wer nicht weiter Pharaonennamen enträtseln möchte, kann sich an dieser Scheintür versuchen. Wiederum ist manches aus den vorherigen Übungen bekannt, einiges aber auch neu.
Die Abbildung stammt aus: Zahi Hawass, Hidden Treasures of the Egyptian Museum, Cairo / New York, 2002, S. 27
Material / Maße: Kalkstein; H. 69 cm; B. 46 cm Herkunft: Sakkara Datierung: Altes Reich
Sie ist von einer deutschen Gruppe ausgegraben worden. Weitere Angaben finden sich nicht im Katalog.
Viele Grüße, Michael Tilgner
Seshat Gast
Re: Übersetzungsübung: Neue Scheintür
« Antwort #1, Datum: 30.12.2005 um 14:33:31 »
Hallo!
Korrektur- und diskussionsbedürftig:
obere Zeile: Htp (r)Dj nsw Jnpw tpj-Dw=f n Sps(w)-nsw kAtp Ein Opfer das der König gibt an Anubis, der auf seinem Berg, für den Königsedlen Katep
Opfertischszene: Htp-(r)Dj-nsw pr.t-xrw n jmax(w) kAtp Ein Opfer das der König gibt, ein Totenopfer für den Ehrwürdigen Katep
unter dem Opfertisch: Sps(w) nsw kAtp der Königsedle Katep
Kolumne außen links: nfr-s.wt-Wnjs xnty-S anx Htp kAtp "Schön sind die (Kult)plätze des Unas" Untervorsteher der Pächter, (möge er) in Frieden leben, Katep
Kolumne außen rechts: nfr-s.wt-Wnjs xnty-S Sps(w) nsw sXAw n s.t kAtp "Schön sind die (Kult)plätze des Unas" der Königsedle, Schreiber des Ortes, Katep
Kolumnen innen: Htp-(r)Dj-nsw Wsjr pr.t-xrw n kAtp Ein Opfer das der König gibt an Osiris, ein Totenopfer für Katep
Da ich morgen nicht da bin: Guten Rutsch, allerseits! Gruß, Seshat
Kolumne außen rechts: nfr-s.wt-Wnjs xnty-S Sps(w) nsw sXAw n s.t kAtp "Schön sind die (Kult)plätze des Unas" der Königsedle, Schreiber des Ortes, Katep
Mein Vorschlag wäre: Der Pächter/Siedler (der Pyramidenstadt) "Schön sind die (Kult)plätze des Unas", der Königsedle, der Schreiber der Stätte [wohl der Pyramidenstadt (?)] Katep
obere Zeile: Htp-dj-nsw Jnpw tpj-Dw=f n Sps-nsw KAtp Ein Opfer das der König gibt an Anubis, der auf seinem Berge, für den Königsedlen Katep
Kolumne außen links: xntj-S Nfr-s.wt-(Wnjs)| smr-watj KAtp Pächter (in der Pyramidenanlage) "Schön sind die Stätten des (Unas)|", Einziger Freund (des Königs), Katep
Opfertischszene: Htp-dj-nsw pr.t-xrw n jmAxj KAtp Ein Opfer, das der König gibt, ein Totenopfer für den Ehrwürdigen Katep
unter dem Opfertisch: Sps-nsw KAtp der Königsedle Katep
Kolumne außen rechts: xntj-S Nfr-s.wt-(Wnjs)| Sps-nsw sS n s.t KAtp Pächter (in der Pyramidenanlage) "Schön sind die Stätten des Unas", der Königsedle, Schreiber von Rang, Katep
Anm.: Für das n s.t will mir einfach nichts Sinnvolles einfallen
Kolumnen innen: Htp-dj-nsw Wsjr pr.t-xrw n kAtp Ein Opfer, das der König gibt an Osiris, ein Totenopfer für Katep.
dank Eurer Bemühungen ist die Inschrift dieser Scheintür übersetzt; für Euren Einsatz vielen Dank!
