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  Sarg
Schon von Anfang an gab es das Bestreben, den Toten, der in die Erde gelegt worden ist, zu schützen. In der Badari und Negade Zeit ist der Leichnam oftmals in Felle gewickelt worden. Vereinzelt wurde er aber auch in Holzkisten, auf Betten, in Tongefässe oder Matten gelegt.

Seit der 1. Dynastie scheinen dann Särge im engeren Sinne zur Regelausstattung einer Elitebestattung zu gehören. Es handelt sich dabei meist um einfache Holzkisten, deren Dekor oftmals eine Palastfassade nachahmt. Diese Kisten sind meist relativ kurz und breit, da die Toten in ihnen in Hockerstellung niedergelegt worden sind.

Mit der 2. Dynastie kommt die Streckbestattung auf. Dadurch verändern sich auch die Proportionen der Särge, die nun länger werden. Hockerbestattungen sind aber bei unteren Bevölkerungsschichten bis weit in die Erste Zwischenzeit hinein belegt.

Altes Reich
Die Särge des Alten Reiches sind meist einfache Holzkisten. Hohe Beamte und die kgl. Familie werden in --> Sarkophagen beigesetzt. Inschriften auf Särgen kommen vereinzelt in der 4. Dynastie auf, sind aber vergleichsweise selten. Der Grossteil der Bestattungen dieser Zeit ist ohne Sarg.

Am Beginn der 6. Dynastie wird der Grabkammer mehr Aufmerksamkeit geschenkt und in der Folge werden Särge auch immer wichtiger. Es entwickelt sich ein Standardsargtyp. Eine Holzkiste ist rundherum mit einen Inschriftenband versehen, ein weiteres Inschriftenband findet man auf dem Deckel des Sarges. Diese kurzen Inschriften nennen meist ein Anrufungsopfer und stellen somit die Versorgung des Toten im Jenseits sicher. Auf der linken Aussenseite ist ein Augenpaar aufgemalt, durch das der Tote im Sarg nach aussen schauen konnte. Der Tote lag im Sarg mit dem Kopf im Norden auf seiner linken Seite, nach Osten der aufgehenden Sonne entgegen schauend.

Ab dem Ende des Alten Reiches kommt es auch vor, dass die Sarginnenseiten dekoriert werden, wobei bei dieser Dekoration der Versorgungsgedanke klar im Vordergrund steht. So findet man Opferlisten oder Speicher auf den Sarginnenseiten aufgemalt.

In der 1. Zwischenzeit wird vereinzelt damit begonnen die Sarginnenseiten mit Texten, wohl meist Liturgien zu beschriften. Die Totenliturgien, die bei einem Begräbnis aufgesagt worden, sind nun in den Särgen angebracht und hatten so ihre Gültigkeit, bis in alle Ewigkeit.

In der Ersten Zwischenzeit wurden Särge immer populärer und selbst einfache Leute werden jetzt in einfachen undekorierten Holzkisten bestattet.

Mittleres Reich
Das Mittlere Reich stellt eine Bluetezeit in der Sargproduktion dar. Särge sind aussen und innen reich dekoriert, wobei sich klar regionale Unterschiede in den Dekorationsvorlieben feststellen lassen. In Assiut findet man z.B. doppelte oder sogar dreifache Textbänder auf den Sargaussenseiten. In Oberägypten werden oftmals Szenen auf die Sargaussenseiten gemalt.

Die Innenseiten sind bei den aufwendigsten Särgen mit langen Texten dekoriert, wobei es sich anscheinend um Liturgien handelt, die beim Begräbnis oder beim Herstellen des Sarges rezitiert worden sind. In dem sog. Gerätefries sind Teile der Grabausrüstung dargestellt, wobei sich im frühen Mittleren Reich vor allem Objekte finden, die direkt bei Toten niedergelegt worden sind (Sandalen, Schmuck, Leinen). Im späteren Mittleren Reich werden immer häufiger Objekte dargestellt, die mit der sog. Stundenwache in Verbindung stehen. Die Ereignisse der Stundenwache sind eventuell bei der Mumifizierung des Toten nachgespielt worden.

Am Ende des Mittleren Reiches verschwinden die Gerätefriese und Texte von den Sarginnenseiten. Die Aussenseiten sind nun meist mit einem umgehenden horizontalen Textband und diversen vertikalen Bändern beschriftet. Die darauf befindlichen Texte beziehen sich wiederum auf Ereignisse in der Stundenwache. Die Särge der Zweiten Zwischenzeit stehen in der gleichen Tradition, wobei vor allem Oberägypten die Anzahl der vertikalen Kolumen auf den Längsseiten erhoeht wird, mit bis zu 9 Kolumnen auf diesen Seiten. In der Zweiten Zeit gibt es eine Wiederbelebung der Tradition von längeren religioesen Texten auf Särgen, die meist auf den Sargaussenseiten angebracht sind und teilweise schon dem sog. 'Totenbuch' nahestehen.

