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Amun-ta-mit (Gott)
Amun (Gott)
Atum (Gott)
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  Tefnut (Göttin)
Tefnut wurde in ihrem Hauptkultort Leontopolis mit einem Löwen identifiziert. In Buto wird sie als flamingogestaltiges "Kind des unterägyptischen Königs" verehrt (gemeinsam mit Schu). Sie wird auch als menschliche Gestalt mit einem Löwenkopf dargestellt, in Elkab erscheint sie sogar in Gestalt eines Geiers.
Als Kopfbedeckung trägt sie eine Sonnenscheibe die von zwei Schlangen umringt ist. Tefnut hat die Beinamen: Herrin der Schlange, Stirnschlange am Haupte aller Götter.

Die Göttin Tefnut (auch Tefnet) war die Schwester des Luftgottes Schu . Die beiden Geschwister waren die ersten Gottheiten, die aus dem Körper des Atum hervorgegangen sind. Mit ihr und ihrem Brudergemahl Schu entstand die Zweiheit und Zweigeschlechtlichkeit, die aus der Einheit ihres Vaters Atum geschaffen wurde. Sie bildeten das "Paar, das die Götter erzeugt hat". Tefnut und Schu zeugten Geb, den Erdgott und Nut, die Himmelsgöttin, daher kann man in Tefnut auch einen Teil des Weltenbaus sehen.

Durch die spätere Verschmelzung von Atum und Re wurden die beiden auch zu seinen Kindern und galten als die Augen des Re. Tefnut wurde das Mondauge zugeordnet, sie kann aber durch mythische Querverbindungen auch zum Sonnenauge und dadurch zur Uräusschlange werden.
Allerdings gibt es auch noch eine weitere Version der Abstammung Tefnuts.

Es gab einen Gott Tefen. Von ihm wird selten berichtet, aber er gehört mit Tefnut zusammen. In Pyr. 317 treten beide, wie es scheint, als ein um sein Erbe streitendes Geschwisterpaar auf. An die Stelle dieses Tefen, den Sethe (Amun p. 35) sogar als sekundäre Schöpfung eliminieren möchte, könnte sich Schu geschoben und damit Tefnut zu sich hinübergezogen haben. Mit einer solchen doppelseitigen Bindung könnte möglicherweise zusammenhängen, daß auch die Legende über die Herkunft der Tefnut zwiespältig ist. Denn es gibt eine Version, die sie nicht von Atum abstammen, sondern mit Schu von Isis in Chemmis geboren werden läßt.

Wie immer es auch um die Urbedeutung der Tefnut stehen mag, im Rahmen der Lehre von On ist sie nicht mehr als weibliche Ergänzung zu Schu . Mit ihm hängt Tefnut stets aufs engste zusammen, so daß sie überwiegend in Gemeinschaft mit ihm auftritt und die Namen beider oftmals als eine Einheit aufgefaßt werden können (in römischer Zeit werden sie zum Zodiakalzeichen der Zwillinge). Manche Sonderfunktionen des Schu gehen auch auf Tefnut über. So kann ihr ein Anteil an der Erhebung des Himmels zugesprochen oder der erfrischende Nordwind auf sie zurückgeführt werden.

Wenn von einem mythischen Königtum der Tefnut die Rede ist, als dessen Erbinnen sich die Gottesweiber der 25. und 26. Dyn. betrachten, so ist auch das nur ein Abglanz der Königsherrschaft des Schu , die Geb übernahm, nachdem er seiner Mutter Tefnut Gewalt angetan hatte. Tefnut allerdings bleibt nicht in der passiven Rolle der Gemahlin. Sie wächst zu selbständiger Bedeutung auf und wird bald zu einer der mächtigsten Göttinnen. Aber auch dann tritt sie nicht aus der Gemeinschaft mit Schu. In einem sich gegenseitig bestimmenden und ergänzenden Handeln bleiben beide Gottheiten einander verbunden, so daß sie in Mythos und Kult stets in einem beziehungsvollen Wechselspiel stehen. Von grundlegender Bedeutung war es, dass man Schu und Tefnut schon früh mit dem Löwenpaar identifizierte, daß man in Leontopolis verehrte. Damit gewann Tefnut einen festen Kult. Schon in On hatte sie einen Kult besessen. Sie war hier "Herrin der unteren Menset", d. h. einer Stätte, die wahrscheinlich als Ort ihrer Erzeugung galt und durch eine "obere Menset", die man Schu zuwies, ergänzt wurde. Aber dieser Kult diente eigentlich nur mythischer Erinnerung; jetzt allerdings trat Tefnut als Löwin in den Kreis der Ortsgötter.