Einige Anmerkungen:
Name
Der Name ist von Euch mit KA-tp transkribiert worden. Das ist nachvollziehbar, denn
hat die Lesung tp. Viele der altägyptischen Namen haben eine Bedeutung und können übersetzt werden. So findet man in Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 925 ein Wort tpj "erster (auch bester)" und andere Bedeutungen. Daher ist eine Lesung wie KA-tpj, vielleicht sogar KA(=j)-tpj "mein Ka ist der erste" anzusetzen, da das Suffixpronomen 1. Person Singular =j im Altägyptischen oft weggelassen wurde.
Zur Lesung von X8 "Kegelbrot"
@Seshat
Du hast die Formel
mit Htp-(r)Dj-nsw übersetzt, mit einem eingeklammerten (r). Damit willst Du wohl andeuten, daß das r zwar nicht geschrieben, aber in der Umschrift zu ergänzen ist.
Das ist nicht notwendig! Ich habe den Teil des § 289 "Anomalous Verbs" aus Gardiner, Egyptian Grammar eingescannt, in dem er sich mit der Schreibung von rdj befaßt. Seine Resumée:
Zitat:
In any case it seems wise to omit r in transliteration wherever it is not written ..."
Ähnlich äußert sich Elmar Edel, Altägyptische Grammatik, 1955, § 459:
Zitat:
Dass r:X8 nicht etwa die ausführlichere Schreibung für gleichlautendes, rein ideographisch geschriebenes X8 darstellt, zeigen die Schreibvarianten ... [folgen Belege]. Angesichts der koptischen Formen ... wird man also neben r:X8 rDj ein gleichbedeutendes Djj ansetzen müssen ...
In jedem Fall ist - da es sich um eine Inschrift aus dem Alten Reich handelt - die Lesung Dj statt mittelägyptisch dj zu verwenden.
Weiteres zu den Transkriptionen
Hannig, S. 815 setzt Spsw für den "Edlen" an, wegen einer im Altägyptischn belegten ausführlichen Schreibung.
@ Seshat
jmAxw wird mit Aleph A geschrieben, nicht mit Ajin a.
@Astrodoc
Ich würde - zugegebenermaßen Geschmackssache - die Schreibung jmAx auf die "Standardform" jmAxw ergänzen, da ein j nicht geschrieben wurde.
Titel "Pächter (der Pyramidenanlage) ..."
@Astrodoc
Dein Vorschlag, den Pyramidennamen als aus Ehrengründen vorangestellt zu sehen, paßt zu anderen Belegen dieser Art im Thesaurus Linguae Aegyptiae (Registrierung erforderlich), z.B. xnt.j-S-Mn-nfr-Pjpj "Chentischi an (der Pyramidenanlage) Die Vollkommenheit des Pepi dauert". Dort wird die Bezeichnung xntj-S mit "Chentischi (Pächter?)" übertragen.
Wir haben also hier eine zweimalige Umstellung: Zum einen wird der Pharaonennamen Wnjs vorangestellt, zum anderen der Name der Pyramide insgesamt im Titel.
Titel "Schreiber der Stätte"
Für den Titel sS n s.t konnte ich bisher keinen anderen Beleg finden.
Viele Grüße, einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Michael Tilgner
ich habe etwas Probleme mit den Titeln. Katep trägt an 3 Stellen der Scheintür (zum Teil an bevorzugten Plätzen) den Titel Spsw-nsw. Laut Hannig WB 3 S. 731 ist es vielleicht ein Jugendtitel von Angehörigen vornehmer Familien. Also eigentlich nichts besonders tolles.
Nun wird von Astrodoc (Seschen verbessert sich anschließend dahingehend) in der linken äußeren Kolumne nach dem Pächter .. der Titel eines smr-watj gelesen - des Einzigen Freundes. Nur ein einziges Mal auf der Scheintür erwähnt, damit scheinbar wesentlich unbedeutender wie der Titel des Spsw-nsw. Hat der Titel hier schon soviel an Bedeutung eingebüßt?
vielleicht ist die Stele nur ein Teil der Grabdekoration und an anderen Orten im Grab finden sich noch weitere Titel und eben auch der 'einzige Freund' etwas häufiger
Ansonsten kann ich mir da auch keinen Reim drauss machen. Kenne das Phänomen aber auch von anderen Gräbern.