Im Mittleren Reich kommen auch die ersten anthropoiden (menschenförmige) Särge auf, wobei es sich in dieser Zeit immer um innere Särge handelt. In der Zweiten Zwischenzeit wurden diese nun aber selbstständig und waren die einzigen Särge. In etwa zur gleichen Zeit wurden die Toten nicht mehr auf der linken Seite liegend sondern auf den Rücken liegend beigesetzt, was mit dem Aufkommen der anthropoiden Särge zu tun haben mag. Diese Särge sind meist mit einem Federkleid dekoriert, was ihnen den Namen Rishi (Rischi, arab. Feder) verliehen hat.

Neues Reich
Am Beginn des Neuen Reiches sind noch Kastensärge in Gebrauch, jedoch haben sich jetzt die anthropoiden Särge durchgesetzt. Sie sind weiss grundiert und zeigen manchmal Szenen mit Totenfeierlichkeiten. Die Texte nehmen wieder Bezug auf die Stundenwache, wobei das Textprogramm der Neuen Reichs-Särge standatisiert ist und nur wenige Variationen zeigt. Diese Texte finden dann auch Eingang in den sog. Totenbuchspruch 151. Unter Hatschepsut werden diese weissgrundierten Särge von schwarz grundierten abgeloest, wobei sich das Textprogramm aber kaum ändert.

In der Nachamarnazeit kommen verschiedene neue Sargtypen auf. Die schwarzen Särge werden nun langsam von gelb grundierten Särgen abgelöst, wobei das Dekorationsprogramm um Szenen des Toten vor verschiedenen Gottheiten erweitert wird. Es kommen jetzt auch Särge auf, die den Toten auf dem Deckel im Festgewand zeigen.

Sarg der Isis aus dem Grab des Sennedjem. Der Deckel zeigt Isis im Gewand der Lebenden

Dritte Zwischenzeit
Die Dritte Zwischenzeit kann als der Höhepunkt der Sargproduktion bezeichnet werden. Die gelben Särge sind nun der Haupttyp. Diese sind über und über mit religiösen Szenen geschmückt (z.B. der Tote vor div. Gottheiten, das Totengericht), die sich vorher teilweise auf den Wänden der Grabkapellen befunden haben. Die Texte beschränken sich meist auf die üblichen Opferformeln und Beischriften zu den Szenen. Da in der 21. Dynastie keine Grabkapellen mehr errichtet worden sind, sind diese Szenen offensichtlich stattdessen auf den Särgen angebracht worden. Die Bestattung eines Wohlhabenden bestand jetzt meist aus mehreren ineinander gelegten Särgen und einem Mumienbrett über der Leiche.

In der 22. Dynastie verschwindet dieser Sargtyp und die Särge werden nun wieder relativ einfach dekoriert, wobei sich im Inneren eines Sargensembles, das aus diversen Särgen bestehen konnte oftmals eine reich dekoriete Kartonnage befand. Am Ende der Dritte Zwischenzeit kommen wieder kastenförmige Särge auf, die mit ihren hochgezogenen Pfosten an den vier Eckpunkten ein ganz spezifisches Aussehen haben und wohl das Osirisgrab imitieren. Pfostensärge sind meist der äussere Sarg eines Ensembles, während die inneren Särge solch eines Sets anthropoid sind.

Am Ende der Dritten Zwischenzeit werden Särge wieder aufwendiger dekoriert, wobei neben Totenbuch und Pyramidentexten, lange Genealogien des Sarginhabers sehr typisch und beliebt sind.  

Spätzeit

In der Spätzeit werden für hohe Beamte wieder Sarkophage produziert, nachdem es diese kaum in der Dritten Zwischenzeit gab. Die Holzsärge stehen in der Tradition der späten Dritten Zwischenzeit und sind teilweise innen und aussen mit langen religiösen Texten (Totenbuch) dekoriert. Oft findet man ein Bild der Nut auf dem Deckel oder die Totengerichtsszene. Es gibt weiterhin Pfosten- und anthropoide Särge.
In der 30. Dynastie, wandeln sich die Proportionen der Särge, vor allem der Kopf wird immer grösser. Die Särge der Ptolemäerzeit stehen weiterhin in dieser Tradition.


Quelle:
John H. Taylor, Egyptian Coffins, Aylesbury 1989

Eingestellt durch: Udimu (19.05.2005)
Bearbeitet durch:  Udimu (27.05.2005)
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