KANOPOS-DEKRET
Kanopos, Ptolemäische Zeit, 238 v. Chr.: Kalkstein Kairo, Ägyptisches Museum Das Priesterdekret von Kanopos ist nicht nur das älteste, sondern auch das am besten erhaltene Dokument einer im Jahre 238 v. Chr. abgehaltenen ptolemäischen Priestersynode. Das Dekret ist in derselben Art und Weise wie der Text auf dem Stein von Rosetta zweisprachig abgefasst, in griechisch und ägyptisch; der ägyptische Text ist in zwei Schriftformen, und zwar mit Hieroglyphen und mit demotischer Schrift, wiedergegeben. Die große Bedeutung des Kanopos-Dekret besteht darin, dass hier der erste Versuch dokumentiert wird, das Auseinanderdriften vom bürgerlichem Wandeljahr von ca. 365 Tagen (360 Tage und fünf Zusatztage, die soge- nannten Epagomenen) und dem eigentlichen Sonnenjahr von 365 Tagen zu verhindern, indem man durch Einführung eines alle vier Jahre einzuschie- benden 6. Schalttages die Jahresanfände der beiden Zylken - des bürgerlichen Wandeljahres und des Sonnenjahres - koordinierte. Die Durchführung scheiterte jedoch am Widerstand der traditionell eingestellten Priesterkaste. Erst während der römischen Kaiserzeit wurde diese Idee mit dem julianischen Kalender in die Realität umgesetzt.
© Foto und Text by Ptah
|