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  el-Omari
El-Omari bezeichnet ein jungsteinzeitliches (neolithisches) Siedlungsgebiet südlich von Cairo. Das Gebiet liegt auf der östlichen Seite des Nils, nördlich von Helwan (Entfernung etwa 3 km). Ursprünglich wurden damit zwei Siedlungen, Omari A – B (Hoffman) bezeichnet, heute identifiziert man zusätzlich Omari C – F. Fast alle Siedlungen liegen verteilt um die Mündung des Wadi Hof. Die Siedlungsspuren erstrecken sich auf einer Fläche von ca. 750 x 500 m, die aber wohl zu keinem Zeitpunkt komplett besiedelt war. Die südlichste der drei Siedlungen, Omari A, ist vermutlich die älteste der drei, gefolgt von Omari B. Kalibrierte Radiocarbon-Messungen datieren den Beginn der Besiedlung in die Zeit zwischen 4600 und 4400 vor Chr.
Das Areal wurde ausgiebig durch Räuber geplündert und durch Sebakh-Graberei zerstört. Die erhaltenen Überreste zeigen jedoch, dass dort während der Jungsteinzeit wohl zuerst eine Gesellschaft entstand, die vom Fischen und vielleicht auch Jagen lebte, sich später dann zunehmend Ackerbau und Viehzucht betrieb.

Berichte über Funde von Feuersteinartefakten gab es laut Debono u. Mortensen bereits am Ende des 19. Jahrhunderts. Aber erst der französische Archäologen und Priester Paul Bovier-Lapierre plante eine systematische Untersuchung des Geländes und wies den jungen ägyptischen Mineralogen Amin El-Omari an, das Areal gezielt nach Plätzen mit Feuerstein-Artefakten abzusuchen. Im Frühjahr 1924 entdeckte El-Omari mehrere Fundplätze und plante Ausgrabungen für die nächste Saison. Unglücklicherweise verstarb el-Omari kurz danach. Mit Erlaubnis des ägyptischen Service des Antiquités führte Bovier-Lapierre im Winter 1925 14-tägige in dem Areal durch und benannte es nach Amin El-Omari (Hayes).

1943-1944, 1948, und 1952 wurden die Ausgrabungen von Fernand Debono fortgesetzt, aber durch den 2. Weltkrieg und später durch Gebietsansprüche des ägyptischen Militärs wiederholt unterbrochen. Die Ergebnisse der Ausgrabungen wurden letztlich erst 1990 publiziert (Debono u. Mortensen), eine aktuellere Zusammenfassung liefert Bard.

Von den Siedlungen blieben nur Pfostenlöcher und Gruben erhalten. Die Häuser/Hütten bestanden vermutlich aus mit Schlamm verputztem Flechtwerk. Alle Funde (Tonwaren aus lokalem Ton, Nadeln, Äxte, Sicheln aus Stein) stammen aus den Gruben, auf der Oberfläche des Areals fanden sich keine Siedlungsabfälle. Einzigartig für die Omari-Gesellschaft sind groß-griffige Messer aus grauem, nicht-lokalem Feuerstein (Schmidt).

Die Toten wurden offensichtlich nahe den Wohnhütten in aufgegebenen Vorratsgruben oder flachen Gräbern bestattet. In der Regel wurden die Toten auf die linke Körperseite mit dem Kopf nach Süden und Blickrichtung nach Westen in die Gruben gelegt. Die Mehrzahl der ausgegrabenen Toten waren zudem in Matten eingewickelt, einige wenige in Tierfelle. Grabbeigaben waren selten, häufig fand sich ein kleines Tongefäß vor dem Kopf oder den Armen, oder zwischen Armen und Beinen. Auffällig war die Grablege eines erwachsenen Mannes, vor dessen Händen ein Holzstab lag – möglicherweise ein Zeichen seiner Autorität oder ein Hinweis, auf magische Kräfte. Das Grab selbst war von Überresten von Holzpfosten umgeben, die entweder zu einer Hütte oder zu einem Zaun gehört haben könnten. Auch das Grab einer älteren Frau war von einer ähnlichen Reihe von Pfosten umgeben (Bard, loc. cit., S. 594).


Quelle:
Bard, K., Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. 1999
Debono, F. u. Mortensen, B., El Omari. A Neolithic settlement and other sites in the vicinity of Wadi Hof, Helwan. Archäologische Veröffentlichungen 82. Mainz, 1990
Hayes, W. C., Most Ancient Egypt: Chapter III. The Neolithic and Chalcolithic Communities of Northern Egypt. Journal of Near Eastern Studies, Vol. 23, 1964, pp. 242ff
Hoffman, M., Egypt before the Pharaohs. London 1984
Schmidt, Kl., Lower and Upper Egypt in the Chalcolithic Period. Evidence of the lithic industries: a view from Buto. Interregional Contacts in the Later Prehistory of Northeastern Africa, Posen 1996

Eingestellt durch: Iufaa (10.10.2017)
Bearbeitet durch: -
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