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  Vogellauf
Darstellungen des Vogellaufes sind ziemlich rar. Die früheste Darstellung eines Vogellaufes findet sich im Tempel "Djeser djeseru" der Hatschepsut in Deir el-Bahari, und zwar auf der südlichen Westwand der hypostylen Halle die vor der Kapelle der Hathor errichtet wurde (siehe folgende Abb. aus Naville, E., loc.cit, Tafel 97). Angesichts der Tatsache, dass sich die anderen Kultläufe wie Sedfestlauf, Apislauf, Ruderlauf zum Teil bis ins Alte und Mittlere Reich zurückverfolgen lassen, dürfte es aber eher ein Zufall sein, dass der älteste Beleg für einen Vogellauf in die Zeit der Hatschepsut datiert. Nach Decker gibt es Belege für 16 Vogelläufe, die meisten stammen von Ramses II.. Die offensichtlich jüngste Darstellung im Tempel der Hathor von Dendera stammt von einem römischen Herrscher.


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Die Darstellung zeigt den grundlegenden Aufbau der Szene: der König (Hatschepsut, geändert auf Thutmosis II.), eilt im Laufschritt auf eine Gottheit zu (hier Hathor), in der vorgestreckten linken Hand hält er einen Vogel mit Schopf, in der rechten Hand ein Bündel von drei langen Stäben. In einigen wenigen Darstellungen sind es auch vier lange Stäbe, in späteren Szenen werden die Stäbe auch als kürzere Szepter dargestellt.
Zum königlichen Ornat gehören wie hier ein dreiteiliger Schurz mit Tierschwanz, Zeremonialbart, und Schulterkragen, spätere Darstellungen weichen hiervon nur geringfügig ab. Mehrheitlich auf trägt der König wie hier die Atef-Krone, in wenigen Ausnahmen auch die Rote Krone.
Die Köpfe der Stäbe sind hier nicht erhalten, in der entsprechenden Darstellung des Vogellaufes von Thutmosis III. in Kummeh enden die Stäbe in anx-, Dd-, und w3s-Zeichen, auf denen jeweils ein anderer Vogel sitzt (Ibis, Eule, Geier, nach Kees, loc. cit) – in späteren Darstellungen werden die Vögel auf den Stäben (Szeptern) gelegentlich weggelassen. Die folgende Abbildung zeigt einen entsprechenden Ausschnitt aus dem Vogellauf des Thutmosis III. in Kummeh, gut erkennbar sind anx-, und w3s-Zeichen am Kopf der Stäbe, ebenso darauf sitzende Vögel:



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Das Geschehen wird ebenfalls durch den senkrechten Text zwischen König und Göttin erläutert (nach Kees a.a.O., resp. Hannig):
jT.t gs.t n Hw.t-Hr Hrj.t-tp WAst jr=s Dj anx Dt = "Den Opferlauf durchführen für Hathor, Oberhaupt von Theben. Sie Hatschepsut macht (es), damit ihr Leben gegeben werde ewiglich."


Der in der Linken des Königs an den Beinen gehaltenen Vogel wird in der Beischrift nicht erwähnt, wegen der Ähnlichkeit mit einem Ibis und des dargestellten Schopfes wurde er häufig als "Schopfibis" bezeichnet. Heute wird der Vogel als --> Waldrapp (= Geronticus eremita) identifiziert; entsprechend zum Gardiner-Zeichen



Das Laufziel des Herrscher variiert in der Mehrzahl der Darstellungen, mit wenigen Ausnahmen eilt der Herrscher jedoch zu weiblichen Gottheiten, unter denen Hathor am häufigsten vertreten ist. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die bekannten Vogellaufdarstellungen:
Herrscher Ort Laufziel
Hatschepsut Deir el -Bahari, Hathorkapelle Hathor
Hatschepsut Buhen Satet
Thutmosis III. Karnak, Kapelle im Nordhof Hathor
Thutmosis III. Karnak, R. XLI Bastet
Thutmosis III. Semna, T. des Khnum Hathor
? Memphis, T. d. Ptah ?
Ramses II. Abydos, T. d. Sethos I. Amun + löwenköpfige Göttin
Ramses II. Abydos, T. d. Sethos I. ?
Ramses II. Karnak, Hypostyl Weret-hekau
Rames II. Karnak, Hypostyl ?
Herihor Karnak, T. d. Khons Re-Harachte
Darius I. El Charga, T. d. Amun Standarten
Nektanebos I.
usurp. von Schabaka
Medinet Habu, kl. Tempel Amun-Re
Ptolemaios II. Philae, T. d. Isis Isis
Ptolemaios IV Edfu, T. d. Horus weibl. Gottheiten
? (röm.) Dendera, T. d. Hathor weibl. Gottheiten



Schon früh war klar, dass die Darstellung nicht die wirkliche Opferung eines Vogels zeigt, sondern dass dieser, wie die zugehörigen Stäbe, eine symbolische Bedeutung haben muss. Da die Bedeutung der Attribute in den Beischriften nicht erklärt wird, muss man diese aus ihnen selbst ableiten.
Die Bedeutung der Stäbe (Szepter) scheint recht klar, sie tragen die Symbole - anx-, Dd-, und w3s-Zeichen - mit denen von altersher dem König alle Eigenschaften verliehen werden, die er als Herrscher braucht, gleich Re. Der König übergibt den Göttern das, was sie ihm zum Dank dafür wieder versprechen (dies wird tatsächlich in den späten Texten aus Edfu ausgesprochen, nach Kees, a.a.O). Die gelegentlich auf den Stäben (Szeptern) bzw. auf den anx-, Dd-, und w3s-Zeichen sitzenden Vögeln haben nach Kees keine besondere eigene Bedeutung, sie sollen offensichtlich die mythologischen Bedeutung der Stäbe nur verstärken.
Der Vogel in der Hand des Herrschers gehört sicherlich nicht zum "niederen" Geflügel, dass man auf Opfertischen findet. Seine Gestalt gleicht in allen Darstellungen immer dem Ax-Vogel, eine Deutung, die laut Kees durch die Beischriften in Dendera bestätigt wird: "dargebracht wird der Ax".

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass der Vogellauf in den Tempeldekorationen auffallend selten parallel mit anderen Ritualläufen auftritt. Die Darstellung eines Vogellaufes links zusammen mit einem Ruderlauf rechts vom Eingang zur Hathor-Kapelle im Tempel Djeser djeseru der Hatschepsut ist eine der wenigen Ausnahmen.



Quelle:
Decker, W., Herb, M, Bildatlas zum Sport im Alten Ägypten. Leiden, New York, Köln 1994
Hannig, R., Grosses Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. Mainz 1995
Kees, H. der Opfertanz des ägyptischen Königs. Leipzig 1912
Kees, H., Nachlese zum Opfertanz des ägyptischen Königs, Zeitschrift f. Ägypten, Bd. 52, 1914
Naville, E., The Temple of Deir el Bahari. Bd. IV, London 1894

Eingestellt durch: Iufaa (03.07.2005)
Bearbeitet durch: -
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