Ra ist nicht nötig. Man beachte die jeweilige ehrenvolle Voranstellung des Gottesnamens Re!
Mit Schneiders Übersetzung "Emanation des Re" kann ich mich nicht so recht anfreunden. "Nützlich dem Re" würde ich ganz traditionell übersetzen; Ax "nützlich sein" (Hannig, S. 11). "Verklärter / Ach des Re" ist auch möglich.
nb xa.w "Herr der Kronen" (Hannig, S. 586) - Laut Zettelarchiv zur Schreibung sind Singular und Plural "nicht klar zu scheiden"; also nicht xaw.w.
Der Eigenname ist sA-Ptah mrj.n-Pth - es gelten die gleichen Zeitangaben wie oben. Bei dem Zeichen handelt es sich offentlich um C102a der Extended Library. Im von Beckerath wird C102 verwendet, mit dem Was-Zeichen auf dem Knie. Auf dem Photo und der Umzeichnung ist dieses Zeichen nicht leicht zu erkennen. Der Beiname mrj.n-Pth gilt nach von Beckerath usw. als vorangestellt. Zur Form: Es handelt sich ein perfektisches passives Partizip (Gardiner, Egyptian Grammar, § 361 3ae inf.), das meist mit der Endung =y oder =w geschrieben wird.
Zitat:
Examples have also been given of writings without either =y or =w; often no reason can be assigned for these ... And again, when the preposition n follows ...
dj anx mj Ra D.t "dem Leben gegeben sei wie Re ewiglich"
In der hieroglyphischen Schreibung ist Re vorangestellt! mj Ra D.t "wie Re ewiglich" (Hannig, S. 991); D.t gilt hier als Adverb. Hierzu Gardiner, § 88 "Adverbial uses of nouns" (ähnlich § 205, 6):
Zitat:
Indications of time are often expressed by a noun used absolutely, i.e. without preposition. The normal position of such a noun is towards the end of the sentence, in the position regularly occupied by adverbs ... Very common adverbs are D.t 'eternally', lit. 'eternity' and ra nb 'every day'.
Das über dem Kopf der Figur die Hieroglyphen stehen, ist mir nur durch die Diskussion aufgegangen. Eigentlich hätte ich da auch selbst drauf kommen können, denn im Amduat ist das ja fast pausenlos so…
Für den Rest brauche ich definitiv noch mehr Zeit, da ich beruflich ziemlich viel unterwegs sein werde. Wenn die Auflösung noch bis nächsten Montag Zeit hat, dann könnte ich am Wochenende den Rest büffeln…
spontan war ich der Meinung, daß diese Passage mit WAs.t nxt.t "siegreiches Theben" zu übersetzen ist, wie es auch Seschen vorgeschlagen hat. Doch dann fand ich im Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 428 WAs.t nxt.tj "Theben ist siegreich (Titel der Stadt)". Siehe dazu auch WB I, 260 und II, 314 mit eben dieser Schreibung und den Parallelen mit ausgeschriebenem .tj. Die Schreibung T für das Pseudopartizip 3. Person Singular feminin ist in späten Texten oft belegt (Karl Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik der Texte der 3. Zwischenzeit, Wiesbaden, 1996, § 120), während die Endung Singular feminin bei Adjektiven überwiegend mit einfachem t geschrieben wird oder wegfällt (§ 171). Im LGG II werden auf S. 255 beide Übersetzungsmöglichkeiten aufgeführt.