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Re: Pyramiden: Klappe die 32.

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Geschrieben von Gitta am 09. Juli 2001 23:27:49:

Als Antwort auf: Re: Pyramiden: Klappe die 32. geschrieben von Gerd am 09. Juli 2001 19:45:28:

Ganz besonders interessant fand ich die Sache mit den 2 Gräbern für ein und dieselbe Person. Könnte ich mir so erklären: 2 Länder = 2 Gräber, um keinen Gott zu kränken (meine jetzt horus für Öberägypten und Seth für Unterägypten, oder umgekehrt :-) )

Wieso eigentlich immerzu Seth für Unter- und Horus für Oberägypten (hab ich hier irgendwo schon mal gelesen)? Woher kommt denn bloß diese Zuweisung? Horus steht für ganz Ägypten, sogar schon zu einer Zeit, als beide Länder noch nicht vereinigt waren (vergl. Bonnet). Und Seth steht höchstens noch für Wüste und wenn schon ortsbezogen, dann käme der 11. OBERägyptische Gau in Frage, der Seth in seinem Wappen führt.

Die Sache mit den Scheingräbern, den Kenotaphen, habe ich schon mal erklärt. Magst Du das vielleicht mal lesen?

Da bleibt da noch die Frage mit der Bauzeit. Ich meine nehmen wir mal folgendes an: Cheops kommt auf den Thron, veranlasst den Bau seiner Pyramide (ein gigantisches Werk, man vermutet 20 Jahre Bauzeit), im 10 Jahr seiner Regierung kommt Cheops auf der Jagd um. Schweres Los für Chefren: Er muß Cheops seine Pyramide weiterbauen und auch seine eigene errichten (bleibt die Frage wo "lagert" Cheops seine Mumie in der Zwischenzeit bis die Pyramide fertig ist).
>Bei Djoser kann ich mir das noch erklären, denn seine Pyramide war ursprünglich eine Mastaba, also relativ schnell zu errichten. Djoser starb aber nicht so früh, also noch eine 2. Stufe drauf usw.. Wäre Djoser früher gestorben: egal sein Grab war fertig (hätte dann vielleicht nur 3 Stufen gehabt).
>Wie sah das aber bei den 3 "Großen" Pyramiden aus, die ja wohl von Anfang an als "echte" Pyramiden geplant waren. Was wäre wenn Cheops, Chephren oder Mykerinos vor der Fertigstellung gestorben wäre ?

Auch dazu habe ich schon mal was geschrieben. Dann hätten die Baumeister ein Problem gehabt. Haben sie aber nicht, wie wir sehen, denn die Grabmale sind fertiggestellt worden. Diese was-wäre-wenn-Frage ist völlig irrelevant. Die Bauarbeiten wurden frühzeitig mit einem ungeheuren logistischen und materialintensiven Aufwand begonnen. Ganz nebenbei endete diese Materialschlacht schließlich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten (Materialknappheit, teurer Totenkult). Deshalb mußte man sich schließlich von den monumentalen Pyramiden als Grabanlage verabschieden. Wie Grabstätten aussehen können, wenn Könige frühzeitig sterben, dafür gibts Beispiele im NR.

>Könnte es also nicht sein, daß die Pyramiden wirklich nur Scheingräber waren, die zwar dem betreffenden Pharao gewidmet waren (zwecks Totenkult u.ä.), aber die wirklichen Gräber ganz woanders sind.

Die Logik verstehe ich nicht. Wenn die Zeit nicht reicht, um sich ein monumentales Grabmal zu bauen, wie soll sie dann für ein monumentales Scheingrab reichen?

>In seinem Buch führt er auch einn Papyrus aus dem (mittleren ?) Reich an, indem ein Pharao befiehlt: Das Grab ist fertig, der Verstorbene ist bestattet, aber baut ihm (sozusagen als denkmal) noch eine Pyramide.

Ach, jetzt versteh ich. Nach dem Tod eines Königs wurde ihm eine monumentale Pyramide als Denkmal gebaut mit einer Bauzeit von zig Jahren. Das entspricht aber ganz und gar nicht den ägyptischen Vorstellungen, wenn man mit dem Kult für einen verstorbenen König erst nach Jahren beginnen kann, weil seine Kultstätte (einschließlich einer Pyramidenstadt mit Priestern und Ländereien mit dem entsprechenden Personal, das für den Kult arbeitet - alles durch Ausgrabungen belegt) nicht früher fertig wird.

>Ist an der These was dran oder sind Mendelssohn und ich völlig auf dem Holzweg ?

Ich würde sagen, ja, und Dir ebenfalls Miroslav Verner empfehlen.

Gitta

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