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  Yam
Yam(m) (= Jam) ist nach Wilkinson (loc. cit.)  ein semitischer Gott, der u. a. durch kanaanitische Quellen aus Ugarith belegt ist. Wilkinson bezeichnet ihn als tyrannische Gottheit der Meere und anderer Gewässer, der in Ägypten als wenig bedeutende, fremdländische Gottheit bekannt war, ohne dass sich jedoch ein Kult nachweisen lässt.


Etwas detaillierter ist der Artikel von Stadelmann. Danach berichtet ein fragmentarischer Papyrus aus der Zeit Haremhabs in einer "Erzählung vom Streit zwischen Astarte und dem Meer" (Helck hält den Papyrus für das ein Ergebnis von Übersetzungsübungen ägypt. Dolmetscher, die anhand kanaanäischer Mythen die Sprache erlernten; Helck, Beziehungen, zitiert nach Stadelmann).
Die Untersuchung des irrtümlich als "Astarte-Papyrus" bezeichneten Papyrus durch Gardiner ergab, dass nicht Astarte die Hauptfigur der Erzählung war, sondern die Personifikation des Meeres Pa-Yamm und dessen Machtansprüche und Tributforderungen an die Götterwelt. Nur unter Heranziehung von Parallelen zwischen der ägyptischen Erzählung und ugaritischen Mythen lässt sich der fragmentarischen Text  wohl überhaupt verstehen.


Yam(m) ist in Ugarit ein Sohn des Gottesvaters El, der wegen seiner verheerenden Macht von den Göttern gefürchtet wird. Yam(m) strebt die Herrschaft  über Götter und Menschen an, die El im versprochen hat und die mit Ausnahme von Ba'l von den anderen Göttern anerkannt wird. Wegen des Widerstandes fordert Yam(m) die Übergabe des Ba'l als Gefangenen. El wag es nicht, diese Forderung zurückzuweisen und bestimmt Ba'l zum Sklaven des Yam(m). Ba'l entbrennt darauf hin im Zorn und es kommt zum Kampf, bei dem Astarte Ba'l anfeuert. Ba'l siegt mit Hilfe von Waffen, die Kotzar im geschmiedet hat, Yam(m)s Machtbereich wird auf das Meer beschränkt, Ba'l bleibt König der Götter und Menschen.


Die ägyptische Erzählung ist ganz offensichtlich keine Übersetzung, sondern vermutlich eine freie Wiedergabe - ev. geht sie auch auf ältere Vorlagen zurück. Darüber hinaus ist die kanaanäische Erzählung ägyptisch, speziell memphitisch eingefärbt. Die kanaanäische Gotterwelt entspricht daher der memphitischen Neunheit, in die zu der Zeit auch schon Anat und Astarte aufgenommen worden waren. Ba'l wird fast überall, auch in dieser Erzählung, durch Seth ersetzt. Ptah ersetzt den Göttervater El und hat Nut zur Gemahlin (anstelle der kanaanäischen Atirtu). Astarte wird zur Tochter des Ptah.


Die Fragmente des "Astarte-Papyrus" beginnen bereits mit den Tributforderungen Yam(m) und seinen Ansprüchen auf den Herrscherthron. Renenutet überbringt der Tribut der Götter, aber Yam(m) ist nicht zufrieden und fordert mehr. Daraufhin beraten sich die Götter und rufen Astarte zu den Verhandlungen herbei.


Astarte erscheint vor den Göttern, erfährt von der Tyrannei des Meeres, und wird gebeten, den Tribut zu überbringen. Danach folgt ein längerer Abschnitt, dessen Handlung am Ufer des Meeres spielt. Die Bruchstücke dieses Abschnitts berichten anfänglich von einem Dialog zwischen Astarte und jemandem, der wohl nicht Yam(m) ist. Dieser taucht erst nach einer Lücke im nächsten Teilteil auf. Astarte hört sich seine Forderungen an und kehrt zu den Göttern zurück. Sie wird ehrenvoll empfangen, was sie aber berichtet fehlt.


Ihre Bemühungen waren jedoch offensichtlich erfolglos, denn nach einer weiteren Lücke wird von neuen Tributforderungen berichtet, so dass Nut sogar ihr Perlenkollier opfern musste. Nach weiteren Lücken und weiteren Tributforderungen (darunter nach dem "Ring des Geb", der seinem Träger die Herrschaft verleiht), wird schließlich davon berichtet, dass Seth die Götter zum Kampf auffordert. Damit endet die ägyptische Erzählung, weiteres erfährt man nicht.


Ganz offensichtlich hat am Ende doch ein Kampf stattgefunden, in dem Seth als Vertreter der Götter den Sieg errungen hat, denn im pHearst findet sich ein Zauberspruch zur Bekämpfung einer asiatischen Krankheit: "So wie Seth das Meer bekämpft hat, so soll Seth Dich bekämpfen, Du Asiatische".




Antike Quellen liefern keine klare Ikonographie, aber Yam(m) scheint eine Schlangengestalt gehabt zu haben (Wilkinson, loc. cit.). Möglicherweise wurde er von einem (siebenköpfigen) Monster begleitet oder er trat selber als dieses Monster auf.


Quelle:
Giveon, R., in: Lexikon der Ägyptologie, Bd. III. Wiesbaden 1975-86
Stadelmann, R., Syrisch-Palästinensische Gottheiten in Ägypten, Leiden 1967
Wilkinson, R.H., The Complete Gods and Goddesses of Ancient Egypt. London 2003

Eingestellt durch: Iufaa (11.08.2005)
Bearbeitet durch: -
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