Tefnut wurde zur Uräusschlange, die zugleich das Sonnenauge ist. So wird Ramses III. vor ihr als der "Tochter des Re, die an seiner Stirn ist" räuchernd dargestellt und in späten Texten wird sie dann als die "Stirnschlange am Haupte aller Götter" verehrt. Daher kann sie auf ihrem Löwenhaupt an Stelle der mit einem Uräus umwundenen Sonnenscheibe nur eine Schlange tragen. Zu ihrem Wesen fügt sich die Auffassung als feuersprühendes, verzehrendes Sonnenauge. Die ungebändigte Kampfeslust, die ihr als Löwin eigen ist, entlädt sich nun in ihrem Walten als Stirnschlange des Re. "Wenn Re den Himmel jeden Morgen durchfährt, dann ruht Tefnut auf seinem Haupt und sendet ihren Feuerhauch gegen seine Feinde" (Papyrus Harris). Daß sie diese verbrenne, findet sich in späten Texten (z.B. Onurislegende). Eines ihrer häufigsten Beiworte ist daher "Herrin der Flamme". Auch die Feinde des --> Osiris fallen ihrem Gluthauch zum Opfer.

Vor allem aber knüpft sich an Tefnut die Legende, die das Sonnenauge in der Ferne weilen und auf Geheiß des Re nach Ägypten gebracht werden läßt. Als wilde, blutdürstige Löwin haust Tefnut in den Wüstentälern des Südosten in Bugem. Re verlangt nach ihr; denn sie ist seine Tochter und er bedarf ihrer Kraft zum Schutz gegen Feinde, die ihn bedrängen. So sendet er Schu und Thot aus, sie zu holen. Sie erfüllen in Gestalt von Affen den Auftrag und bewegen durch "schöne befriedende Reden" die Göttin zum Aufbruch nach Ägypten

Dabei wird sie nicht als Löwin, sondern als äthiopische Katze geschildert. Wenn aber Zorn sie packt, verwandelt sie sich immer wieder in eine "wilde Löwin". Damit wird die Doppelseitigkeit ihres Wesens zum Ausdruck gebracht. Eine Inschrift auf Philae beschreibt dies: "Sie ist zornig als Sachmet und fröhlich als Bastet". Beide, Sachmet, die grimmige Löwin, und Bastet, die heitere Katze, sind in Tefnut vereinigt. Denn trotz ihrer Befriedung und Wandlung sind die wilden, raubtierhaften Instinkte in ihr nicht erloschen und können jederzeit wieder ausbrechen. Deshalb spielen in ihrem Kult Besänftigungsriten eine große Rolle. Zu ihnen zählen außer Sprüchen, Musik und Tanz auch die Opferung von Wein.

In festlichem Zuge erreichen sie bei Philae die Grenze Ägyptens. Hier reinigt Tefnut ihre Glieder in den Wassern des Abaton und "Schu kühlt ihre Wut". Damit wandelt sich ihr Wesen. Aus der wilden Löwin wird eine freundliche Frau; sie wird sogar zu Hathor selbst. In deren Gestalt wurde sie auf Philae in einem besonderen Tempel, dem "Rufhaus" , verehrt, während sie auf Bigga, wo sie gleichfalls ein Heiligtum hatte, als die Flammengöttin Upes Platz nimmt.

Dann fährt sie weiter nilabwärts. An neun Städten landet sie, mit Freuden begrüßt. Auf diesen Einzug, an den alljährliche Prozessionen erinnern sollen, leiten sich die Kulte der Tefnut zurück. Eine seiner Stätten war Ombos. Hier war Schu heimisch geworden und so zog er Tefnut nach sich, "die gute Schwester". So lautet ihr Kultname, der wieder auf die Besänftigung ihres Charakters hindeutet. Durch Schu gelangte Tefnut weiter nach Esna (Latopolis). Denn dessen Gott Chnum hatte sich mit Schu vereinigt. Zudem bot die Löwengöttin Menhit, die hier verehrt wurde und nun mit Tefnut verschmolz, einen Anknüpfungspunkt. Infolge ihrer Gleichsetzung mit Hathor zieht Tefnut außedem in Dendera ein, das man sogar als ihren Lieblingssitz bezeichnet. Von hier aus dringt ihr Kult weiter nach Edfu. Natürlich suchen auch sonst lokale Kulte die: .große Göttin an sich zu ziehen. In Elkab gibt es einen ptolemäischen Felsentempel, der am Eingang eines Wadis liegt, dort wird Tefnut mit einer der Geiergöttin Nechbet gleichgesetzten Hathor verschmolzen, deren Beiwort "Herrin des Wüstentals" auf die Heimat der Tefnut hindeutet. Daher erscheint hier Tefnut in Gestalt eines Geiers.



Quelle:
www.manetho.de

Eingestellt durch: semataui (19.05.2003)
Bearbeitet durch: -
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